Bienensterben: Was dazu führt und was du dagegen tun kannst
Wusstet du, dass ein Drittel von allem, was wir essen, von der Bestäubung durch Bienen und andere Insekten abhängig ist? Ohne sie würden nicht nur unzählige Pflanzenarten aussterben, sondern Obst und Gemüse würden zu teuren Luxusgütern und ganze Ökosysteme würden zusammenbrechen. Ein Bienensterben hätte fatale Folgen für die Umwelt und für uns Menschen.
Laut Umweltministerium ist die Menge der Insekten in einigen Regionen Deutschlands bereits um 80% zurückgegangen. Aber was führt überhaupt zu einem solch dramatischen Bienensterben? Und was kann jede/r Einzelne von uns dagegen tun? In diesem Beitrag findest du Antworten.
Wie wichtig sind Bienen?
Schon Albert Einstein soll im Jahr 1949 gesagt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Wieviel Wahres in Einsteins Aussage steckt, wird deutlich, wenn du bedenkst, dass weltweit mehr als 80% aller Wild- und Nutzpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind. Dazu zählen Wild- und Honigbienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge, Fliegen, Libellen, Käfer und viele weitere Insektenarten. Der größte Teil der Bestäubungsarbeit (um genau zu sein zwei Drittel) wird von Wild- und Honigbienen erledigt.
Indem sie Pollen von Blüte zu Blüte tragen, sorgen sie dafür, dass sich Pflanzen vermehren können und Früchte tragen. Ohne Bestäubung gäbe es weder Obst noch Gemüse, die Supermarktregale wären leer und unser Speiseplan eintönig. Alleine in Europa werden 4.000 Gemüsesorten von Bienen bestäubt!
Ohne Bienen gäbe es demnach nicht nur keinen Honig, sondern auch keine Erdbeeren und keine Erdbeermarmelade. Es gäbe weder Äpfel, Tomaten noch Zucchinis, weder Wassermelonen noch Mandeln und sogar Kulturpflanzen wie Kakao und Vanille könnten sich ohne Bestäubung durch Bienen nicht vermehren.
Schreitet das Bienensterben weiter voran, hat das jedoch nicht nur Auswirkungen auf unsere Nahrung, sondern auch auf unsere Kleidung, denn die besteht zu großen Teilen aus Baumwolle und selbst die wird mitunter von Bienen bestäubt.
Darüberhinaus sind Bienen und andere Insekten mit verantwortlich für die biologische Vielfalt. Gibt es weniger von ihnen, verhungern Vögel. Die Folgen sind einfach erklärt: Sterben die Insekten, sterben auch die Insektenfresser. Albert Einstein hatte mit seiner Aussage also recht.
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Vom Aussterben bedroht
Laut Deutschlands größter Tierrechtsorganisation PETA ist der Bestand fliegender Insekten innerhalb der letzten 30 Jahre allein hierzulande um mehr als 75% geschrumpft. Mehr als die Hälfte der rund 600 Wildbienenarten gelten als gefährdet. 16 Arten sind bereits ausgestorben.
In China haben sich die Bienenbestände bereits soweit dezimiert, dass ganze Obstbaumplantagen in einigen Regionen schon von Menschenhand bestäubt werden. Das ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch extrem kostspielig.
In den USA sind Bauern in bienenarmen Gegenden bereits darauf angewiesen, Bienen zur Bestäubung zu mieten. Imker fahren ihre Bienenvölker deshalb in Lkws durchs Land, lassen sie bestimmte Flächen bestäuben und sammeln sie anschließend wieder ein. Dieses absurde Geschäft wird im Film »More than Honey« gut dokumentiert.
Gründe fürs Bienensterben
Zerstörung des Lebensraums
Aufgrund wachsender Bevölkerung werden immer mehr Straßen und Städte gebaut und die Natur immer weiter zurückgedrängt. Wiesen und Wälder weichen Bürogebäuden oder werden zu Acker- und Weideflächen umfunktioniert. Der natürliche Lebensraum der Bienen, inklusive Nahrung und Nistplätzen, wird dabei zerstört.
