Flusskreuzfahrt auf der Rhône: Mit A-ROSA in Südfrankreich
Weiße Nebelschwaden ziehen über das Wasser während die A-ROSA Stella langsam über die Rhône gleitet. Noch bevor der Tag hereinbricht, zieht es mich aufs Außendeck. Meine schlaftrunkenen Augen blinzeln der aufgehenden Sonne entgegen und ich lasse mir den kühlen Wind um die Ohren pfeifen.
In den nächsten fünf Tagen unternehme ich eine Flusskreuzfahrt in Südfrankreich. Gestartet sind wir in Lyon. Nun geht es flussabwärts bis in die Camargue, wo die Rhône ins Mittelmeer mündet.
Das Glück des langsamen Reisens
Imposante Steilhänge, Burgen, mittelalterliche Dörfer und die berühmten Weinlagen der Côtes du Rhône ziehen in aller Gemächlichkeit an mir vorbei, während das knapp 126 Meter lange Schiff mit einer maximalen Geschwindigkeit von 24 Stundenkilometern über die Rhône schippert.
Schon nach wenigen Stunden stelle ich fest, dass die Uhren im Süden von Frankreich langsamer ticken. Während dieser Flusskreuzfahrt lerne ich die französische Gelassenheit zu schätzen und spüre, wie auch meine eigene innere Uhr entschleunigt. Slow travel ist das Motto dieser Reise, bei der ich mich in aller Ruhe von Ort zu Ort bewege und mein Hotel glücklicherweise immer dabei habe.
Viviers: Französisches Mittelalterflair
Der erste Stop unserer Flusskreuzfahrt ist das malerische Städtchen Viviers, das unmittelbar am Rhône Ufer liegt und uns mit strahlend blauem Himmel empfängt. Zu Fuß laufen wir in die Altstadt, die von den architektonischen Sünden der Industrialisierung verschont blieb und mit einem intakten mittelalterlichen Stadtbild verzaubert.
Auch wenn in Viviers nicht allzu viel Zeit bleibt, lohnt sich ein kleiner Spaziergang durch den historischen Ortskern schon alleine wegen der typisch französischen Atmosphäre.
Auf einem Felsplateau hoch oben über Viviers befindet sich die Kathedrale Saint-Vincent. Etwas versteckt dahinter, kann man bis zur Festungsmauer vorgehen, von wo ich einen besonders schönen Blick auf das Rhônetal und die Altstadt von Viviers habe.
Ardèche: Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch
Am gleich Tag geht es im Reisebus in die Ardèche, die eine der schönsten Landschaften Frankreichs für uns bereithält. Der Einfluss des Mittelmeers ist hier bereits deutlich spürbar. "Im Sommer ist es oft unerträglich heiß und trocken. Die Winter sind dagegen wunderbar mild", erzählt unsere Reiseleiterin und als ob die Sonne diese Aussage deutlich unterstreichen wolle, lacht sie an diesem Oktobertag wärmend vom stahlblauen Himmel.
Am Wegesrand wächst Thymian und Rosmarin. Auch Zypressen gibt es hier und rotgelb leuchtende Weinreben, aus denen guter Rotwein gemacht wird. "Laut den Franzosen sollte man jeden Tag mindestens ein Glas davon trinken", berichtet die Reiseleiterin schmunzelnd. "Das soll sehr gesund sein."
Während wir über eine viel befahrene Panoramastraße durch die wunderschöne Landschaft fahren, eröffnen sich immer wieder Ausblicke in bizarre Schluchten, die von der Gewalt des Wassers geschaffen wurden.
Als wir vor dem Abgrund eines mächtigen Canyons stehen, verschlägt es mir entgültig die Sprache und ich habe kurzzeitig nicht mehr das Gefühl in Frankreich zu sein. Ein weiteres Highlight, das wir heute zu sehen bekommen, ist die Pont d’Arc, eine natürliche Kalksteinbrücke über den Fluss Ardèche.
Provence: Im Paradies der Lavendelfelder
Am nächsten Morgen legen wir im hübschen Arles an, das neben Marseille zu den ältesten Städten Frankreichs zählt und jedes Künstlerherz höher schlagen lässt. Vincent Van Gogh hatte in Arles seine produktivste Schaffensphase. Über 300 seiner Werke, die heute einen unglaublichen Wert haben, sind hier entstanden.
