Sri Lanka, du hast mein Herz erobert

Sri Lanka du hast mein Herz erobert

Zum Meer sind es nur noch wenige Meter. Seiner magischen Anziehungskraft folgend, laufe ich barfuß auf dem weichen, warmen Sand. Bei jedem Schritt gibt er sanft unter meinen Füßen nach. Ich stelle mich an den Wasserrand und lasse meine Knöchel von den schäumenden Wellen umspülen.

Ich beobachte den gleichmäßigen Rhythmus, wie sie ans Ufer schwemmen und sich langsam wieder zurückziehen. Als ich meinen Blick auf den endlos scheinenden Ozean und den Horizont richte, erfüllt mich ein Gefühl von Weite, Grenzenlosigkeit und Freiheit.

Sri Lanka, du machst mich unendlich glücklich!

Sri Lanka du hast mein Herz erobert

Mit jedem Atemzug genieße ich, wie die salzige Meeresluft in meine Lunge strömt, jede einzelne Zelle meines Körpers erreicht und mich mit Lebensenergie füllt.

Heute ist mein letzter Tag in Sri Lanka. Ich lasse mich in den goldgelben Sand fallen und sauge alle Eindrücke auf. Ich möchte sie festhalten. Den warmen Wind, der durch meine Haare streicht, die Sonnenstrahlen, die auf meiner Haut kitzeln. Ich möchte jedes einzelne Gefühl konservieren.

Meine innere Stimme sagt mir „Einfach nur sein. Hier und jetzt.“ Ich versuche nicht an Morgen zu denken und den Moment zu genießen, doch leider gelingt mir das heute nicht ganz so gut, wie in den letzten Tagen, denn schon bald fliege ich nach Deutschland, wo mich eine Schweinekälte erwartet. Erst gestern rief meine Mama an. Minus 17 Grad waren es zu dem Zeitpunkt!

MINUS SIEBZEHN? Ernsthaft? Solche Temperaturen liegen außerhalb meiner Vorstellungskraft. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen so kalten Winter erlebt zu haben. Überhaupt habe ich seit über vier Jahren keinen Winter erlebt.

Weißt du was? Ich habe echt Schiss, denn ich habe weder dicke Schuhe noch eine Winterjacke.

Aber es ist nicht nur das…

Schreckliche Gedanken ziehen an mir vorbei. Ich versuche krampfhaft ihnen keine Beachtung zu schenken, aber je mehr Stunden vergehen, desto schneller dreht sich das Karussell in meinem Kopf und ich schaffe es nicht mehr, meine Sorgen wegzuschieben.

Meine tiefe innere Ruhe, mein eigener kleiner Weltfrieden, den ich hier in Sri Lanka gefunden habe, scheint sich langsam in Luft aufzulösen, denn was mich in Europa erwartet, ist keine heile Welt. Krieg, Attentate und die Flüchtlingskrise sind die Themen, mit denen ich ab Morgen konfrontiert werde.

Terroranschläge in Paris, in Istanbul, in Jarkata… Ich möchte gar nicht an diese kranke Welt da draußen denken. Krampfhaft versuche ich all diese schrecklichen Gedanken ganz weit wegzuschieben, um die letzten Stunden im tropischen Paradies zu genießen.

Die Sonne steht mittlerweile schon ziemlich tief über dem Meer, bereit bald unterzugehen und in den Ozean einzutauchen. Wie jeden Abend haben sich etliche Einheimische am Strand versammelt, um das Naturschauspiel anzusehen.

Sobald es ein wenig abgekühlt ist, gehen sie schwimmen. Sie würden nie auf die Idee kommen, sich mittags um 12 Uhr in die pralle Mittagshitze zu legen. Das machen nur die Touristen.

Der kilometerlange, gelbe Sandstrand ist nun eingehüllt von weichem, goldenen Licht. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages spiegeln sich im Meerwasser. Was für ein unglaublich schöner Anblick.

Noch einen letzten Sonnenuntergang sehen, das Meer rauschen hören, die Füße im warmen Sand vergraben. Ich möchte hier nicht weg.

Kann bitte jemand die Zeit anhalten?