Anbau von Monokulturen
Monokultur bedeutet in der Landwirtschaft, dass eine Fläche ausschließlich mit einer einzigen Nutzpflanze bebaut wird. Bestes Beispiel dafür sind Maisfelder, die meist als Futtermittel für die Massentierhaltung dienen. Durch die einseitige Bepflanzung werden andere Blüten verdrängt und Wild- und Honigbienen finden dadurch weniger abwechslungsreiche Nahrung vor.
Einsatz von Pestiziden
Der Einsatz von Pestiziden in der modernen Landwirtschaft ist wohl der größte und grausamste Grund für das Bienensterben. Immer häufiger werden Felder, städtische Grünanlagen und Privatgärten mit Giftstoffen bespritzt, um Schädlinge fernzuhalten. Leider können chemische Waffen nicht zwischen unerwünschten Pflanzenschädlingen und erwünschten Nützlingen unterscheiden und töten somit nicht nur Blattläuse oder Pilze, sondern auch Wild- und Honigbienen.
Zu den wohl bekanntesten Pestiziden zählt das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Gifteinsatz überlebt. Laut WHO ist Glyphosat für Menschen „wahrscheinlich krebserregend“. Kein Wunder also, dass es die biologische Vielfalt zerstört und massiv zum Bienensterben beiträgt.
Klimawandel
Zu guter Letzt treibt auch der zunehmende Klimawandel zum Bienensterben bei. Lange Wärmeperioden im Winter, verfrühte Blühphasen im Frühjahr sowie starke Temperaturschwankungen bringen den Rhythmus der Bienen durcheinander. Zu milde Winter sorgen zum Beispiel dafür, dass die Tierchen zu früh aktiv werden. Teilweise so früh, dass es noch gar keine Nahrung für sie gibt.
Das kannst du gegen das Bienensterben tun
Ohne Chemie gärtnern
Anstatt chemische Unkrautvernichter zu verwenden, die nicht nur Schädlinge, sondern auch wichtige Nützlinge töten, kannst du Unkraut von Hand jäten und natürliche Pflanzenschutzmittel, wie zum Beispiel selbst gemachte Brennnesseljauche verwenden. Das ist meist viel effektiver, schont die Umwelt und lässt Bienen leben.
In unserem Buch Grüne Wohlfühloase findest du viele weitere Tipps, wie du ohne Chemie gärtnern kannst sowie eine detaillierte Anleitung zur Brennnesseljauche.
Grünflächen anlegen
Kies-, Schotter- und Steingärten sind der Horror für Bienen und andere Insekten. Lege stattdessen lieber großzügige Grünflächen an. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern ist auch bienenfreundlich.
Wilde Ecken stehenlassen
Falls du einen Garten hast, hilft es Bienen und anderen Insekten, wenn du ein paar wilde Ecken stehenlässt, in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt. Das bedeutet: Nicht mähen, keine Pflanzenschutzmittel spritzen und Laub liegen lassen. Bienen und andere Insekten werden es dir danken.
Bienenwiese aussäen
Um Bienen abwechslungsreiche Nahrung anzubieten, kannst du eine Bienenwiese anlegen. Im Gegensatz zu einem kurz geschorenen Rasen, bietet eine Bienenwiese eine Vielzahl an Pflanzen, die sich den ganzen Sommer über ständig zu neuer Pracht entwickeln. Nektar und Pollen aus den Blüten sind das Lebenselixier für Wild- und Honigbienen.