Von Arles aus unternehmen wir einen Ausflug zu den Lavendelfeldern der Provence. Im Lavendelmuseum, dem Musee de la Lavande, das in einem liebevoll restaurierten Schafsstall untergebracht ist, lernen wir alles über den duftenden Lavendel. Wusstest du zum Beispiel, dass es in Südfrankreich drei Arten von Lavendel gibt? Eine von ihnen hat sogar eine antiseptische Wirkung und wird zur Wundbehandlung genutzt.
Leider kommen wir zu spät, um die Lavendelfelder in ihrer vollen Farbenpracht zu bewundern, denn die Blütezeit, in der sich die Provence in einen blauvioletten Teppich verwandelt, ist zwischen Mitte Juni und Mitte August.
Camargue: Wo Flamingos durch Salzgärten starksen
Unser nächstes Ausflugsziel ist die für Frankreich einzigartige Sumpflandschaft der Camargue, die größtenteils zum Naturpark erklärt wurde. Vorbei an Ginstersträuchern, Apfel- und Olivenbäumen, fahren wir durch die malerische Natur, die früher fast ausschließlich zur Salzgewinnung genutzt wurde und von schmalen Kanälen mit Schilfrohr durchzogen wird.
Die Hauptrollen in der Camargue spielen weiße Pferde und die hier gezüchteten Camargue-Stiere. Die Tiere, die sich von dem ernähren, was die Natur hergibt, sind halbwild. Das bedeutet, sie leben frei, haben jedoch Besitzer, die ihren Anspruch per Brandzeichen geltend machen.
Sogar Flamingos gibt es in der Camargue! Ende Oktober sind die meisten zwar schon in wärmere Gefilde aufgebrochen, doch zwischen den Salzgärten und Reisfeldern entdecken wir immerhin noch eine kleine Gruppe der rosaroten Vögel und beobachten, wie sie auf der Suche nach kleinen Krebsen durchs Wasser starksen.
Hallo Mittelmeer! Das Städtchen Saintes Maries de la Mer, wo die Camargue endet, ist der südlichste Punkt unserer Route durch Frankreich. Hier schnuppern wir eine Brise Meeresluft, sitzen an der Promenade und trinken Cappuccino mit Blick aufs Mittelmeer. Ist das nicht traumhaft?
Von nun an geht es mit der A-ROSA Stella wieder flussaufwärts.
Aix-en-Provence: Die lebenswerteste Stadt Frankreichs
Der süße, verführerische Duft der Creperien und Maronenstände zieht durch die verwinkelten Gassen der wunderhübschen 150.000-Einwohner-Stadt Aix-en-Provence. Die Auslagen der Geschäfte locken mit bunten Macarons und niedlich verzierten Törtchen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Kunstgalerien, Fromagerien und kleine Läden, die hochwertiges Lavendel- und Ölivenöl verkaufen, laden zum Bummeln ein. Tausende von Menschen schieben sich an diesem 19-Grad-warmen Oktobertag durch die Straßen von Aix-en-Provence, auf denen Straßenmusiker für den typisch französischen Soundtrack der Stadt sorgen.
Die Plätze sind von Bäumen gesäumt, die bereits ihr gelbes Herbstkleid tragen. Menschen sitzen in den Cafés, trinken Cafe au lait oder Espresso und leben savoir vivre, das bedeutet, die Kunst das Leben zu verstehen. Aix-en-Provence erobert mein Herz in Windeseile und ich begreife nur zu gut, warum die Franzosen diese lebendige Stadt als die lebenswerteste in Frankreich bezeichnen.
Avignon: Sur le Pont und der Papstpalast
Kennst du das Kinderlied „Sur le Pont d'Avignon“? Doofe Frage, wahrscheinlich hat jeder die berühmte Brücke von Avignon schon zur Kindergartenzeit besungen. Vor ihr zu stehen, ist noch mal eine ganz andere Nummer, denn die Brücke gibt es wirklich, zumindest einen Teil davon, denn Kriege und Hochwasser reduzierten die einst aus 22 Bögen bestehende Brücke auf vier Bögen.
