Singapur: Die grünste Stadt Asiens wird zum Vorbild für Nachhaltigkeit
Singapur ist eine der grünsten Städte unseres Planeten. Hochhausfassaden werden von Pflanzen überwuchert und mehr als ein Drittel des tropischen Inselstaates ist von Bäumen bedeckt. Nun geht Singapur noch einen Schritt weiter und will die nachhaltigste urbane Destination der Welt werden.
Wir haben uns das mal genauer angesehen, haben coole nachhaltige Projekte besucht, mit Menschen vor Ort gesprochen und spannende Einblicke erhalten. Wie Singapurs Strategie für mehr Nachhaltigkeit aussieht und welche Maßnahmen schon jetzt unternommen werden, um die Umwelt zu schützen, erfährst du in diesem Beitrag.
Klimawandel in Singapur
Wie viele andere Städte dieser Welt, leidet auch Singapur massiv unter den Folgen des menschengemachten Klimawandels. Hitzewellen, hohe Luftfeuchtigkeit, Starkregen sowie der Anstieg des Meeresspiegels sind nur einige der Herausforderungen, mit denen der südostasiatische Stadtstaat zu kämpfen hat.
Das vergangene Jahrzehnt war das heißeste in der Geschichte des Landes. Laut dem Center for Climate Research Singapore droht die Durchschnittstemperatur bis 2100 um weitere fünf Grad zu steigen. Weite Teile der Stadt könnten bis dahin unter Wasser liegen, wenn der Meeresspiegel, wie von Expert:innen vorausgesagt, steigt. Es wird also allerhöchste Zeit zu handeln!
Green Plan 2030
Um gegen die globale Erwärmung anzukämpfen, hat die Stadt schon vor Jahren ein Konzept erarbeitet, um nicht nur grüner, sondern auch nachhaltiger zu werden. Singapur soll sich in eine "City in Nature" verwandeln und ist schon jetzt auf dem besten Weg dorthin.
Grundlage dafür ist der sogenannte Green Plan 2030. Er definiert die ehrgeizigen Ziele Singapurs für mehr Nachhaltigkeit und basiert auf den fünf zentralen Säulen: City in Nature, Energy Reset, Sustainable Living, Green Economy und Resilient Future.
Eine Stadt in der Natur
Schon jetzt ist Singapur eine extrem grüne Stadt. Es gibt über 300 Parks und Grünflächen sowie vier Naturschutzgebiete. Mehr als ein Drittel der 5,4 Millionen Einwohner:innen zählenden Metropole ist von Bäumen bedeckt. Bis 2030 sollen weitere eine Million Bäume gepflanzt werden. Zusätzlich sollen 50% mehr Land für Naturräume zur Verfügung stehen.
Bestehende Parks sollen durch Grünflächen miteinander verbunden werden. Sie ermöglichen es dann nahtlos von einem Park zum nächsten zu spazieren. Das große Ziel: Bis 2030 soll jede:r Einwohner:in Singapurs nicht mehr als zehn Gehminuten von der Natur entfernt leben.
Gardens by the Bay
Eines der Vorzeigeprojekte in Singapur sind die 2014 eröffneten Gardens by the Bay mit ihren futuristischen Super Trees. Die künstlichen Bäume aus Stahl sind bis zu 50 Meter hoch. An ihnen ranken Vertikalgärten mit tropischen Kletterpflanzen und Farnen in die Höhe.
Die Super Trees sehen jedoch nicht nur spektakulär aus, sondern sie spenden Schatten und sind so gebaut, dass sie Regenwasser auffangen. Dies wird zur Bewässerung der Pflanzen genutzt. Darüberhinaus produzieren die Bäume Solarenergie, die für die beiden gigantischen Gewächshäuser Flower Dome und Cloud Forest sowie für die Beleuchtung des Parks und für die allabendliche Lichtshow genutzt wird. Einige der Bäume dienen außerdem als Kühltürme für die Kühlsysteme der Glashäuser.
