Jaisalmer Fort Rajasthan Indien
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Jaisalmer: Goldene Oasenstadt inmitten der Wüste Indiens

Von
Indien

Wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht liegt die Oasenstadt Jaisalmer inmitten der Wüste Thar, nahe der Grenze zu Pakistan. Goldene Stadt wird sie dank ihrer goldgelben Sandsteinhäuser genannt, die im warmen Licht der Abendsonne besonders schön leuchten.

Die meisten Reisenden kommen nach Jaisalmer, um an einer Wüstensafari teilzunehmen. Auf den Rücken der Kamele reiten sie durch den heißen Sand, in der Hoffnung, sich bis zum Horizont erstreckende Sanddünen sowie die zauberhafte Stille der Wüste vorzufinden. Doch die Realität sieht leider anders aus, denn das Geschäft mit den Kamelsafaris ist hart umkämpft.

Bereits auf den Werbefotos der Reiseagenturen werden die meterhohen Sanddünen von Touristenmassen überrannt. Von endloser Weite und einsamem Wüstenfeeling keine Spur. Schlangenbeschwörer, kostümierte Bauchtanzgruppen und junge Kameltreiber, die sich zum Fotoshooting anbieten, schrecken uns endgültig ab, eine solche Wüstensafari zu buchen.

Viel lieber verbringen wir den Tag in Jaisalmer, dem westlichsten Punkt unserer Nordindien Rundreise mit Shoestring und stellen fest, wie märchenhaft die uralte Oasenstadt doch ist. Früher diente sie als Zwischenhalt für Kamelkarawanen, die auf dem Weg in den Orient waren, um dort wertvolle Stoffe, Gewürze, Elfenbein und Opium zu verkaufen. Heute schneidet die 60 Kilometer entfernte Grenze zu Pakistan die alte Seidenstraße ab.

Jaisalmer Rajasthan Golden City

Gadisar Lake

Am frühen Morgen besuchen wir den Gadisar Lake, der im Jahre 1367 zur Wasserversorgung angelegt wurde. Nebelschwaden hängen über der Wasseroberfläche als wir das Ufer durch einen hübschen Torbogen erreichen und auf den kleinen Pavillon blicken, der inmitten des Sees steht und trockenen Fußes nicht zu erreichen ist.

Ein Feuergeruch liegt in der Luft. Es ist kühl. Die friedliche Stille wird lediglich vom Gurren der vielen Tauben unterbrochen. An den Ghats, den Badetreppen, die hinunter zum Wasser führen, warten bunte Boote darauf, Touristen über den See zu schippern. Diese stehen allerdings lieber mit Toastbrotscheiben am Ufer, um die riesige Schar von abartig großen Welsen zu füttern, die gierig ihre Mäuler aufreißen.

Jaisalmer Rajasthan Gadisar Lake
Jaisalmer Rajasthan Gadisar Lake

Jaisalmer Fort

Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Jaisalmer Fort, das majestätisch auf einem Hügel über der Stadt thront. Es gehört zu den größten Festungen der Welt und wird noch heute von zahlreichen Familien bewohnt, die ihren Lebensunterhalt mittlerweile vom Tourismus bestreiten.

Planlos streifen wir durch das verwirrende Labyrinth aus engen Gassen und lassen uns vom bunten Treiben verführen. Freundlich lächelnde Händler preisen uns ihr Angebot an, das von Ketten und Ohrringen bis hin zu bunten Schals und Tüchern, bestickten Umhängebeuteln, Postkarten und Tongefäßen reicht: „My friiiiiend, come see my shop! Very good price for you!“

Zwischen all dem Krimskrams fühle ich mich ein wenig wie zu Hause, auf dem Berliner Mauerpark Flohmarkt, mit der einzigen Ausnahme, dass dort keine Borstenschweinchen im Müll wühlen, keine heiligen Kühe mitten im Weg stehen, wir von Tauben angeschissen werden und übel stinkende Abflusskanäle an uns vorbei fließen.

Jaisalmer Fort Rajasthan
Jaisalmer Fort Rajasthan
Jaisalmer Fort Rajasthan Indien
Jaisalmer Fort Rajasthan

Im Gegensatz zu einigen anderen Städten in Rajasthan, in denen wir wie Aliens angestarrt werden, ist Jaisalmer ein Touristenort mit echtem Traveler Charme. An jeder Ecke gibt es bunt bemalte Cafés, die mit Pancakes und echtem Milchkaffee nach italienischer Art werben. German Bakerys verkaufen Apfelkuchen, Zimtschnecken und Schokocroissants und in beinahe jedem Shop sind die beliebtesten Reisebücher wie The Alchemist, Shantaram und Eat Pray Love erhältlich.

