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Niagarafälle – Wo die Natur es so richtig krachen lässt

Von
Kanada

Unglaubliche 154 Millionen Liter Wasser pro Minute stürzen hier in die Tiefe. Die Niagarafälle sind nicht nur die bekanntesten, größten und eindrucksvollsten Wasserfälle Nordamerikas, sie sind eines der Naturwunder unserer Erde und ein magischer Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt. Ich zeige dir warum!

Niagarafälle Kanada

Vom Queen Elizabeth Highway kommend, erreichen wir etwas voreingenommen und ohne große Erwartungen die Stadt Niagara Falls, die zur kanadischen Provinz Ontario gehört. Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt Niagara Falls, die auf der US-amerikanischen Seite, im Bundesstaat New York liegt.

Voreingenommen bin ich deshalb, weil ich unfairerweise davon ausgehe, dass die Niagarafälle eine völlig überbewertete und vor allem überlaufene Touristenattraktion sind. Du weißt was ich meine, man stellt sich immer weiß Gott was Großes vor und dann steht man vor der Sehenswürdigkeit und fragt sich „Das soll es jetzt sein? Darum machen alle so einen Wind?“ So ist es mir zum Beispiel bei der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen ergangen.

Dieses Mal habe ich mir vorgenommen, einfach nicht zu viel zu erwarten und lasse mich überraschen.

Welcome to Las Vegas, äh ich meine Niagara Falls!

Mein erster Eindruck von der Stadt, die eher einem Vergnügungspark gleicht: Horror! Hässliche Betonklötze, riesige Hotelkomplexe, Casinos, bunte Leuchtreklamen, Fressbuden, Aussichtstürme, Souvenirläden, ja sogar ein Riesenrad ziehen an unserem Autofenster vorbei. Ich fühle mich wie in Las Vegas.

Hatte ich Idiot tatsächlich geglaubt, dass die Niagarafälle irgendwo idyllisch in der Wildnis liegen? Mit Natur hat das hier jedenfalls wenig zu tun. Zum Glück befindet sich unser Hostel abseits vom Trubel.

Da wir es kaum erwarten können die berühmten Wasserfälle endlich live zu sehen, um uns ein eigenes Bild zu machen, laufen wir gleich nach dem Einchecken los. Schon wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt, stoßen wir auf den Niagara River, der in seinem wunderschönen leuchtenden Türkis-Blau die natürliche Grenze zwischen Amerika und Kanada bildet.

Die Rainbow Bridge

Nach 20 Minuten Fußweg erreichen wir die Rainbow Bridge, eine 442 Meter lange Bogenbrücke, die die Schlucht des Niagara Rivers überquert. Die Rainbow Bridge verbindet die beiden gleichnamigen Städte Niagara Falls im US-amerikanischen Bundesstaat New York sowie Niagara Falls in der kanadischen Provinz Ontario. An den beiden Enden der Brücke befinden sich die Grenzabfertigungen.

Niagara River

Die American Falls

Kurz hinter der Brücke tauchen die American Falls auf, die (wie der Name schon verrät) komplett auf der Seite der Vereinigten Staaten liegen.

Nun wird mir zum ersten Mal klar, warum es viel mehr Sinn macht, die Niagarafälle von der kanadischen Seite aus anzusteuern, denn von unserem Standpunkt aus haben wir einen perfekten Blick auf die Fälle. Von der gegenüberliegenden, amerikanischen Uferseite stelle ich mir die Aussicht eher bescheiden vor.

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Die kanadischen Horseshoe Falls

Wir spazieren am Ufer des Niagara Rivers entlang bis wir die kanadischen Horseshoe Falls erreichen, die in Form eines Hufeisens in die Tiefe stürzen.

Schon von Weitem ist die aufsteigende Gischt zu sehen, das Nass in der Luft zu spüren und die Geräuschkulisse der donnernden Fälle zu hören. Mit jedem Schritt, den ich näher an die Wasserfälle heran trete, steigt ein klein wenig die Aufregung in mir, denn schließlich steht man nicht alle Tage vor einem solchen Naturwunder.

Als ich zum ersten Mal über die niedrige Mauer auf die kanadischen Niagarafälle blicke, bin ich schlichtweg begeistert. Meine Vorurteile werfe ich ohne lange zu zögern über Bord. Wahnsinn, was die Natur hier zu bieten hat!

Überwältigt starre ich auf die Wassermassen. Unglaubliche 154 Millionen Liter pro Minute krachen in den Sommermonaten hier hinunter! Diese Menge würde ausreichen, um eine Million Badewannen zu füllen.