Bepflanzte Häuser
Nicht nur Parks und Gärten bringen Grün in die Stadt. Auch an den Fassaden von Hochhäusern und Bürotürmen wuchern regelrechte Dschungel. Die Begrünung von Flächen ist in Singapur nämlich schon seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben.
Ziel ist es, den tristen, grauen Hochhausbeton in sauerstoffproduzierendes Grün zu verwandeln. Die Pflanzen an den Gebäuden wirken nicht nur wärmedämmend, sondern sie filtern auch Feinstaub, säubern die Luft, kühlen das Klima herunter und sind bei Starkregen eine Entlastung für die Wasserabläufe.
Schon jetzt sind in Singapur rund 143 Hektar Hochhausflächen bepflanzt. Laut Green Plan sollen bis 2030 mindestens 80% der Gebäude begrünt werden. Dabei muss nicht jede Begrünung spektakulär oder überhaupt sichtbar sein. Auf vielen Dächern wachsen zum Beispiel einfach nur Bodendecker, die zu einem guten Gebäudeklima beitragen.
Nachhaltige Gebäude
Zum Glück geht es in Sachen Nachhaltigkeit nicht nur um grüne Außenfassaden, sondern auch um die effiziente Nutzung von Sonnenlicht und Regenwasser, den Verzicht von Klimaanlagen und darum, den Energieverbrauch im Allgemeinen zu senken. Schon seit 2005 gibt es in Singapur das sogenannte Green Mark Scheme. Damit reguliert die Regierung geplante Neubauten. Entspricht ein Entwurf nicht den Richtlinien eines ganzheitlich nachhaltigen Gebäudes, wird keine Baugenehmigung erteilt.
Das Green Mark Scheme regelt außerdem, dass jeder Quadratmeter, der bebaut wird, mit Grünfläche als Garten auf dem Gebäude ersetzt werden muss. Gleichzeitig werden alle bereits bestehenden Bauten nach einem speziellen Begrünungsprogramm beurteilt und zertifiziert.
Royal Pickering
Singapurs bekanntestes Beispiel für nachhaltiges Bauen und Stadtbegrünung ist das Hotel Parkroyal on Pickering. Es ist eines der außergewöhnlichsten Gartenhotels Südostasiens. Über 15.000 Quadratmeter tropische Pflanzen, Sträucher und Bäume wachsen auf den 16 Etagen oder hängen in Form von schwebenden Gärten vor der Fassade.
Die grünen Terrassen sind eine echte Augenweide - und das mitten in Singapur. Darüber hinaus verfolgt das Hotel ein vorbildliches Öko-Konzept. Viele Etagen benötigen beispielsweise keine Klimaanlagen, weil sie so konzipiert wurden, dass der Wind die Temperatur automatisch kühlt. Auf dem Dach des Gebäudes wird zudem jeder Regentropfen in einem Auffangbecken gesammelt und zur Bewässerung der Pflanzen sowie für die Toilettenspülungen genutzt.
Autofreie Stadt
Obwohl Singapur eine der dicht besiedelsten Städte der Welt ist, herrscht auf den Straßen kaum Verkehr. Auch das ist Teil des Green Plan 2030. Die Einwohner:innen Singapurs werden nämlich mit finanziellen Abschreckungsmethoden dazu ermutigt, auf ein eigenes Auto zu verzichten und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Zulassungsdokumente sind streng limitiert und können lediglich durch ein Bieterverfahren erworben werden. So kann es schon mal vorkommen, das die Neuzulassung eines privaten Pkws umgerechnet 78.000 Euro kostet. Das schreckt natürlich ab und führt dazu, dass es auf Singapurs Straßen auffallend gemächlich zugeht - ganz im Gegenteil zu allen anderen asiatischen Metropolen, die ich je besucht habe. In Singapur gibt es keine endlosen Staus, kein lautes Gehupe, keine Motorräder und dementsprechend ist natürlich auch die Feinstaubbelastung viel niedriger.
