Der Zauber der Wüste im Wadi Rum in Jordanien
Weitläufig, einsam und gottähnlich. Mit diesen Worten beschrieb Lawrence von Arabien die Wüstenlandschaft im Wadi Rum in Jordanien. Es fällt mir nicht schwer, seine Begeisterung nachzuvollziehen, denn als ich mich von der offenen Wüste kommend, dem Wadi nähere, kann ich schon aus der Ferne die orange-roten Felsen bestaunen, die majestätisch die weite Landschaft überragen.
Der einzige Unterschied: Lawrence von Arabien ließ sich auf dem Rücken der Kamele durch die Wüste tragen, ich fahre heute mit dem Jeep durchs Wadi Rum.
Einsamkeit und Weite im Wadi Rum
Das Wort Wadi bedeutet in arabischen Ländern ausgetrocknetes Flusstal. „Nach sehr starken Regenfällen sammelt sich das Wasser im Tal und fließt in einem reißenden Strom durch die Schluchten“, erklärt mir mein Guide. Regen? Bei dieser brennenden Wüstenhitze kann ich mir kaum vorstellen, dass hier auch nur ein einziger Tropfen vom Himmel fallen soll. Der Wüstenguide beruhigt mich: „Im Wadi Rum regnet es verdammt selten,“ sagt er. Ich glaube ihm sofort.
Die gleißende Sonne steht hoch am Himmel, als wir uns dem Wadi nähern. Mit jedem Kilometer, den wir weiter in das Wüstental hinein fahren, wird es einsamer und die Landschaft eindrucksvoller. Zwischen den meterhohen, bizarr geformten Sandsteinbergen und den rot leuchtenden Sanddünen fühle ich mich klein und unbedeutend. Die Einsamkeit und Weite des Wadis faszinieren mich.
Hier, fernab von jeglicher Zivilisation, umgeben von einzigartiger natürlicher Schönheit, gefällt es mir. Die schwarzen Granitfelsen und die zerklüfteten Schluchten erinnern mich an eine Kraterlandschaft. Deshalb wird das Wadi Rum wohl auch das Tal des Mondes genannt.
Entstanden ist die Schlucht von Wadi Rum übrigens durch Erdbeben, Sandstürme und Regenwasser, das in die Steinschichten eindrang und die Felsen formte.
Die Beduinen im Wadi Rum
Schon vor Jahrtausenden bewohnte eine einzigartige menschliche Kultur die Wüste von Wadi Rum: Die nomadisierenden arabischen Hirtenstämme, besser bekannt als die Beduinen. Früher züchteten sie Kamele, Ziegen und Schafe und lebten in Zelten oder in den Höhlen des Wadis. Auf der Suche nach Weidefläche zogen sie mit ihrem Vieh umher.
Auch heute noch ist das Wadi Rum die Heimat der Beduinen. Sie ziehen zwar nicht mehr nomadisch durch die Wüste, sondern sind stattdessen sesshaft geworden, jedoch schöpfen die jüngeren Generation immer noch aus dem überlieferten Wissen ihrer Vorfahren. Viele ihrer Traditionen sind bis heute geblieben.
Neben der Viehzucht, wurde der Tourismus zu einer neuen Einnahmequelle für die Beduinenvölker. Steinbockjäger wurden zu Bergführern und Kamelzüchter nutzen heute ihre Tiere für Abenteuerexpiditionen durch die Wüste. Viele von ihnen arbeiten als Jeepfahrer und Guide für Touristen.
Klettern, wandern, fliegen
Wenn du Wadi Rum nicht per Jeep erkunden möchtest, kannst du auch aktiv werden und wandern. Das Wadi Rum nimmt zwar eine riesige Fläche ein, aber die Täler sind so breit, dass du dich problemlos orientieren kannst.
Alternativ hast du auch die Möglichkeit dir eine Ausrüstung zu leihen und eine Klettertour mit einem lokalen Guide zu unternehmen. Ich habe mir sagen lassen, dass es hier einige Routen gibt, die zum Traum eines jeden Bergsteigers zählen.
Gemütlicher wird es natürlich bei einer geführten Tour auf dem Rücken eines Kamels und die Krönung der Angebotspalette im Wadi Rum ist ein Flug im Heißluftballon über die Wüstenlandschaft, bei dem du die spektakulären Aussichten aus der Vogelperspektive genießen kannst.
Schlafen unter dem Sternenhimmel
Eines der magischsten Erlebnisse im Wadi Rum ist die Übernachtung in der Wüste inklusive einem traditionellen Abendessen am Lagerfeuer.
Schlafen unter dem Sternenhimmel ist ein unglaubliches Erlebnis, bei dem du nicht nur den klaren Nachthimmel bestauenen, sondern mit etwas Glück sogar Sternschnuppen zählen kannst.
Bei einer Übernachtung in der Wüste solltest du unbedingt warme Kleidung einpacken, denn du wirst überrascht sein, wie sehr die Temperaturen schwanken. Von einer durchschnittlicher Tagestemperatur von 32 °C fällt das Thermometer nachts schnell mal auf 4 °C.
So wurde Wadi Rum berühmt
Berühmt wurde das Wadi Rum durch T. E. Lawrence, der den Araberaufstand gegen die Türken im Ersten Weltkrieg anführte. Seine Tagebücher wurden als Die sieben Säulen der Weisheit veröffentlicht und berichten nicht nur von den damaligen Kämpfen, sondern auch über die Bräuche und die Mentalität der Wüstenvölker.
Der große Erfolg kam 1962, als sein Leben unter dem Hollywood-Titel „Lawrence von Arabien“ an den Originalschauplätzen im Wüstental des Wadi Rum verfilmt wurde. Der Streifen erhielt sieben Oscars. Hast du ihn gesehen?
Tipps für deine Reise nach Jordanien
- Jordanien ist das kleine Land zwischen Israel, Syrien, Irak und Saudi Arabien. Ein Land, das zwischen Tradition und Moderne steckt und mit ganz viel Geschichte und spannender arabischer Kultur auf seine Besucher wartet. Die meisten von ihnen besichtigen die antike Felsenstadt Petra. Sie gehört zu den Nationalschätzen des Landes und ist die wohl bekannteste Touristenattraktion Jordaniens. Aber auch die märchenhafte Wüstenlandschaft des Wadi Rum, östlich der Stadt Aqaba, ist einen Besuch wert.
- Die beste Zeit für eine Reise nach Jordanien ist von April bis Mai sowie in den Monaten Oktober und November. Zu diesen Zeiten sind die Temperaturen weder zu heiß noch zu kalt.
- Respektiere die Kultur der Einheimischen, denn die unterscheidet sich stark von unserer westlichen Einstellung. Kleiden solltest du dich deshalb nicht zu freizügig! Kurze Shorts, Röcke und Trägertops gelten in Jordanien als respektlos. Weitere Infos findest du in meinem ausführlichen Guide über die arabische Kultur.
- Zu den besten deutschsprachigen Reiseführern für Jordanien zählt der 2020 erschienene Guide von Reise Know-How. In diesem Buch findest du nämlich nicht nur die besten Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Unterkünften, sondern auch wertvolle Einblicke in die Kultur des Landes.
Warst du schon einmal in Jordanien und hast eine Jeepsafari durch die zauberhafte Wüste Wadi Rum mitgemacht oder vielleicht die antike Felsenstadt Petra besucht? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Dieser Beitrag enthält Werbelinks. Buchst du über unsere Links, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten.