Per Zug und Fähre nach Irland: So kommst du ohne Flug nach Dublin

Von Julia

Nachhaltig reisen

Bei der Vielzahl an Billigflugangeboten ist es für die meisten Menschen verlockend, mal eben schnell nach Dublin zu jetten. Umweltfreundlicher und abenteuerlicher ist jedoch die Anreise per Zug und Fähre. Wer etwas Zeit mitbringt und die Anreise bereits als Teil des Urlaubes sieht, für den gibt es durchaus attraktive Alternativen zum Fliegen.

In diesem Beitrag teile ich meine persönlichen Erfahrung, gebe wertvolle Tipps für deine eigene Reise und splitte alle Kosten auf. Außerdem wird das Thema Nachhaltigkeit beleuchtet und wir finden heraus, ob die Fahrt mit der Fähre unterm Strich wirklich umweltfreundlicher ist als ein Flug.

Gründe für eine Reise per Zug und Fähre nach Irland

Unser persönlicher Beweggrund für die Reise per Zug und Fähre war es, dem Planeten möglichst wenig Schaden zuzufügen. Wir haben uns vor einigen Jahren bewusst dazu entschieden, nicht mehr innerhalb Europas zu fliegen, wenn wir unsere Reiseziele auch umweltfreundlicher erreichen können. Das gilt für private Reisen ebenso wie für berufliche Aufträge. Als wir 2022 von Irland Tourismus für eine Produktion angefragt wurden, war für uns klar: Wenn wir diesen Auftrag annehmen, dann nur ohne Flug. Also haben wir das Abenteuer Slow Travel gewagt und sind per Zug und Fähre nach Irland gereist.

Neben dem Argument Nachhaltigkeit gibt es jedoch auch andere Gründe, um auf einen Flug nach Irland zu verzichten: Zum Beispiel wenn man mit Hund reist, unter Flugangst leidet, bewusst langsam unterwegs sein oder diverse Zwischenstopps einlegen möchte. Beim Reisen geht es schließlich nicht nur darum möglichst schnell am Ziel anzukommen, sondern auch auf dem Weg dorthin etwas zu erleben. Nicht umsonst heißt es: Der Weg ist das Ziel.

Unsere Reiseroute

1. Von Deutschland nach Brüssel

Um 6 Uhr in der Früh ziehen wir die Haustür hinter uns zu und laufen zu Fuß zum Bahnhof. Mit dem ICE der Deutschen Bahn geht es über Köln nach Brüssel Midi. Die Fahrt kostet insgesamt 44,95 Euro pro Person.

Je nachdem, von welcher Ecke in Deutschland du startest und wie weit im Voraus du dein Ticket buchst, variieren die Preise stark. Die günstigste Verbindung an einem beliebigen Tag von Koblenz nach Brüssel Midi gibt es bereits für 21,90 Euro, die teuerste kostet 84,95 Euro pro Person.

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2. EU-Ausreise in Brüssel

In Brüssel angekommen, geht es zum Eurostar Check-in. Bevor wir den Hochgeschwindigkeitszug boarden dürfen, werden unsere Gepäckstücke durchleuchtet und die Reisepässe kontrolliert - ähnlich wie am Flughafen. Da wir die Europäische Union in London verlassen, reicht ein Personalausweis für die Weiterreise nicht aus.

Seitdem Großbritannien aus der EU ausgetreten ist, ist die Einreise für EU-Bürger:innen nur noch mit einem gültigen Reisepass möglich. Dies gilt auch für Transitreisen.

Gut zu wissen:

Ein Sitzplatz im Eurostar wird bei der Ticketbuchung automatisch für dich reserviert.
Plane für den Umstieg in Brüssel und den Check-in im Eurostar unbedingt genügend Zeit ein. Wir empfehlen eine gute Stunde vorher dort zu sein. 30 Minuten vor Abfahrt schließt das Gate.
Trotz Sicherheitskontrolle darfst du Essen und Getränke mit in den Zug nehmen.

3. Eurotunnel nach London

Der Eurostar ist ein Hochgeschwindigkeitszug. Für die über 300 Kilometer lange Strecke von Brüssel nach London benötigt er gerade einmal zwei Stunden. Die Fahrt führt zunächst durch Nordfrankreich, vorbei an Lille, ehe der Zug in der Nähe von Calais in den Eurotunnel abtaucht und innerhalb von 20 Minuten den Ärmelkanal durchquert.