Als Tourist:in kommst du am besten zu Fuß, mit der Metro oder per Fahrrad von A nach B. Die Radwege sind hervorragend ausgebaut und führen sogar durch moderne Einkaufszentren hindurch. Bis 2030 soll das Radnetz um zusätzliche 860 Kilometer erweitert werden. Der öffentliche Nahverkehr gilt zudem als einer der besten der Welt. Günstig ist er noch dazu, denn die Regierung bezuschusst den Betrieb von Bus und Bahn jährlich mit 1,4 Milliarden Euro, um die Ticketpreise günstig zu halten.
Urban Farming
Das Anbauen von Lebensmitteln auf urbanen Farmen ist ebenfalls im Green Plan 2030 vorgesehen. Zukünftig sollen 30% des Nahrungsmittelbedarfs von Singapur lokal produziert werden. Das macht den Stadtstaat nicht nur unabhängiger von anderen Ländern, sondern verringert weite Transportwege und senkt die dadurch entstehenden Emissionen.
Schon jetzt gibt es unzählige Dachgärten auf Parkhäusern, Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden, in denen Obst, Gemüse und Kräuter gedeihen. Oft kommen moderne Technologien zum Einsatz, mit deren Hilfe Bewässerung und Beleuchtung der Pflanzen effizient reguliert werden.
Ein zukunftsweisendes Projekt ist zum Beispiel City Sprouts. Hier werden nicht nur Lebensmittel mitten in der Stadt angebaut, sondern die Verantwortlichen bringen auch Gleichgesinnte zusammen, informieren und klären über soziale und ökologische Themen auf. Die Sustenir Agriculture Farm ist zudem eine vertikale Indoor-Farm, deren Systeme in bereits bestehende Gebäude integriert werden können.
Unverpackt einkaufen
Unverpackt einkaufen ist in Singapur leider noch nicht ganz so einfach. In herkömmlichen Supermärkten wird, genau wie in anderen asiatischen Städten, alles in Plastik verpackt. Für uns war es hier beinahe unmöglich Obst und Gemüse ohne Plastikfolie zu kaufen.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer sind die verhältnismäßig eher wenigen Unverpacktläden, die es in der Stadt gibt. Hier kannst du nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kosmetik und Waren des täglichen Bedarfs in mitgebrachte Behältnisse abfüllen und unverpackt einkaufen. Einige Anlaufstellen findest du hier:
- Oasis Beauty Kitchen in der Jalan Kilang Barat
- Unpackt in der Jalan Kuras
- Scoop Wholefoods in der Tanglin Mall
- Scoop Wholefoods im Raffles City Centre
- Kilogramme im Great World City Centre
Sogar der Flughafen ist grün
Selbst an einem üblicherweise nicht für Nachhaltigkeit bekannten Ort, dem Changi Airport, ist es dem Stadtstaat Singapur gelungen, seine grüne Vision umzusetzen. Das Flughafengebäude zählt zweifelsohne zu den beeindruckendsten der Welt. Es besteht aus einer gigantischen Glaskuppel mit tropischem Regenwald.
In der Mitte der Kuppel stürzt aus 40 Metern Höhe der größte Indoor-Wasserfall der Welt in die Tiefe. Drumherum wachsen mehr als 2.000 Bäume und rund 100.000 Pflanzen. Von einer kostenpflichtigen Hängebrücke kannst du dir das Spektakel von oben ansehen. Ob das jetzt unbedingt nachhaltig ist, darüber lässt sich diskutieren. Grün ist es in jedem Fall!
Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Worte zur staatseigenen Fluggesellschaft Singapore Airlines loswerden. Die zeigt sich nämlich sehr bestrebt darin, umweltverträglicher zu werden. Bis 2050 hat sie sich dazu verpflichtet CO2-neutral zu werden. Eine umfassende Flottenerneuerung mit treibstoffsparenden Maschinen ist in Planung. Außerdem beteiligt sich die Airline an der Entwicklung von erneuerbarem Treibstoff mit geringerem Kohlenstoffgehalt aus umweltfreundlicheren Energiequellen.
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