Dubai Creek: Traditionelle Märkte & orientalischer Charme im alten Dubai
Dicke Weihrauchschwaden ziehen durch die engen, verschachtelten Gassen des Gewürzmarktes am Dubai Creek. Es duftet nach Nelken, Kardamom und Vanille. Hier, in Dubais Altstadtviertel, warten traditionelle Märkte, arabische Kultur und echter orientalischer Charme auf dich, wie er im restlichen Dubai kaum noch zu finden ist.
Ich entführe dich auf eine abenteuerliche Reise von Übermorgen nach Vorgestern. Kommst du mit?
Pulsierendes Leben am Dubai Creek
Die Weltmetropole Dubai wächst und wächst. Wolkenkratzer, Shoppingmalls und Superlative soweit das Auge reicht. Auf den ersten Blick überwiegt in Dubai das Neue, das Futuristische, das Supermoderne. Doch wenn du dir die gigantische Millionenstadt etwas genauer ansiehst, bemerkst du, dass hier ein Wüstenvolk lebt, das mit seinen Wurzeln und Traditionen noch immer verbunden ist.
Für mich war es anfangs unvorstellbar, dass Dubai noch vor 200 Jahren ein kleines Fischerdorf mit etwa 1.000 Einwohnern war. Seitdem hat sich vieles verändert. Der Gegensatz zu heute könnte kaum größer sein. Doch trotz allen Fortschritts, gibt es in Dubai ein zauberhaftes Viertel, das auch heute noch typisch arabischen Charme versprüht und an damalige Zeiten erinnert: Die wunderschöne Gegend rund um den Dubai Creek.
Der Dubai Creek ist ein 14 Kilometer langer Meeresarm des Persischen Golfes, der mitten durch Dubai fließt und den historischen Kern in die Stadtteile Deira und Bur Dubai teilt. Beide Viertel stehen im krassen Kontrast zur supermodernen Hochhauswelt, denn am Dubai Creek pulsiert das traditionelle Leben der Stadt.
Im hölzernen Wassertaxi über den Dubai Creek
Um von Bur Dubai nach Deira zu gelangen, verkehren einfache, motorbetriebene Holzboote, die sogenannten Abras, zwischen den beiden Stadtteilen hin und her und bringen dich für wenig Geld über den Dubai Creek zum gegenüberliegenden Ufer.
Die etwa 10-minütige Überfahrt mit dem hölzernen Wassertaxi ist keine reine Touristenattraktion, sondern wird ebenso von den Einheimischen genutzt. Tickets gibt es keine. Das Kleingeld, das beim Einsteigen eingesammelt wird, solltest du unbedingt passend haben und los geht es nicht nach Fahrplan, sondern dann, wenn die 20 Plätze belegt sind.
Eine schöne Alternative zur kurzen Abra-Fahrt, ist eine einstündige Bootstour auf dem Creek, vorbei an traditionellen Häusern, kleinen Moscheen und den auffälligen Minarette, die aus der Skyline herausragen. Lass dich auf keinen Fall übers Ohr hauen und handele einen ordentlichen Preis am Ufer aus!
Traditionelle Holzkähne am Creek Ufer
Entlang der Kaimauern auf der Deira Seite stapeln sich verpackte Kühlschränke, Mikrowellen und Autoreifen. In der brütenden Mittagshitze verladen ausländische Arbeiter ihre Fracht karton- und säckeweise auf alte Lastschiffe, die teilweise in Fünferreihen am Ufer stehen, bevor sie nach Indien, in den Iran oder nach Ostafrika in See stechen. Dhaus nennt man diese traditionellen Holzkähne, die aussehen, als könnten sie abenteuerliche Geschichten von der Seefahrt erzählen.
Ich liebe es, am Deira Ufer entlang zu schlendern und den freundlich lächelnden Männern beim Beladen der blau-weiß gestrichenen Schiffe zuzuschauen. Wenn dann noch der Muezzin zum Gebet ruft und sein lauter Gesang am kompletten Creek Ufer zu hören ist, fühle ich mich tatsächlich wie in eine andere Welt versetzt.
Berauschende Düfte auf dem Gewürzmarkt
Nur wenige Meter vom Ufer des Dubai Creek entfernt, wirst du von orientalischen Gerüchen und bunten Farben verzaubert, denn hier befindet sich der Spice Souk, der traditionelle Gewürzmarkt, der ein wahres Fest für die Sinne ist. In den engen, verwinkelten Gassen duftet es nach Nelken, Vanille und Rosenwasser, eben typisch arabisch.
Kardamom und Zimt aus Indien, Weihrauch und Myrrhe aus dem Oman sowie Safran aus dem Iran werden in großen Mengen angeboten. Außerdem gibt es bunt bestickte Pashmina Schals, orientalische Duftöle und Parfüms in tollen Flakons, Sandelholz und Räucherstäbchen, köstliche Pistazien und Mandeln.
Arabischer Tee, Kamelmilchschokolade, frische Datteln und solche, die mit weißer Schokolade überzogen sind, sind beliebte Mitbringsel für Daheimgebliebene. Feilschen solltest du auf jeden Fall, denn das gehört auf einem orientalischen Markt dazu!
