Auf den Spuren des heiligen Buddha – Spiritualität & Buddhismus in Sri Lanka
Herzerwärmende Zeremonien des Buddhismus in Sri Lanka mitzuerleben, zählt für mich zu den schönsten Erfahrungen, die ich im leuchtenden Land erleben durfte. Sri Lanka ist nämlich nicht nur ein Tropenparadies im Indischen Ozean, mit goldgelben Sandstränden und tiefgrünen Teeplantagen, sondern beeindruckt vor allem durch seine deutlich spürbare Spiritualität.
Der Baum der Erleuchtung
Andächtig strömen die Pilger allabendlich zum Jaya Sri Maha Bodhi, dem großen Baum der Erleuchtung, in Anuradhapura, Sri Lankas erster Königsstadt. Seit mehr als 2.300 Jahren bringen sie Lotus- und Frangipaniblüten, zünden Öllämpchen und Räucherstäbchen an, knoten bunte Gebetsfahnen und Stofffetzen an den goldenen Zaun, der den knorrigen Baum schützt.
Die alte Pappelfeige, die von den Gläubigen als heilig verehrt wird, ist ein Ableger jenes Baumes im nordindischen Bodhgaya, unter dem Siddhartha Gautama einst zum Buddha wurde. Der Legende nach, ist der Buddhismus in Sri Lanka behütet, solange der Jaya Sri Maha Bodhi alljährlich seine lilafarbenen Blüten trägt.
Theravada Buddhismus in Sri Lanka
Die mit Abstand größte Religion in Sri Lanka ist der Theravada Buddhismus. Er gilt als älteste, noch heute existierende Schultradition des Buddhismus, die außerdem in Thailand, Myanmar, Kambodscha und Laos, teilweise sogar in China und Vietnam, praktiziert wird.
In Sri Lanka gehören die meisten Singhalesen, rund 70 Prozent der Bevölkerung, dem Theravada Buddhismus an. Die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe, die Tamilen, sind mehrheitlich Hindus. Auch Christen und Moslems leben auf der Insel, sie befinden sich jedoch deutlich in der Minderheit.
Friedlich war diese wunderbare Koexistenz der verschiedenen Religionen nicht immer, denn lange herrschte ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der singhalesischen Armee und den Rebellen der Tamilen, der erst im Mai 2009 ein Ende fand.
Spirituelle Begegnungen in Sri Lanka
Überlieferungen zufolge soll der indische Religionsgründer, also Budhha höchstpersönlich, drei Mal in Sri Lanka gewesen sein. Seitdem sind die Singhalesen mit der Religion des Erleuchteten so eng verbunden, dass ihr zauberhaftes Land als Hort des Buddhismus gilt.
Bei einer Reise durch Sri Lanka wird deutlich spürbar, wie tief das Leben der Menschen von ihrem Glauben durchdrungen ist. Miterleben kannst du das zum Beispiel im heiligen Zahntempel in Kandy, dem Sri Dalada Maligawa. Er ist eine der wichtigsten buddhistischen Stätten Sri Lankas, denn hier wird ein Eckzahn Buddhas als heilige Reliquie aufbewahrt.
Täglich finden einstündige Pujas, so nennt man die heiligen Zeremonien, statt, bei denen der vergoldete Behälter mit dem Zahn der Öffentlichkeit präsentiert wird. Rhythmische Trommelschläge und Flötenmusik begleiten das Spektakel.
Ein weiterer spiritueller Ort, an denen die tiefe Verbundenheit zum Buddhismus erlebbar wird, ist Mihintale. Die prachtvolle Tempelanlage gilt als Geburtsstätte des Buddhismus in Sri Lanka, denn hier nahm der König Devanampiya Tissa seinen Glauben an.
Heutzutage versprüht Mihintale einen mystischen Charme und bietet eine große Fülle an Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die bunt geschmückten Höhlentempel, die Ruine eines Ayurveda Hospitals, das Kloster, sowie die weiße Ambasthala Dagoba, die von meterhohen Kokospalmen umrahmt wird.
Auch der Adam’s Peak, der heiligste Berg des Landes, ist für die Theravada Buddhisten von großer Bedeutung. Während der Pilgersaison, zwischen November und April, steigen in manchen Nächten, vor allem aber bei Vollmond, mehrere Tausend Menschen den 2.243 Meter hohen Berg hinauf.