Der Eurotunnel ist der längste Unterwassertunnel der Welt. Auch wenn die Fahrt in Wahrheit ziemlich unspektakulär ist, ist es doch ein irres Gefühl etwa 45-75 Meter unter dem Meer hindurchzufahren. In Folkstone auf der britischen Seite des Tunnels angekommen, setzt der Zug seine Fahrt Richtung London fort. Nach insgesamt zwei Stunden fährt der Eurostar in den internationalen Bahnhof St. Pancras ein und schon stehst du mitten im Trubel der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs.

Der Eurostar fährt acht bis zehn Mal täglich von Brüssel Midi nach London St. Pancras. Tickets für die Standard Klasse gibt es ab 59,99 Euro pro Person. Früh buchen lohnt sich, denn die Preise steigen, je kurzfristiger du buchst. Reservierst du Hin- und Rückreise direkt zusammen, wird es noch mal günstiger und du bezahlst 46,35 Euro pro Fahrt.

Gut zu wissen:

Während der Zugfahrt wird die Uhr um eine Stunde zurückgedreht, denn Großbritannien sowie auch Irland sind eine Stunde hinter deutscher Sommerzeit.
Hunde sind im Eurostar leider nicht erlaubt. Falls du mit Hund nach Irland reisen möchtest, empfehlen wir die Alternativroute via Paris und Cherbourg nach Rosslare. Weitere Infos dazu findest du am Ende des Beitrages.

4. Zwischenstopp in Großbritannien (optional)

Wer die Anreise per Zug und Fähre nach Irland ein wenig entzerren möchte, kann beliebig viele und beliebig lange Zwischenstopps einlegen. Auf dem Hinweg bleiben wir für eine Nacht in Birmingham und auf dem Rückweg eine Nacht in London. Wir nutzen jeweils einen halben Tag, um ein paar Eindrücke aufzusaugen. Das können wir sehr empfehlen. Beim nächsten Mal würden wir sogar noch ein paar Tage länger bleiben.

5. Weiterreise nach Holyhead

Legst du keinen Zwischenstopp ein, musst du nach Ankunft in London den Bahnhof wechseln - von St. Pancras International zur Euston Station. Du kannst die elf Minuten entweder zu Fuß laufen oder eine Station per Metro fahren. Klingt vielleicht kompliziert, ist aber wirklich sehr einfach.

Ab Euston Station gibt es zahlreiche Verbindungen in die West Midlands, nach Wales oder in den Norden Englands. In der riesigen Wartehalle werden alle Züge auf einer digitalen Tafel angezeigt. Sobald dein Gleis eingeblendet wird, darfst du zum Bahnsteig. Wir fahren von hier aus einmal quer durch Großbritannien, über Chester und Crewe, bis nach Holyhead. Je nach Verbindung, dauert die Fahrt vier bis fünf Stunden und ist teilweise wunderschön.

Kaufst du das Ticket einzeln, zahlst du zwischen 25 und 100 Euro pro Person. Deutlich günstiger wird es mit einem sogenannten Rail & Sail Ticket, das von den Irish Ferries sowohl als auch von Stena Lines angeboten wird. Die Kombination aus Zugfahrt und Fähre gibt es bereits für 57,87 Euro pro Person.

Bei Direct Ferries kannst du alle angebotenen Fährverbindungen inklusive Rail & Sail Tickets miteinander vergleichen und den günstigsten Preis finden.

6. Per Fähre nach Irland

In Holyhead hält der Zug direkt am Fährterminal und es sind nur wenige Schritte bis zu den Check-in Schaltern von Irish Ferries und Stena Line. Hier wird das Gepäck durchleuchtet und abgegeben. Nach einer kurzen Wartezeit am Gate geht es auf die Fähre.

Die Überfahrt nach Dublin dauert, je nach Schiff, etwa zwei bis drei Stunden. Du kannst dich währenddessen frei bewegen, dir den Wind auf dem Außendeck um die Ohren wehen lassen, den Ausblick aufs Meer genießen, schlafen, lesen oder arbeiten. Speisen und Getränke werden in den Cafés und Restaurants an Bord angeboten.

Kurz vor der Ankunft in Irland lohnt es sich an Deck zu sein, denn vom offenen Meer geht es an einem roten Leuchtturm vorbei in den Kanal bis ins Hafengebiet. Langsam wird Dublin und somit das Ziel der langen Reise endlich sichtbar. Ein wundervolles Gefühl endlich anzukommen!

Gut zu wissen:

Der Check-in für die Fähre schließt 30 Minuten vor Abfahrt. Plane also genügend Zeit ein.
Schalte dein mobiles Daten-Roaming während der Überfahrt aus. Ansonsten drohen horrende Kosten auf der Handyrechnung.

7. Ankunft in Dublin

Nach Verlassen des Schiffes kannst du dein Gepäck im Fährterminal in Dublin einsammeln. Das geschieht über ein Gepäckband - ähnlich wie am Flughafen. Das Fährterminal liegt nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. Am Ausgang steht in der Regel gleich ein öffentlicher Bus (Ferry Link) bereit. Er bringt dich für 3 Euro mitten in die Stadt. Das spart die teure Taxifahrt und ist dazu noch umweltfreundlicher.

Tipps für Dublin gesucht? In unserem Beitrag stellen wir die besten Dublin Sehenswürdigkeiten vor.

Kosten der Reise

Die Gesamtkosten für die Reise per Zug und Fähre nach Irland variieren stark. Gehen wir mal davon aus, dass du früh im Voraus buchst und im besten Fall immer die günstigsten Optionen wählst:

ICE von Koblenz nach Brüssel Midi: 21,90 Euro
Eurostar von Brüssel nach London: 46,35 Euro
Sail & Rail Ticket: 57,87 Euro
Ferry Link vom Fährterminal in die Stadt: 3 Euro

In diesem Fall kostet die Reise per Zug und Fähre nach Irland 129,12 Euro. Sind die günstigsten Optionen nicht verfügbar, kann die Reise bis zu 400 Euro pro Person kosten.

Preisvergleich Flugreise

Im Vergleich dazu variieren die Flugpreise von Deutschland nach Irland ebenfalls stark. Der günstigste Flug von Frankfurt nach Dublin an einem beliebigen Datum kostet 20 Euro. Hier ist allerdings kein Gepäck inkludiert. Bei Ryanair kostet ein aufgegebenes Gepäckstück aktuell zwischen 45 und 50 Euro. Der teuerste Flug am selben Tag kostet 250 Euro mit Gepäck.

Hinzu kommen die Kosten für die Fahrt zum Flughafen in Deutschland sowie der Bus vom Dublin Airport in die Stadt. Dieser kostet 8 Euro pro Person. Im günstigsten Fall kommst du also für rund 100 Euro per Flug nach Irland (inklusive Gepäck und Fahrt zum Flughafen). Im teuersten Fall kann die Flugreise ebenfalls bis zu 400 Euro kosten.

Dauer der Reise

Es ist sehr schwer pauschal zu sagen, wie lange die Reise per Zug und Fähre nach Irland dauert, denn es kommt immer darauf an, ob du Zwischenstopps einlegst oder in einem Rutsch durchfährst. Wir haben bei der Hinreise eine Nacht in Birmingham und bei der Rückreise eine Nacht in London verbracht. Insgesamt waren wir also jeweils zwei Tage unterwegs, hatten aber auch noch Zeit, um von beiden Städte ein paar Eindrücke aufzusaugen und uns zwischendurch auszuruhen.

Die reine Reisezeit lässt sich wie folgt runterbrechen:

ICE von Koblenz nach Brüssel: 4 Stunden
Eurostar von Brüssel nach London: 2 Stunden
Zugfahrt von London nach Holyhead: 4-5 Stunden
Fähre nach Dublin: 2-3 Stunden (je nach Schiff)
Ferry Link vom Fährterminal in die Stadt: 15 Minuten

Hinzu kommen Umstiegs- und Wartezeiten an Bahnhöfen sowie am Fährterminal. Theoretisch ist die gesamte Anreise per Zug und Fähre nach Irland an einem Tag machbar. Legst du Stopps in Brüssel, London oder Birmingham ein, kannst du die Reise beliebig lange ausdehnen.

Das Flugzeug ist im direkten Vergleich natürlich deutlich im Vorteil. Die reine Flugzeit von Frankfurt nach Dublin dauert nur zwei Stunden. Hinzu kommen die Anfahrt zum Flughafen sowie die Wartezeit vor dem Boarding. Unter Strich schaffst du es wahrscheinlich in rund fünf Stunden in Dublin zu sein.

Wie nachhaltig ist die Reise im Vergleich zum Flug?

Der deutlich größte Teil der Reise wird per Zug zurückgelegt. Dass eine Zugreise immer umweltfreundlicher ist als ein Flug, darüber brauchen wir wohl heutzutage nicht mehr diskutieren. Laut Umweltbundesamt verursacht ein Kurzstreckenflug durchschnittlich 271 Gramm CO2 pro Personenkilometer, während eine Zugreise nur 46 Gramm CO2 pro Personenkilometer ausstößt.

