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Suezkanal: Per Schiff durch die ägyptische Wüste

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Ägypten

Auf dem Weg von Antalya nach Dubai passieren wir den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Per Kreuzfahrtschiff fahren wir mitten durch die ägyptische Wüste, ein Gebiet, in dem es schon zahlreiche Piratenangriffe gab.

Die Grenze zwischen Afrika und Asien

Der Suezkanal ist eine 163 Kilometer lange Schiffspassage in Ägypten. Seit 1869 verbindet er das Mittelmeer mit dem Roten Meer und ist die kürzeste Strecke auf dem Seeweg von Europa nach Asien.

Der Kanal verkürzt die Route, verglichen mit der um Afrika herum, um mehrere Tausend Kilometer. Das ist der Hauptgrund, warum heutzutage circa 17.000 Schiffe jährlich diese, nicht ganz ungefährliche, Passage als Abkürzung nutzen.

Etwa 50 Schiffe pro Tag durchqueren den Suezkanal, der im Mittelmeer bei der ägyptischen Hafenstadt Port Said beginnt und im Roten Meer bei Suez endet. Der Kanal ist außerdem eine Trennlinie zwischen dem Festland Ägyptens und der Halbinsel Sinai und bildet somit die Grenze zwischen Afrika und Asien.

Einfahrt in den Suezkanal

Am Abend erreichen wir Port Said in Ägypten. Hier liegt unser Kreuzfahrtschiff für mehrere Stunden vor Anker und wartet auf die Freigabe zur Einfahrt in den Suezkanal. Das kann dauern.

Im Kanal herrscht Lotsenpflicht, das bedeutet, dass unser Schiff von einem Lotsenboot, einem Schlepper, begleitet wird. Angeblich kostet alleine der Schlepper mehrere Tausend Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Durchfahrt, die bei großen Passagierschiffen bei circa 100.000 Euro liegen.

Wie ich später erfahre, versammeln sich in der Nacht 19 Schiffe vor der Einfahrt des Suezkanals. Jedem Schiff wird eine Nummer zugeteilt, denn die Durchfahrt findet im Konvoi statt. Wir erhalten die Poleposition und fahren um 3 Uhr mit einer Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h und einem Mindestabstand von 2-3 Kilometern zu unserem Nachfolger, als Erstes durch den Kanal Richtung Rotes Meer. Ich liege zu dem Zeitpunkt längst in meiner Kabine und bekomme nichts vom Start der Transsuez-Reise mit.

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Sonnenaufgang im Suezkanal

Obwohl ich einen 10-stündigen Arbeitstag vor mir habe, quäle ich mich um 5.30 Uhr aus dem Bett, um den Sonnenaufgang im Suezkanal zu erleben. Eine solche Chance hat man schließlich nicht alle Tage. Als ich das Außendeck am Bug des Schiffes betrete, kommt mir eine dichte, weiße Nebelfront entgegen. Ich sehe so gut wie nichts.

Eine unangenehme Kälte kriecht unter meine dünne Jacke. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, mich wieder ins warme Bett zu kuscheln, verwerfe ihn aber in dem Moment, als ein schmaler orange-roter Lichtstreifen durch die Nebelschicht bricht und den Himmel erhellt.

Dann geht plötzlich alles ganz schnell. Die Sonne steigt in Form eines leuchtenden Feuerballs am Horizont auf und haucht dem Tag neues Leben ein. Das frühe Aufstehen hat sich mal wieder gelohnt!

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Per Schiff durch die Wüste

Um die Mittagszeit hat sich der Nebel längst verzogen. Ohne ein einziges Wölkchen, strahlt der Himmel in seinem schönsten Blau und die Sonne brennt erbarmungslos. Ihr gleißendes Licht blendet.

Allzu abwechslungsreich ist die Fahrt durch den Suezkanal nicht, denn schließlich durchqueren wir die ägyptische Wüste. Eine monotone, ockerfarbene Landschaft zieht rechts und links an uns vorbei, hier und da stehen ein paar Palmen. Diese Einöde hat fast schon eine meditative Wirkung.

Was mich fasziniert, ist der harte Kontrast von Wüste, Wasser und Himmel sowie die Tatsache, dass es im Suezkanal keine Schleusen gibt, denn auf der Strecke zwischen Mittelmeer und Rotem Meer müssen wir kaum Höhenunterschied bewältigen. Anders ist das beispielsweise im Panamakanal.

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Militärische Hochsicherheitszone

Während der Durchfahrt sind an beiden Uferseiten schwerbewaffnete Soldaten, Militärposten und eingezäunte Wachtürme zu sehen. Mehrmals beobachte ich, wie die Soldaten unser Schiff mit freudigen Rufen begrüßen und ihre Gewehre in der Luft schwenken.

Der Suezkanal ist eine militärische Hochsicherheitszone. Laut einem Vertrag (Konvention von Konstantinopel) darf die Wasserstraße von allen Schiffen aller Nationen zu allen Zeiten befahren werden, was bedeutet, dass Kriegsschiffe von kriegsführenden Ländern ebenfalls dazu gehören.