Dubai City of Gold
Auf dem Gold Souk, oder auch Dubai City of Gold genannt, der sich gleich neben dem Gewürzmarkt befindet, ist tatsächlich alles gold, was glänzt. In über 300 kleinen Juweliergeschäften bieten einheimische Händler ihre goldene Ware an. Der jeweilige Preis für Ketten, Uhren und Ringe, so habe ich es mir erklären lassen, richtet sich nach dem aktuellen Goldwert und ergibt sich aus dem Gewicht sowie der Reinheit des Goldes.
Auch wenn du kein Gold kaufen möchtest, lohnt es sich, durch die vielen kleinen Shops zu schlendern und sich die überladenen Schaufenster genauer anzusehen.
Lebendiges Deira
Nicht nur die bunten Souks, sondern das komplette Stadtviertel Deira mit seinen unzähligen Geschäften ist absolut sehenswert. Am besten schlenderst du durch die Straßen und lässt dich von der quirligen Atmosphäre in den Bann ziehen. Du wirst staunen, wie viel es hier zu entdecken, zu probieren und zu kaufen gibt. Du musst dich nur darauf einlassen und dich nicht von den Händlern abschrecken lassen.
Wenn du authentisches Essen magst, das hier in Deira meist indische und pakistanische Einflüsse hat, solltest du nach den winzigen, verramschten Lädchen Ausschau halten, in denen Einheimische auf Plastikstühlen sitzen. Hier gibt es oftmals keine Speisekarte und kein Besteck, dafür aber eine köstliche Mahlzeit zu einem unschlagbar günstigen Preis.
Leider weichen die authentischen Imbisse mehr und mehr den modernen, teuren Restaurants. Bei meinem letzten Besuch in Dubai waren sie jedenfalls nur sehr schwer aufzufinden, aber in den wenig einladend wirkenden Seitengassen gibt es sie zum Glück immer noch. Du musst nur die Augen offen halten!
Historisches Künstlerviertel Bastakiya
Auf der anderen Seite des Dubai Creek, im Stadtteil Bur Dubai, befindet sich das historische Künstlerviertel Bastakiya, das im Jahr 1890 entstand. Hier kannst du traditionelle Häuser aus Lehm und Kalkstein bestaunen, die glücklicherweise den größenwahnsinnigen Bauboom der Stadt überlebt haben und heute unter Denkmalschutz stehen.
Sie alle haben einen bis zu zehn Meter hohen, quadratischen Windturm auf dem Dach, der so konzipiert ist, dass er die kühle Luft in die Wohnräume leitet und warme Luft ausleitet. Windtürme sind somit die ältesten Klimaanlagen der Welt.
Das gesamte Bastakiya Viertel wurde liebevoll restauriert und bietet heute Kunstausstellungen, Galerien, Cafés, Mini-Museen und Geschäfte, die zum gemütlichen Bummel einladen.
Das Dubai Museum im Al-Fahidi Fort
Diejenigen, die sich näher mit Dubais Geschichte und der faszinierenden arabischen Kultur auseinandersetzen möchten, sollten das Dubai Museum besuchen, das im historischen Al-Fahidi Fort, mitten im Zentrum des alten Dubai, untergebracht ist. Hier wird ein kurzer Film über die Entstehung von Dubai gezeigt, der die rasante Entwicklung von einer Wüstenoase zur heutigen Megacity dokumentiert.
Außerdem kannst du im Dubai Museum traditionelle Behausungen sowie eine nachgestellte Koranschule besuchen und erhältst einen tiefen Einblick in das ursprüngliche Leben der Beduinen in der Wüste. Nur wer die Vergangenheit von Dubai kennt, kann verstehen, warum die Stadt heute so ist, wie sie ist.
Wenn du genug von Dubais Größenwahn, den Superlativen und der Sucht nach maßloser Übertreibung hast, empfehle ich dir, einen gemütlichen Tag am Dubai Creek zu verbringen und dich auf das traditionsreiche Dubai einzulassen, denn hier gibt es tatsächlich noch orientalischen Charme und wunderbare Ecken zu entdecken. Viel Spaß wünsche ich dir!
Meine Lesetipps
Viele Monate habe ich bereits auf der Arabischen Halbinsel verbracht und mich mit der faszinierenden Kultur und den Traditionen des Orients auseinandergesetzt. Wenn du ebenfalls tiefer in diese Welt eintauchen möchtest, lies hier meinen ausführlichen Artikel Arabische Kultur verstehen.
Außerdem möchte ich dir Die Brunnen der Wüste von Wilfred Thesiger ans Herz legen, der als einer der ersten Europäer die Wüste Rub al-Khali durchquerte und mit den Beduinen lebte. In seinem Buch erzählt er fesselnde Geschichten über das alte Arabien, das heute wohl nirgendswo mehr zu finden ist.
Warst du schon mal am Dubai Creek unterwegs? Wie hat dir das alte Dubai gefallen?
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Ben
Ein richtig schön geschriebener Artikel der wie du schon sagst, einen der spannendsten Bezirke Dubais beleuchtet.
Grandioser Start mit „von übermorgen nach vorgestern“ :)
Ich glaube ich schlendere heute Abend mal wieder durch Deira und an Creek entlang :)