Ohne menschliche Eingriffe wären die Wassermassen sogar doppelt so groß, denn zur Gewinnung von Elektrizität wird dem Niagara River mit Hilfe von Wasserkraftwerken einiges abgezwackt.

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Die Horseshoe Falls haben eine Höhe von 52 Metern und obwohl ich schon weitaus höhere Wasserfälle auf der Welt gesehen habe, bin ich begeistert. Fest steht, ich hatte eine völlig falsche Vorstellung von den Niagarafällen, die sich zum Glück nicht bestätigt.

Natürlich sind die Fälle eine Touristenattraktion und viele Menschen schieben sich am Ufer des Niagara Rivers entlang, um Fotos zu schießen, aber als viel zu überlaufen würde ich es nicht beschreiben.

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Einer der schönsten Plätze, um die Niagarafälle aus nächster Nähe zu bestaunen, liegt übrigens direkt an der Abbruchkante, am Table Rock Visitor Center. Wenn du auf der Aussichtsplattform stehst, bist du gerade einmal vier Meter von der Stelle entfernt, an der das Wasser in die Tiefe schießt. Die Aussicht von hier ist grandios!

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Im dazugehörigen Besucherzentrum Table Rock Visitor Center lernen wir allerhand Infos über die Historie der Wasserfälle und informieren uns über die verschiedenen Touren, die angeboten werden, um die Niagarafälle aus jedem erdenklichen Blickwinkel zu begutachten.

Es gibt nämlich nicht nur Bootstouren, die dich ganz nah an die Wassermassen heranbringen, sondern auch eine Seilbahn, Jetbootfahrten, Aussichtstürme und Helikopterflüge. Wir entscheiden uns für eine Reise hinter die Niagarafälle und buchen eine Tour für den nächsten Morgen.

Niagara Falls by Night

Als wir das Table Rock Besucherzentrum verlassen, ist es bereits dunkel. Die Niagarafälle werden nun in Regenbogenfarben angestrahlt und zaubern eine ganz besondere Stimmung. Illumination Lights nennt sich die allabendliche Beleuchtung der tosenden Wasserfälle, für die es sich auf die Dunkelheit zu warten lohnt. In den Sommermonaten leuchten die Lichter täglich von 20.30 Uhr bis Mitternacht.

Niagarafälle bei Nacht
Eine Reise hinter die Niagarafälle

Nach einer nervenaufreibenden Nacht im Hostel, die wir einer extrem laut schnarchenden Zimmernachbarin zu verdanken haben, beschließe ich endgültig nie wieder in einem Mehrbettzimmer zu übernachten. Mal sehen wie lange ich mich dieses Mal an mein Vorhaben halte?!

Ziemlich gerädert machen wir uns erneut auf den Weg zum Table Rock Center, denn hier startet die Journey behind the Falls, die Reise hinter die Niagarafälle.

Eingepackt in leuchtend gelben Plastikregenponchos, geht es mit dem Aufzug 45 Meter in die Tiefe. Dank eines Tunnels, der durch den Stein hindurch gebaut wurde, ist es möglich hinter den Wasservorhang der Horseshoe Falls zu blicken. Näher kann man den Niagarafällen nicht kommen!

Was sich zuerst ziemlich spektakulär anhört, erweist sich als eine weiße unspektakuläre Wasserwand, denn durch die beiden in den Fels geschlagenen Öffnungen sieht man eigentlich gar nichts. Aber alleine schon das Gefühl hinter den Niagarafällen zu stehen und den tosenden Wassermassen so nahe zu sein zählt.

Journey behind the falls

Über einige Treppenstufen gelangen wir auf eine Aussichtsterrasse im Freien. Sie befindet sich direkt am Fuße des Wasserfalls. Es dauert keine 10 Sekunden bis unsere Haare klatschnass sind. Hier zu stehen ist der pure Wahnsinn, denn die unglaubliche Kraft der Natur kommt hier so richtig zum Ausdruck.

Journey behind the falls
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Von der Plattform aus haben wir außerdem einen perfekten Blick auf die in den Fluten schaukelnden „Maid of the Mist“ Boote, deren Motoren ganz sicher volle Leistung geben müssen, um der starken Strömung Stand zu halten.

Schon seit 1846 fahren die Boote beängstigend nahe an die weiße Wasserwand heran, um die in blaue Regencapes gehüllten Passagiere so nah wie möglich an die tosenden Fälle zu bringen. Ich schätze, sie sind keine 100 Meter davon entfernt. Dementsprechend bekommen die Ausflugsgäste auch die volle Breitseite Wind und Wasser über.