Im sagenumwobenen Avignon liegt die A-ROSA Stella so zentral, dass wir direkt vom Schiff aus durch die Stadt spazieren können, die von einer gewaltigen Stadtmauer umgeben wird. Sie soll (mit etwas Hilfe von der vergoldeten heiligen Maria auf dem Dach des Papstpalastes) die 85.000 Einwohner Avignons vor Hochwasser schützen.
An gotischen Kirchen, Klöstern und anderen Prachtbauten vorbei, führt uns der Weg zum mächtigen Papstpalast, einem weiteren Wahrzeichen von Avignon.
"Anfang des 14. Jahrhunderts sorgten Machtkämpfe in Rom dafür, dass der Papstsitz nach Avignon verlegt wurde und etwa 100 Jahre hier blieb", erklärt die Reiseleiterin, die uns während einer Besichtigungstour die großen Prunksäle, die Privatgemächer der Päpste sowie die Terrassen mit tollem Ausblick auf Avignon zeigt.
Als das Schiff am Nachmittag in Avignon ablegt und wir unsere Flusskreuzfahrt auf der Rhône fortsetzen, erwische ich mich dabei, wie ich "Sur le Pont d'Avignon" summe. Das Lied hat sich als Ohrwurm festgefressen und ich werde es so schnell nicht wieder los.
Ein sonniger Nachmittag auf der Rhône
Auch ein Nachmittag auf der Rhône gehört zu meinen Highlights dieser Flusskreuzfahrt, denn während wir unterwegs sind, zieht eine malerische Landschaft an uns vorbei, die sich am besten in einem Liegestuhl eingekuschelt auf dem Außendeck genießen lässt.
Unterbrochen wird diese Naturidylle lediglich von 65 Brücken und 12 Schleusen, die wir auf unserem Weg über den Fluss passieren. Bei einem solchen Ereignis stehen die meisten der 174 Passagiere auf dem Oberdeck und fotografieren.
Aber auch im Inneren des Schiff gibt es einiges zu entdecken. Da wäre zum Beispiel die tolle Sauna mit Panoramablick auf den Fluss sowie das geniale Buffet am Morgen, Mittag und Abend, das ich an dieser Stelle ganz besonders loben möchte, denn das Essen auf der A-ROSA Stella ist in der Tat ein wahres Paradies für Vegetarier:innen wie mich.
Pérouges: Kopfsteinpflaster und Zuckerkuchen
Im bildschönen Dörfchen Pérouges, das hoch oben auf einem Hügel thront und von einer Festungsmauer umgeben wird, spazieren wir über die holprigen Pflastersteine des Mittelalters. Uralte Gebäude aus der Zeit der Römer sorgen für eine Bilderbuchkulisse. Das einzige Manko an Pérouges ist die Menschenmasse, die sich durch die engen Gassen drängt, denn das Dorf ist extrem touristisch.
Wenn du einmal hier bist, solltest du unbedingt eine Galette probieren, eine Art Zuckerkuchen, dessen süßer Duft von Zucker und Butter durch das ganze Dorf zieht und durch kleine Fenster an Touristen verkauft wird.
Lyon: Heimatstadt des kleinen Prinzen
In Lyon, wo die beiden Flüsse Rhône (aus den Alpen) und Saône (aus den Vogesen) aufeinandertreffen, endet unsere wunderbare Reise durch Südfrankreich. Eine weiß-graue Wolkensuppe hängt über der Stadt, als die A-ROSA Stella anlegt. Die wärmende Sonne konnten wir leider nicht davon überzeugen, uns zu begleiten. Sie wollte verständlicherweise lieber im Süden verweilen.
Doch trotz ungemütlichem Herbstwetter lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und erkunden Lyon. Die alte Stadt, in der früher mit Seide gehandelt wurde, überrascht mich mit einem Labyrinth aus überdachten Hinterhofdurchgängen, den sogenannten Traboules, die einst geschaffen wurden, um Seide trocken transportieren zu können.
Wir besuchen eine traditionelle Seidenwerkstatt, in der heute noch Seide in aufwendiger Handarbeit bedruckt wird, bewundern die bemalten Hauswände der Altstadt und besuchen den Place Bellcour, auf dem ein Denkmal für den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry mit seinem kleinen Prinzen errichtet wurde.