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Die Erweiterung des Suezkanals

Noch bis vor wenigen Monaten war der Suezkanal eine Einbahnstraße und konnte aufgrund seiner geringen Breite nur von einer Richtung aus durchfahren werden. Seit August 2015 ist das anders, denn der Kanal wurde ausgebaut. Heute gibt es eine 35 Kilometer lange zweite Rinne, die den Gegenverkehr möglich macht.

Bei meiner ersten Suezkanaldurchfahrt im Winter 2012 gab es diese zweite Spur noch nicht. Damals mussten die Schiffe in einem Bypass ankern und auf den entgegenkommenden Konvoi warten.

Die zusätzliche Fahrtrinne verkürzt die Durchfahrtszeit von 22 auf nur 11 Stunden. Ägypten verspricht sich dadurch mehr Umsatz, denn der Suezkanal ist eine der Haupteinnahmequellen des Landes. Alleine im letzten Jahr wurden 4,4 Milliarden Euro eingenommen.

Suezkanal

Wo sind jetzt eigentlich die Piraten?

Noch vor wenigen Jahren war die Seeräuberei ein riesiges Thema im Suezkanal. Somalische Piraten kaperten Schiffe, hielten die Besatzung gefangen und erpressten Lösegelder. Die Angst vor Piratenüberfällen war enorm, besonders für Frachtschiffe und Öltanker. Mehrere Reedereien reagierten deshalb auf die Vorfälle und änderten 2009 aus Sicherheitsgründen ihre Route. Anstatt durch den Suezkanal zu fahren, nahmen sie die um 12 Tage längere und bis zu 40 Prozent teurere Route um Afrika in Kauf.

Heute, circa sieben Jahre später, besteht im Suezkanal so gut wie keine Gefahr mehr, vor allem nicht für Kreuzfahrtschiffe. Ein kleiner Nervenkitzel bleibt jedoch.

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Eine der gefährlichsten Wasserstraßen der Welt

Am Nachmittag kommen wir in Suez an. Hier endet der Suezkanal. Durch das wunderschöne, in kräftigem Blau leuchtende Rote Meer geht es nun weiter Richtung Safaga. Unsere nächsten Stops sind die omanische Märchenstadt Muscat sowie die Glitzermetropole Dubai in den Arabischen Emiraten.

Um dorthin zu gelangen, muss unser Schiff in den kommenden sechs Seetagen durch den Golf von Aden, eine der gefährlichsten Wasserstraßen der Welt. Der Golf von Aden liegt zwischen dem Jemen und Somalia. Noch vor wenigen Jahren war dieses Gebiet eine Piratenhochburg. Immer wieder hörte man von schlimmen Überfällen und Entführungen großer Schiffe.

Um die Gewässer vor der Küste Somalias zu durchqueren, fährt unser Schiff nachts nur mit minimaler Beleuchtung. Wir haben zusätzliches Sicherheitspersonal an Bord und wir als Crew werden für den Fall eines direkten Piratenangriffs geschult.

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Hast du auch schon mal eine Schiffspassage durchquert oder bist an der somalischen Küste rumgeschippert?

Ich freue mich auf deinen Kommentar!


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9 Kommentare
  1. Neni

    10. November 2015

    Ich hoffe euch ist nichts passiert!
    Wie sieht denn so eine Schulung aus? Darfst du darüber was erzählen?

    • Julia

      12. November 2015

      Hallo Neni,
      uns ist nichts passiert. Wir sind mittlerweile sicher in den Arabischen Emiraten angekommen. Bei den Schulungen lernen wir nur, wo wir uns im Falle eines Piratenangriffes sammeln sollen, sonst eigentlich nichts.
      Liebe Grüße,
      Julia

  2. Mandy

    10. März 2016

    Liebe Julia,

    ein sehr interessanter Bericht. Eigentlich denkt man, dass es heutzutage so etwas wie Piraterie doch nicht mehr gibt. Scheinbar ist das aber nicht der Fall und es passiert selbst heutzutage immer mal wieder.

    Trotz der „Gefahr“ klingt die Schiffsroute super spannend. Ob ich sie auf meine Bucket List setzten würde – ich denke eher weniger :-)

    Freut mich übrings, dass ihr alle gut überstanden habt!

    LIebe Grüße
    Mandy

    • Julia

      13. März 2016

      Hi Mandy,
      danke für deinen Kommentar. Die tatsächliche Gefahr im Suezkanal von Piraten überfallen zu werden ist, wie gesagt, mittlerweile nicht mehr allzu hoch, besonders nicht für Kreuzfahrtschiffe. Ein kleiner Nervenkitzel bleibt bei der Durchfahrt jedoch trotzdem :)
      Viele Grüße,
      Julia

  3. Ocean Hippe - Lu

    31. Juli 2017

    Ziemlich spannend! Ich bin momentan nämlich auf der Suche nach einer Route um nach Indien zu gelangen ohne zu fliegen. Da ich Pakistan und Länder wie Syrien natürlich vermeiden will, kam mir die Idee mit dem Schiff oder vom Iran nach Dubai und von dort nach Indien. (?)

    Weißt du denn zufällig wie die Lage momentan aussieht? Ich finde leider kaum etwas im Internet dazu.
    Kannst du dich noch erinnern, wie teuer eine solche Fahrt auf eurem Schiff war?

    Liebste Grüße & alles Gute ♥

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