Ihr Ziel ist der sri pada, der heilige Fußabdruck des Buddha, auf dem Gipfel. Die unbeschreiblich fesselnde Zeremonie, die bei Sonnenaufgang auf dem Adam’s Peak stattfindet und von Mönchsgesängen begleitet wird, ist für mich das eindrücklichste Erlebnis, das ich während meiner Zeit in Sri Lanka erfahren durfte.
Zeugnisse des Buddhismus in Sri Lanka
Wer Sri Lanka bereist, wird Zeugnisse des Buddhismus auch in der Architektur des Landes finden. Es gibt kaum einen Ort, der nicht ein Kloster oder einen Tempel besitzt. Auffällig ist dabei der Stupa, das älteste und wichtigste Symbol der Religion. In Sri Lanka wird er meist Dagoba genannt, eine Bezeichnung, die auf das Sanskrit-Wort dhaturgarbha (Reliquienkammer) zurückgeht.
Traditionelle Dagobas haben eine quadratische Plattform als Fundament. Darauf steht der Körper in Form einer Halbkugel mit einem quadratischen Aufsatz und einem spitz zulaufender Abschluss. Diese Bauwerke erinnern die Gläubigen an den Erleuchtungsweg des Buddha. Indem sie die Dagoba drei Mal im Uhrzeigersinn umrunden, nehmen sie Zuflucht zu dem großen Asketen und seiner Lehre.
Auch die überall verbreiteten Buddha Bildnisse erinnern an den Religionsgründer und sind Symbole innerer Weisheit und Kraft. Ob als goldene Statue im Tempel oder als gewaltiges Steinmonument inmitten einer üppig grünen Dschungellandschaft, Buddha ist in Sri Lanka allgegenwärtig.
Dabei nehmen seine Körperposition sowie die Geste der Hand stets Bezug auf wichtige Lebensereignisse oder Aspekte seiner Lehre. Eine liegende Figur bezieht sich zum Beispiel auf Buddhas Tod und sein damit verbundenes Eintreten ins Nirwana. Am häufigsten wird Buddha im Meditationssitz mit gekreuzten Beinen dargestellt.
Vom Leiden zum Nirwana
Im Gegensatz zu allen anderen Religionen dieser Welt, gibt es im Buddhismus in Sri Lanka keinen Gott. Stattdessen verehren die Gläubigen Buddha, das Wesen, das die vollkommene Erleuchtung erlangt hat. Seine Lehre wird als Dharma bezeichnet und beinhaltet die vier edlen Wahrheiten.
Um ebenfalls Erleuchtung zu erreichen und somit dem Kreislauf der Wiedergeburt und dem ewigen Leiden zu entkommen, sind Theravada Buddhisten ihr Leben lang bestrebt, das eigene Karmakonto zu füllen. Meditation, Großherzigkeit sowie Spenden an Mönche und Klöster sind ihnen dabei behilflich.
Buddhistische Feste in Sri Lanka
Sri Lankas Festkalender ist prall gefüllt mit bunten Feiertagen, an denen die Gläubigen ihre Tempel schmücken und Buddha besondere Ehre erweisen. Jeder Vollmond wird als buddhistisches Poya-Fest zelebriert und fällt mal mehr und mal weniger pompös aus. Die aufwendigsten Vollmondfeste, die mit traditioneller Musik, Feuertänzen und Festumzügen untermalt werden, finden im Februar und im Mai statt.
Das größte Spektakel Sri Lankas ist das 15-tägige Fest Esala Perahera, das jedes Jahr im Juli oder August in Kandy zelebriert wird. Den Höhepunkt bilden die allabendlichen Prozessionen, bei denen Tausende Menschen und in goldene Tücher und blinkende Lichterketten gehüllte Elefanten durch die Straßen ziehen.
Meine Buchempfehlungen
Wenn du dich näher mit dem Thema Buddhismus in Sri Lanka auseinandersetzen möchtest, kann ich dir folgende Bücher ans Herz legen:
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5.000 Stufen zum heiligen Gipfel: Der Zauber des Adam’s Peak
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