In den Gassen Lyons duftet es nach Knoblauch und frisch Gekochtem. Unzählige Restaurants, die französische Spitzenküche anbieten, reihen sich aneinander. "Lyon ist berühmt für seine einfache und zugleich feine Küche, die auf regionalen Produkten beruht und der Stadt den Spitznamen La ville de gueule, die Stadt der Gaumen, brachte", erzählt unsere Stadtführerin.
Mein Highlight in Lyon ist die wunderschöne Basilika Notre-Dame de Fourvière, die hoch oben auf einem Berg über der Stadt thront. Nicht nur von außen ist die weiße Kathedrale ein imposantes Bauwerk, sondern auch von innen ist sie wunderschön anzuschauen. Besonders gefallen mir die mit viel Gold verzierten Mosaike an der Decke sowie der tolle Boden.
Von der Aussichtsplattform, gleich neben der Basilika, genieße ich einen Blick auf die Stadt. An klaren Tagen kannst du von hier sogar die Alpen grüßen. Heute versinkt Lyon allerdings im Nebel. Trotzdem ist dies ein schöner Abschluss einer grandiosen Flusskreuzfahrt!
Mit duftendem Lavendelöl und allerlei Mitbringseln aus Südfrankreich im Gepäck verlasse ich nach fünf zauberhaften Tagen schweren Herzens meine Kabine. L'Art de vivre, ein Stückchen der französischen Lebenskunst, werde ich mitnehmen und während der kalten Novembertage in Deutschland an meine schöne Zeit in Südfrankreich zurückdenken.
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Alice
Durch Zufall entdecke ich heute Abend deinen Blog, mach die Seite auf und sofort, sofort schlägt mein Herz schneller: meine Heimat! Oh Gott, du bist mit dieser Kreuzfahrt an meinem Badezimmer vorbeigefahren!
Kleine Erklärung: ich bin auf den Felsen gegenüber Viviers aufgewachsen, mit Blick auf den Fluss (vom Badezimmer aus sehe ich Viviers ;)). Das 4. Bild im Absatz „Ein sonniger Nachmittag“: die Brücke heisst „Pont du Robinet“, sie gehört zur Stadt Donzère (meine Heimat). Aix-en-Provence? Die wunderschöne Stadt ist zu meiner 2. Heimat geworden, da mein (deutscher) Verlobter dort arbeitet. Die Camargue? Von Kind auf habe ich meine Sommermonate dort verbracht. Es war für mich ein merkwürdiges und schönes Gefühl, diese wahnsinnig vertrauten Orte auf deinem Blog zu entdecken und genau zu wissen, wo jedes Bild geschossen wurde. Ich liebe deine Bilder und ich liebe die Art, wie du über meine Heimat sprichst – du sprichst mir aus der Seele! Danke für den tollen Beitrag!
Julia
Hallo Alica,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Wie lustig, dass ich mit dem Schiff an deinem Badezimmer vorbeigefahren bin. Du hast wirklich eine ganz zauberhafte Heimat. Alle diese Orte, die ich während meiner Reise besucht habe, hatten etwas ganz Einmaliges und Unverwechselbares an sich. Ich komme sehr gerne mal wieder nach Südfrankreich.
Alles Liebe, Julia
Claudia
Liebe Julia, jetzt bekomme ich sofort wieder Sehnsucht nach dem Schiff und Südfrankreich. Es waren wirklich schöne Tage und ich habe mich gefreut dich persönlich kennen gelernt zu haben. Bleib wie du bist, du tolle junge Frau. Liebste Grüße aus Salzburg, Claudia
Julia
Liebe Claudia,
vielen Dank für deine Worte. Ich denke auch sehr gerne an unsere schöne
Südfrankreich Reise zurück und möchte am liebsten gleich wieder aufs
Schiff. Ich hoffe wir sehen uns sehr bald wieder!
Alles Liebe, Julia
Isabell
Das sieht ja zauberhaft aus, tolle Fotos!
Julia
Vielen lieben Dank Isabell!
Julia
Hallo Julia!
Bin gerade durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und bin ganz entzückt. :) Wirklich toller Blog und wunderschöne Fotos!! Ich liebe Frankreich und habe durch deinen Bericht ganz große Sehnsucht bekommen.
Herzliche Grüße von einer Namensvetterin ;)