Bratislava: Unterschätzte Perle an der Donau

„Bratislava? Was willst du denn da?“ So reagierten die meisten Menschen, denen ich von meinen Reiseplänen in die Hauptstadt der Slowakei erzählte. Kein Wunder, denn sie hatten keine Ahnung, wie bezaubernd die Altstadt, wie prunkvoll die Gebäude und wie malerisch die kleinen Gassen Bratislavas sind.
Sie hatten keinen blassen Schimmer vom herrlichen Ostcharme, den die Stadt versprüht, von den stylischen Cafés, dem deftigen slowakischen Essen und den herzlichen Menschen.
Mir ging es genauso. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, was mich in Bratislava erwarten würde, aber weil es dringend nötig war, endlich mal wieder Zeit mit meiner Freundin zu verbringen, weil ich noch nie in der Slowakei war und weil es gerade extrem günstige Flüge gab, erschien mir die slowakische Hauptstadt ein perfektes Reiseziel für einen Kurztrip zu sein.
An einem frühlingshaften Samstagmittag sitzen wir im Billigflieger von Berlin nach Bratislava. 1,5 Stunden später stehen wir bereits in dem krachevollen Bus, der uns für schlappe 1,20 Euro vom Flughafen ins Stadtzentrum bringt und tuckern an abgeranzten Häusern mit speziellem Ostcharme vorbei, die mich an die Außenbezirke St. Petersburgs erinnern.
Unsere Unterkunft, die wir erst am Abend vor der Abreise gebucht hatten, erweist sich als echter Glücksgriff. Das 4-Sterne Hotel Tatra* ist nicht nur super günstig, sondern auch sehr zentral und sauber. Ein echter Geheimtipp!
Als wir uns am frühen Abend auf den Weg in die historische Altstadt machen, dämmern es bereits. Entspannt verschieben wir alle Sightseeing Pläne auf den nächsten Tag. Wir verwöhnen uns stattdessen lieber mit gutem Essen und stoßen mit Rotwein auf die gemeinsame Zeit an. Endlich! Reisen mit Lieblingsmenschen ist etwas Schönes.
Ahoj Bratislava!
Am nächsten Morgen beginnen wir unsere Stadterkundung an der cremefarbenen Kapuzinerkirche. Es ist Sonntag. Herausgeputzte Omis mit Festtagsfrisur und feiner Sonntagsrobe, schicken Handtaschen in der einen und Ästen von Weidenkätzchen in der anderen Hand strömen zur Sonntagsmesse.
Schon von weitem erkennen wir die weiße Burg Bratislava, die auf dem 85 Meter hohen Burgberg thront. Sie ist unser erstes Ziel.
Burg Bratislava
Über die Jahrhunderte wurde die Burg von ungarischen und österreichischen Herrschern bewohnt, bis sie im 19. Jahrhundert fast komplett niederbrannte. Erst 1968 wurde das Gemäuer wieder aufgebaut und saniert. Heute strahlt die Burg in frischem Glanz und ist das Wahrzeichen von Bratislava.
Sie ist zudem ein guter Ausgangspunkt, um sich einen Überblick über die 400.000 Einwohner große Stadt zu verschaffen, denn vom Burggelände aus hat man einen perfekten Blick auf das mittelalterlich wirkende Zentrum Bratislavas.
Das hübsche Stadtbild wird von roten Dächern, zahlreichen kleinen Kirchen und vom 85 Meter hohen Martinsdom dominiert. Auch die oft besungene Donau liegt uns von hier oben zu Füßen. Viel ist heute nicht los. Die Saison beginnt laut Touristenbüros erst in wenigen Tagen.
Die Altstadt von Bratislava
Ein schmaler Weg führt uns hinab in die historische und schön restaurierte Altstadt. Von nun an lassen wir uns durch die hübschen, verwinkelten Gassen treiben. Wir bestaunen die herrschaftlichen Häuser und geschichtsträchtigen Plätze, besuchen die zahlreichen Kirchen und Paläste.
Zwischendurch legen wir Kaffeepausen in gemütlichen Cafés ein oder bummeln durch die kleinen Geschäfte, von denen einige sonntags leider geschlossen haben.
Die Gassen der Altstadt sind größtenteils autofrei und lassen sich gut an einem einzigen Tag erkunden. Bratislava schafft es, uns mit einer geballten Ladung Ostcharme zu verzaubern und obwohl die Stadt sehr viel kleiner ist als Prag, Budapest oder Wien, hat sie dennoch so einiges zu bieten. Besonders die Straßen Michalská und Ventúrska sind sehenswert.
