Colombo: Ein perfekter Tag in Sri Lankas Hauptstadt

Colombo. Für fast alle Reisenden ist die quirlige Hauptstadt der erste und letzte Berührungspunkt mit Sri Lanka. Das liegt schon alleine daran, dass Colombo den wichtigsten Flughafen des Landes besitzt. Die meisten Reisenden bleiben allerdings nicht lange.
Sie flüchten sofort an die paradiesischen Strände im Süden Sri Lankas oder fahren per Zug ins Hinterland. Viele von ihnen schimpfen, dass Colombo ja so dreckig und laut wäre und es nichts zu sehen gäbe. Man sollte die Stadt meiden, heißt es oft.
Wie immer, gebe ich nichts auf Vorurteile und möchte mich selbst von Colombo überzeugen. Ich verbringe einen Tag in der Hauptstadt Sri Lankas und stelle fest, wie unglaublich aufregend und facettenreich sie doch ist. Komm mit, ich zeige es dir!
Willkommen in Colombo
Unser perfekter Tag in Colombo beginnt mit einer rasanten Taxifahrt durch die lebhafte Innenstadt. Durch breite, vollgestopfte Straßen und schmale, verlassene Gassen düsen wir zum größten und ältesten Hindu Tempel Colombos, dem Sri Kailasanathar Swamy Devasthanam.
Schon von außen erzählt der heilige Tempel mit seinen hübschen Figuren und bunten Schnörkeleien endlose Bildergeschichten. Am Eingang geben wir unsere Schuhe ab und betreten den Innenraum durch eine wunderschön verzierte Holztür, die von einer blauen Götterfigur bewacht wird.
Im Inneren des Hindu Tempels umgibt uns eine angenehme Stille. Es duftet nach Räucherstäbchen. Barfuß laufen wir durch die wunderschöne Tempelanlage, die von Schnitzereien, Skulpturen und farbenfrohen Hindu Figuren nur so überquillt.
Wir bewundern die zauberhaften Wand- und Deckengemälde sowie die vielen kleinen Schreine, die den Gottheiten Shiva und Ganesh gewidmet sind. Überall entdecken wir kleine Schalen mit Opfergaben, Blüten und Kerzen. Es gibt so viel zu sehen!
Ein friedvolles Miteinander
Religion spielt in Sri Lanka eine sehr wichtige Rolle. Angeblich ist Sri Lanka sogar das zweitreligiöseste Land der Welt. Was mich daran besonders fasziniert, ist das friedliche Zusammenleben der Menschen mit ihren unterschiedlichen Glaubensrichtungen.
Laut Wikipedia sind 70 Prozent der Bevölkerung Buddhisten, 13 Prozent Hindus, 10 Prozent Muslime und 7 Prozent Christen. Demnach gibt es in Colombo eine Vielzahl von Kirchen, Moscheen, buddistischen sowie hinduistischen Tempeln.
Mir gefällt diese Vielfalt und das respektvolle Miteinander der Religionen. Ich würde mir wünschen, dass es in anderen Ländern genauso funktionieren würde. Unserer verkorksten Welt wäre damit sicher sehr geholfen.
Spiritualität inmitten der Hektik
Als nächstes besichtigen wir den Gangaramaya Tempel, einen buddhistischen Tempel, der von außen ziemlich unscheinbar wirkt. Auch hier ziehen wir unsere Schuhe aus und schleichen barfuß durch die spirituellen Gebets- und Ausstellungsräume.
Durch eine duftende Wolke hindurch gelangen wir zum überlebensgroßen Buddha. Vorsicht, das Fotografieren von Personen, die dem heiligen Buddha den Rücken zuwenden ist verboten!
Im Gangaramaya Tempel bestaunen wir bunte Schutzgötter, etliche Buddha Figuren und heilige Schriften. Einer der Mönche im orange-roten Gewand wickelt uns ein rotes Armbändchen mit drei kleinen Holzperlen ums Handgelenk. Es soll uns Glück und Schutz vor bösen Geistern bringen und wir sollen es so lange tragen, bis es von selber abfällt.
Wie viele Tempel und Klöster in Sri Lanka, steht auch hier ein Bodhi Baum, der von den Einheimischen verehrt und angebetet wird. Er erinnert an den Baum, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand. Eine Klosterschule zur Ausbildung buddhistischer Mönche gehört ebenfalls zum Tempel dazu.