Im 15 Minuten-Takt kommen neue Boote angefahren. Wir beobachten das Spektakel eine ganze Weile. Auf mich wirkt es fast schon dramatisch, wie die Boote gegen die Wassermassen ankämpfen. So in etwa stelle ich mir einen Orkan vor.

Niagarafälle Maid of the Mist

Die tosenden Wassermassen, die aufsteigende Gischt, der fast schon theatralisch wirkende Himmel, dazu eine Schar von schwarzen Vögeln und ab und zu ein kleiner bunter Regenbogen. Dieser Moment ist irgendwie magisch!

Eines steht fest, die Niagarafälle sind ein ganz besonderer Ort und auch wenn um dieses Naturspektakel herum eine Art Vergnügungspark entstanden ist, bleiben die Fälle immer noch ein kleines Wunder, das unbedingt einen Besuch wert ist. Meine Erwartungen wurden definitiv übertroffen!

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Hast du schon einmal die Niagarafälle in den USA und/oder Kanada besucht? Wie war dein Eindruck?

Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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17 Kommentare
  1. Marco

    6. Oktober 2015

    Wunderschöne Bilder! Vor allem bei Nacht, muss das echt traumhaft aussehen! Wir dachten bis jetzt eigentlich auch immer, dass die Niagara Fälle eine total überlaufene Touristen-Attraktion ist. Du hast uns aber das Gegenteil bewiesen und jetzt müssen wir wohl oder übel doch hin! ;)

    Grüße
    Marco

    • Julia

      6. Oktober 2015

      Danke Marco! Ich freue mich sehr, dass ich euch vom Gegenteil
      überzeugen konnte. Die Niagarafälle sind wirklich eine Reise wert!
      Alles Liebe,
      Julia

  2. Neni

    6. Oktober 2015

    Wuah, der Nebel sieht verdammt cool aus. Ich hätte schon mal richtig Lust, da nass zu werden :)

    • Julia

      6. Oktober 2015

      Ich fand den Nebel auch richtig cool ;)

  3. Isolde Ninke

    9. Oktober 2015

    Auch ich habe die Niagara-Fälle häufig besucht. Immer wieder faszinierend, immer wieder schön und aufregend. An der direkten Absturzkante fühlte ich mich, als würde ich von den Wassermassen mitgerissen werden. Einfach super. Graß Isolde

    • Julia

      10. Oktober 2015

      Hallo Isolde,
      danke für deinen Kommentar!
      Direkt an der Abbruchkante zu stehen, empfand ich auch als
      eines der besten Erlebnisse an den Niagarafällen.
      Diese Wassermassen und die Kraft der Natur, einfach Wahnsinn!
      Viele Grüße,
      Julia

  4. Mrs Globalicious

    13. Oktober 2015

    Hallo Julia,

    wirklich toller Bericht und beeindruckende Bilder.

    ich war auch 2011 an Niagara Fällen (auf US-Seite) , jedoch muss ich sagen, dass ich schon etwas enttäuscht war. Ich hatte mir alles irgendwie mehr „Naturpark“-mässig vorgestellt. Die Fälle waren an sich aber sehr beeindruckend. Wir hatten noch dazu super tolles Wetter.

    Alles in allem sicher sehenswert und gehört auf die „Must-See´s“ während eines Trips in den USA/Kanada.

    Liebe Grüsse,

    Doris

    • julialassner

      13. Oktober 2015

      Hallo Doris,
      ich hatte mir die Wasserfälle oder besser gesagt die Umgebung drumherum auch irgendwie idyllischer vorgestellt. Vielleicht mehr Natur, ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich nicht so einen Rummelplatz erwartet, wie die Stadt Niagara Falls es ist. Aber trotzdem fand ich die Niagarafälle sehr beeindruckend und unsere Unterkunft lag abseits vom Trubel, sodass wir gar nicht so viel davon mitbekommen haben.
      Liebe Grüße,
      Julia

  5. Svea

    17. August 2018

    Hi Julia,

    ich bin auch gerade in Kanada unterwegs und plane zu den Niagarafällen zu reisen. Kannst du mir verraten wie eure Unterkunft hieß oder wo sie ungefähr lag? Ich würde mich tendenziell dann auch für etwas entscheiden, das eher außerhalb liegt.
    Liebe Grüße
    Svea

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