Etwas abseits der Altstadt, inmitten eines ruhigen Wohngebietes, steht die außergewöhnliche Sankt Elisabeth Kirche, die wegen ihrer Farbe auch unter dem Namen Blaue Kirche bekannt ist. Heute strahlt sie mit dem Himmel um die Wette und erinnert uns ein wenig an Alice im Wunderland.
UFO Tower
Über die Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes (Most SNP) gelangen wir zum UFO Tower, der gemeinsam mit dem Eiffel-Turm in Paris und dem Empire State Building in New York zur World Federation of Great Towers zählt und den kleinsten der größten Türme der Welt darstellt.
Der UFO Tower im Brückenpfeiler verdankt seinen Namen einem UFO-ähnlichen Konstrukt, in dem sich ein Restaurant, sowie eine Aussichtsplattform in 90 Metern Höhe befindet.
Für 6,50 Euro bringt uns der Aufzug innerhalb von 45 Sekunden hinauf. Von hier haben wir einen tollen Blick auf die historische Altstadt, die Burg Bratislava und die schöne Donau, die auf ihrem Weg ins Schwarze Meer kurz vor Bratislava das Wasser der March aufnimmt und anschließend mitten durch die Stadt fließt.
Auf der gegenüberliegenden Seite blicken wir auf das weitläufige Industriegebiet und die eher hässliche Neustadt mit ihren sozialistischen Plattenbauten im Berliner Marzahn-Stil.
Slavin War Memorial
Kurz vor Sonnenuntergang laufen wir zu Fuß zum Slavin War Memorial, dem Kriegerdenkmal und Friedhof zu Ehren der Sowjetsoldaten, die im Zweiten Weltkrieg bei der Eroberung Bratislavas ihr Leben ließen. Das Denkmal befindet sich auf einem Berg im Westen der Altstadt und bietet einen weiteren Ausblick auf die Burg und die roten Dächer des Zentrums.
Ein wenig erschöpft sitzen wir auf den Treppenstufen des Slavin Denkmals und lassen einen schönen Tag in Bratislava ausklingen, als sich der Magen zu Wort meldet und nach slowakischem Essen verlangt.
Essen und Trinken in Bratislava
Die slowakische Küche besteht zum größten Teil aus Fleisch (eher nicht so mein Fall), Kartoffeln, Milch und Sauerkraut. Gegessen wird hier deftig und meistens auch ziemlich mastig. Genau das Richtige nach einem langen Fußmarsch.
Das Nationalgericht der Slowakei ist Bryndzové halušky. Das sind Brimsennocken aus Kartoffelteig, die mit Schafskäse vermengt und anschließend mit gebratenem Schweinespeck bestreut und serviert werden.
Traditionelle slowakische Suppen sind die Sauerkrautsuppe (kapustnica) und die Knoblauchsuppe (cesnaková polievka), die wir im Gasthaus Bratislavsky Mestiansky Pivovar probieren.
Neben den zahlreichen typisch slowakischen Touristen-Restaurants gibt es in Bratislava auch tolle Szenebars und angesagte Cafés. Meine Lieblinge sind:
- Urban House: Szenelokal mit internationalem Flair und gutem Essen
- Urban Bistro: Schönes Hipster-Café im Berlin-Stil
- Gorila.sk Urban Space: Tolles Ambiente inmitten einer Buchhandlung
Meine Tipps für deinen Kurztrip nach Bratislava
- Von Wien aus kommst du innerhalb einer Stunde für nur 5 bis maximal 7,50 Euro (je nach Tageszeit) mit dem Fernbus nach Bratislava.
- Als Unterkunft möchte ich dir das super günstige 4-Sterne Hotel Tatra ans Herz legen. Die Lage ist perfekt, das Zimmer sehr komfortabel und das Frühstücksbuffet bietet eine riesige Auswahl.
- Da alle Sehenswürdigkeiten in Reichweite sind, ist Bratislava gut zu Fuß zu erkunden. Ein Metroticket ist nicht nötig.
- Solltest du doch mal ein paar Stationen mit dem Bus oder der Tram fahren, gibt es günstige Zeit-Fahrtkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel. 30 Minuten kosten 0,90 Cent, 60 Minuten kosten 1,20 Euro.
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