Gerade in dem Moment, als die Sonne die Wasseroberfläche zu berühren scheint, taucht Risan auf. Wir haben uns nun fast täglich am Strand getroffen. Ohne Verabredung. Einfach so. Jeden Abend zum Sonnenuntergang.

Er lässt sich neben mir in den weichen Sand fallen und ohne auch nur ein Wort zu verlieren, starren wir beide aufs Meer. Der Himmel beginnt sich zu färben und führt ein grandioses Schauspiel auf, das sich von zartem Rosa bis hin zu dramatischen Orange- und Rottönen steigert.

Heiser krächzende Krähen gleiten durch das Licht der Sonne, bis sie allmählich wie ein Feuerball im Meer versinkt. Traumhaft!

Über dieser Kulisse würde sich der Schriftzug The End gut machen.

Sri Lanka du hast mein Herz erobert

Morgen Abend, um die gleiche Zeit, wird Risan wahrscheinlich wieder hier sitzen und einen weiteren wunderschönen Sonnenuntergang im Paradies bestaunen. Es wird alles so sein wie heute. Nur ich bin nicht dabei.

Wenn ich bis dahin nicht erfroren bin, werde ich wahrscheinlich mit Wärmflasche und Wolldecke im Bett liegen, literweise heißen Kräutertee saufen und in Gedanken nach Sri Lanka zurückreisen.

„This is for you.“ Risan hält mir ein, in eine Plastiktüte gewickeltes, Abschiedsgeschenk hin. Es hat die Größe eines Tennisballs. Vorsichtig packe ich es aus. Es ist eine wunderschöne Muschel, die er kunstvoll mit einem Katamaran und Wellen bemalt hat.

„Eigentlich wollte ich dir einen Elefanten malen, das passt zu Sri Lanka. Aber ich weiß, wie sehr du das Meer liebst. Du brauchst die Sonne, die Wellen, die Freiheit…“ Wie recht er hat. Ich bin gerührt. Ein Gänsehautmoment.

Auf Wiedersehen Sri Lanka

Die Haare von der Sonne ausgebleicht, die Füße voller Sand und das Herz voller wunderschöner Erinnerungen, fahre ich zum Flughafen. Mit einem fetten Kloß im Hals laufe ich durch die Passkontrolle und den Security Check zu meinem Gate. „Die Maschine ist nun zum Einsteigen bereit“. Selten ist mir der Abschied von einem Land so schwer gefallen.

Der Qatar Airbus 340 hebt ab. Auf Wiedersehen Sri Lanka, du Perle im Indischen Ozean, du leuchtend schönes Land!

Ich atme tief durch und lehne mich zurück.

Sri Lanka du hast mein Herz erobert

Auf gehts in eine andere Welt!

Bei der Zwischenlandung in Doha wartet der erste Kulturschock auf mich. Alles ist so sauber, dass man glatt vom Fußboden essen könnte. Die Klospülung betätigt sich von selbst und hey, es gibt überhaupt eine Klospülung!

Nach weiteren sechs Flugstunden setzt die Maschine ausnahmsweise sehr sanft auf und gleitet wie ein Vogel über die Landebahn des Frankfurter Flughafens. Als ich deutschen Boden unter den Füßen habe, empfängt mich eine bittere Kälte, die durch Mark und Bein geht. Bin ich versehentlich in Sibirien gelandet?

Es ist 6.55 Uhr am frühen Morgen. Die Menschen am Bahnsteig sind dick eingehüllt und ziehen griesgrämige Gesichter. Die ganze Welt scheint grau zu sein. Ich steige in den IC der Deutschen Bahn. Zum Glück hat der Wagon Türen, anders als in Sri Lanka.

Als ich das Haus meiner Eltern erreiche und ihnen nach über drei Monaten endlich wieder in die Arme falle, ist es in Sri Lanka bereits 16.30 Uhr. In einer Stunde kommen die Menschen an den Strand, um den Sonnenuntergang zu erleben. Wie gerne wäre ich jetzt da, würde im Sand sitzen und aufs Meer schauen…

Sri Lanka, du hast mein Herz erobert. Ich vermisse dich!


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