Jaisalmer Fort Shiva Cafe
Jaisalmer Fort Rajasthan Cafe
Jaisalmer Fort Rajasthan

Jain Tempel

Inmitten der vielen wuseligen Gassen des Forts befinden sich fünf wunderschöne Jain Tempel, die zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert erbaut wurden. Von außen wirken sie relativ unscheinbar, doch als wir neugierig das Tempelinnere betreten, empfängt uns ein eine wahre Pracht: Ein Gesamtkunstwerk aus filigranen Holzschnitzereien, bei dem jeder Zentimeter mit Ornamenten verziert zu sein scheint.

Räucherschwaden ziehen durch die verschachtelten Räume, in dessen Mittelpunkt jeweils eine Tirthankara Statue im Meditationssitz verehrt wird. Im Jainismus gilt sie als Mittler zwischen der materiellen und der spirituellen Welt. Eine friedliche Stimmung umgibt uns. Solange nicht zu viele Menschen gleichzeitig hineinstürmen, sind die Jaintempel eine echte Ruheoase inmitten des Trubels.

Jaisalmer Rajasthan Jain Tempel
Jaisalmer Rajasthan Jain Tempel

Prunkvolle Havelis

Auch außerhalb des Forts, in den Gassen der Altstadt, gibt es einiges zu entdecken. Da wären zum Beispiel die Havelis, prunkvolle Villen mit kunstvoll verzierten Fassaden, die den reichen Kaufmannsfamilien gehörten.

Dadurch, dass in Jaisalmer wichtige Handelsrouten zwischen Indien und Vorderasien zusammenführten, wurde hier ein Vermögen mit Opium und Schmuggel erwirtschaftet. Einige der Havelis wurden zu Museen umgebaut und können heute von innen besichtigt werden. Ebenso lohnend ist ein Bummel durch die umliegenden Gassen.

Jaisalmer Haveli Rajasthan
Jaisalmer Fort Rajasthan Indien
Jaisalmer Haveli Rajasthan Indien
Jaisalmer Fort Rajasthan Indien

Am späten Nachmittag, kurz bevor die Sonne ihren tiefsten Punkt erreicht, suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen auf einer der vielen Dachterrassen von Jaisalmer. Vom Free Tibet Restaurant haben wir einen fantastischen Blick auf die Sandsteinhäuser, die im Sonnenlicht golden leuchten. Gleich dahinter beginnt die Wüste Thar. Nur 60 Kilometer sind es von hier bis zu pakistanischen Grenze.

Während wir uns Kingfisher Bier, köstliche Gemüse Curries mit Reis und Chapati schmecken lassen, beobachten wir, wie die frische Wäsche auf den Flachdächern im Wüstenwind flattert und einheimische Jungs ihre selbstgebastelten Papierdrachen steigen lassen.

Langsam verschwindet die Sonne am milchigen Horizont und es wird kühl in der Oasenstadt. Ein wundervoller Tag in Jaisalmer geht zu Ende…

Jaisalmer Fort Rajasthan
Jaisalmer Free Tibet Rooftop Restaurant
Jaisalmer Free Tibet Rooftop Restaurant

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10 Kommentare
  1. Kathrin

    29. Januar 2017

    Wow, was für tolle Bilder Julia! Besonders die heiligen Kühe mitten in der Stadt, einfach genial! Da bekomme ich richtig Lust auf Indien :-)

    • Julia

      4. März 2017

      Vielen lieben Dank Kathrin. Die heiligen Kühe stehen in Jaisalmer wirklich
      in jeder noch so engen Gasse, mitten im Chaos und stolzieren seelenruhig
      durch die Gegend, ohne sich an den Touristen oder dem hektischen
      Treiben zu stören. Ein grandioser Anblick!
      Alles Liebe, Julia

  2. Moni_ri

    2. Februar 2017

    Wow, bei den wunderschönen Bildern bekommt man direkt Lust sich hier und jetzt dorthin zu beemen :) Wirklich wunderschön…

    • Julia

      4. März 2017

      Vielen lieben Dank für dein Kompliment!
      Ich freue mich sehr, dass dir mein Bericht gefällt.
      Viele Grüße, Julia

  3. Christina

    4. Februar 2017

    Oh mein Gott, bei jedem einzelnen Foto war ich geflasht!!! Grandiose Aufnahmen liebe Julia! Ich wette, es war die beste Entscheidung den Kamel-Trip in die Wüste sausen zu lassen. Wie toll die vielen kleinen bunten Gassen und wie exotisch der Tempel und die Havelis aussehen. Du hast mich echt kurz nach Indien entführt :-)

    • Julia

      4. März 2017

      Liebe Christina,
      vielen Dank für dein tolles Kompliment. Ich freue mich sehr,
      dass ich dich virtuell nach Indien entführen konnte :)
      Jaisalmer ist wirklich eine Reise wert. Die Stadt war ein
      absolutes Highlight meiner Nordindien Rundreise.
      Alles Liebe, Julia

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