Am Puls der Stadt
Nach all der wunderbaren Stille, stürzen wir uns im Marktviertel Pettah, nördlich des Hauptbahnhofes, kopfüber ins Getümmel. Hier, inmitten der Hektik und des bunten Treibens, scheint der Puls dieser lebendigen Stadt zu schlagen.
Die Straßen sind vollgepackt mit Menschen, Bussen, Autos, Tuk Tuks, Verkaufsständen und Garküchen. In der Luft liegt eine Mischung aus Essensduft und Abgasen. Unzählige kleine Läden verkaufen allerhand bunten Krimskrams und an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.
Ceylon – Der herbe Schwarztee Sri Lankas
Am Nachmittag landen wir in einem gemütlichen, einfachen Laden, in dem es von einheimischen Männern nur so wimmelt. Sie alle halten eine kleine Tasse Ceylon Tee in der Hand. Einige trinken ihn pur, die anderen nach traditionell indischer Art, mit viel Milch und Zucker.
Wir entscheiden uns für die süße Variante und staunen nicht schlecht über die liebevolle Zubereitung des Schwarztees. Natürlich probieren wir auch die viel zu süßen Kuchen und Gebäcke, für die Sri Lanka berühmt ist.
Nach unserer kleinen Ceylon-Tee-Pause stürzen wir uns wieder in das kunterbunte Menschenmeer im Pettah Viertel. Was hier auf den Straßen los ist, ist der pure Wahnsinn.
Die Jami ul Alfar Moschee
Inmitten der belebten Second Cross Street finden wir die große, rot-weiß gestreifte Jami Ul Alfar Moschee, die 1909 von der muslimischen Gemeinschaft eröffnet wurde. Die Moschee kann von Nicht-Muslimen besichtigt werden, allerdings nicht freitags und nicht während der Gebetszeiten. Wir haben leider Pech und dürfen nicht rein, aber auch von außen ist sie schön anzuschauen.
Mitten im Gewühl schnappen wir uns ein Tuk Tuk und lassen uns durch die vollgestopften Straßen zum Strand bringt. Der Verkehr in Colombo ist wie in jeder anderen asiatischen Großstadt auch (mit Außnahme von Singapur).
Es ist laut, hektisch und chaotisch. Tuk Tuks, Busse, Mopeds und Autos knattern durch die engen Straßen. Einige der Fortbewegungsmittel sehen aus, als würden sie jeden Moment in sich zusammenfallen.
Sonnenuntergang am Indischen Ozean
Der freundliche Tuk Tuk Fahrer lässt uns an der Galle Road raus, der Hauptschlagader von Colombo. Hier, direkt am Meer, befindet sich Galle Face Green, ein etwa 500 Meter langer Grünstreifen mit herrlicher Strandpromenade.
Die Einheimischen lassen Drachen steigen, Frauen in hübschen Saris verkaufen bunte Luftballons und Gummitiere. Verliebte Pärchen schlendern händchenhaltend über die breite Uferpromenade, sitzen am Wasser oder auf den Bänken. Familien packen ihr Picknick aus und Kinder spielen fröhlich im Wasser.
Die kleinen Kioske verkaufen Chips und Softdrinks. An den mobilen Garküchen gibt es frisches Seafood und Gebäck.
Schon um 17 Uhr steht die Sonne tief über dem Indischen Ozean und zaubert eine einzigartige Stimmung, die mich zum Träumen verleitet. Die Wellen spülen sanft an die Mauer, über der meine Beine baumeln. Möwen kreischen.
Ich blicke gedankenverloren Richtung Horizont. Das Meer glitzert in der Abendsonne während ein Schwall von Glücksgefühlen durch meinen Körper strömt.
Ich schließe die Augen und atme die salzige Meeresluft ein. Heimlich, still und leise schleicht sich Sri Lanka in mein Herz. Auch wenn ich bisher nur einen einzigen Tag in der Hauptstadt dieses faszinierenden Landes verbracht und noch lange nicht alles von Colombo gesehen habe, spüre ich eine starke Anziehungskraft.
Sri Lanka reiht sich in diesem Moment in die Liste, der Länder, in denen sich meine Seele wohlfühlt und zu denen ich mich aus tiefstem Herzen verbunden fühle. Ich beschließe wiederzukommen, vielleicht sogar schon sehr bald?!
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