Aber natürlich hat auch das Reisen mit der Bahn Auswirkungen auf die Umwelt. Dies gilt insbesondere dann, wenn Züge mit Strom aus Erdgas oder Kohle oder gar mit Diesel betrieben werden. Das ist zwar immer noch besser als Fliegen, sorgt aber ebenfalls für klimaschädliche Emissionen.

Die Fahrt im Eurostar von Brüssel nach London verursacht nur 4,3 kg CO2 pro Person während ein Flug auf gleicher Strecke 51,7 kg CO2 ausstößt. Für einen einzigen Flug könntest du also 12 Mal mit dem Eurostar durch den Eurotunnel reisen.

Beim Vergleich von Flugzeug und Fähre wird es dann ehrlich gesagt sehr kompliziert, denn hierbei gilt es nicht nur reine CO2 Werte miteinander zu vergleichen. Beim Fliegen sind es zum Beispiel auch Substanzen wie Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf, die bei der Verbrennung von Kerosin entstehen und zur Erderwärmung beitragen. Fähren verursachen hingegen Schwefeldioxid und giftigen Ruß bei der Verbrennung von Schweröl. Beides wird oftmals ungefiltert in die Atmosphäre geblasen.

Genaue Zahlen sind von den Reedereien leider nur sehr schwer zu bekommen. Bei sämtlichen CO2-Rechnern schneiden Fähren trotzdem klimafreundlicher ab als Flugzeuge. Das liegt unter anderem auch daran, dass CO2 Emissionen, die in höheren Luftschichten ausgestoßen werden, einen noch größeren Schaden anrichten als solche in niedrigen Luftschichten. Durchschnittswerte können laut der Reederei Stena Line wie folgt verglichen werden:

Noch besser wäre die Umweltbilanz, wenn die Schiffe in Zukunft nicht mehr mit Schweröl fahren, sondern auf alternative Treibstoffe umsteigen würden. Stena Line hat hier bereits ambitionierte Ziele. Bis 2030 sollen die CO2 Emissionen um 30 Prozent gesenkt werden und es sollen neue, energieeffiziente E-Flexer-Fähren für die Überfahrt in der Irischen See eingesetzt werden. Die Reederei hat sich feste vorgenommen, die nachhaltigste Fährgesellschaft der Welt zu werden.

Persönliches Fazit zur Reise

Die Reise per Zug und Fähre nach Irland nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als ein Flug und ist definitiv mit mehr Planungsaufwand verbunden. Die Kosten halten sich im Rahmen und sind mit etwas Glück nur wenig teurer als die eines Fluges. Das liegt jedoch vor allem daran, dass Flüge und Bahnfahrten unterschiedlich besteuert werden. Um das Bahnfahren preislich attraktiver zu machen und mehr Menschen dazu zu bewegen, müsste die Politik eingreifen.

Umweltfreundlicher ist die Anreise per Zug und Fähre laut Statistiken auf jeden Fall und soll mit neuen Schiffen in Zukunft sogar noch nachhaltiger werden. Sieht man die Anreise als Teil des Abenteuers und legt vielleicht sogar den ein oder anderen Zwischenstopp ein, kann die Reise zu einem echten Slow Travel Abenteuer werden.

Unserer Meinung nach bedeutet Reisen nämlich nicht nur möglichst schnell an einem bestimmten Ziel anzukommen, sondern auch den Weg dorthin bewusst wahrzunehmen. Durch die Reise per Zug und Fähre nach Irland bekommst du ein realistisches Gefühl für Entfernungen und somit für die Größe unseres wundervollen Planeten.

Alternative Route nach Irland

Anstatt über Brüssel, London und Holyhead nach Irland zu reisen kannst du alternativ auch per Zug über Paris fahren und im französischen Cherbourg auf die Fähre nach Rosslare steigen. Hier schipperst du 16 bis 18 Stunden übers Meer. Die Fähren von Stena Line bieten eine Vielzahl an Kabinen mit unterschiedlichen Größen und Standards. Wer günstiger reisen möchte, kann anstelle einer Kabine auch einen Sitzplatz buchen.

Vorteile dieser Route:

Du reist entspannt über Nacht und kannst während der Überfahrt schlafen.
Du kannst deinen Hund mitnehmen. Das ist auf der von uns gewählten Route im Eurostar leider nicht möglich.
Du bleibst in der EU und benötigst deshalb keinen Reisepass.

Bei Direct Ferries findest du detaillierte Fahrpläne für diese Route und kannst die Kosten der einzelnen Verbindungen miteinander vergleichen.

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