Eine Bienenwiese anzulegen ist ganz einfach: Kaufe eine bienenfreundliche Saatmischung, säe sie aus und gieße sie regelmäßig. Bei uns im Dorf gibt es zum Beispiel eine tolle Initiative von Bienenretter. An einem alten Kaugummiautomaten kann man kleine Saatgutkapseln ziehen, die Samen zuhause aussäen und die Kapseln anschließend zurückgeben. Die kleinen Mengen eignen sich besonders gut für den Balkon oder die Dachterrasse.
Bienenfreundliche Pflanzen
Falls du keinen Platz für eine Bienenwiese hast, kannst du auch auf dem Balkon oder der Terrasse bienenfreundliche Pflanzen in Töpfen, Kübeln oder Pflanzkästen aussäen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern bietet den Bienen ein buntes Buffet an abwechslungsreicher Nahrung.
Zu den bienenfreundlichen Pflanzen zählen zum Beispiel Sonnenblumen, Lavendel, Mohn und Kapuzinerkresse, aber auch leckere Küchenkräuter wie Thymian, Minze, Basilikum, Koriander, Borretsch, Salbei, Schnittlauch oder Zitronenmelisse.
Wichtig ist, dass die Pflanzen frei von Pestiziden sind. Zu 100% sicher kannst du dir leider nur sein, wenn du die Samen selbst aussäst, denn sogar die als bienenfreundlich ausgewiesenen Pflanzen in Baumärkten und Gartencentern werden laut offiziellen Studien häufig mit Giften behandelt.
Nistplätze schaffen
Um Nistplätze für Wild- und Honigbienen zu schaffen, kannst du mit relativ geringem Aufwand ein sogenanntes Bienen- oder Insektenhotel bauen. Die einfachsten Hotels ohne viel Schnickschnack sind dabei meist die besten.
Als Material eignen sich zum Beispiel fein geschliffene Bambusröhren oder Hartholz, in das du etwa drei bis acht Millimeter große Löcher bohrst. Wichtig ist, dass die Kanten nicht scharf sind, denn ansonsten zerstören die Bienen ihre zarten Flügelchen.
Ungeeignet sind Tannenzapfen (eignen sich wenn überhaupt eher für Ohrwürmer), Ziegelsteine (viel zu große Löcher) oder stark faserndes Weichholz (Flügelkiller). Weitere hilfreiche Infos dazu findest du beim NABU.
Bienentränke aufstellen
Besonders in heißen Sommern reichen Blütennektar und Morgentau nicht als Wasserlieferanten für Bienen und andere Insekten aus. Um ihnen eine Trinkmöglichkeit zu bieten, kannst du einfach eine flache Schale mit Wasser aufstellen oder einen Miniteich anlegen. Wichtig ist, dass es Landeflächen gibt. Hierfür eignen sich Steine, schwimmende Holzstücke oder Korken.
Dach begrünen
Wenn du weder einen Garten noch einen Balkon hast, kannst du vielleicht das Dach deines Wohnhauses oder der Garage begrünen und Bienen somit zusätzliche Nahrung bieten. Wie schön wäre es außerdem, wenn auf allen Dächern Blumen blühen würden?
Bio Lebensmittel kaufen
Mit unserem täglichen Konsum beeinflussen wir die Landwirtschaft. Bauen mehr Menschen Gemüse selbst an oder kaufen ausschließlich Lebensmittel in Bio Qualität, wird irgendwann weniger konventioneller Anbau mit Pestiziden und Monokulturen betrieben. Im Umkehrschluss wirkt sich also selbst unser Kaufverhalten auf das Bienensterben aus.
Auf tierische Produkte verzichten
Dass sich eine weitestgehend pflanzliche Ernährung positiv aufs Klima auswirkt, ist heutzutage zum Glück keine Neuigkeit mehr. Wird weniger Fleisch verzehrt, muss weniger Futtermittel für die Massentierhaltung angebaut werden. Demnach wird weniger Natur zu Ackerflächen umfunktioniert, weniger Monokulturen angebaut, weniger Pestizide verwendet usw.
Vereine unterstützen
Zum Glück gibt es mittlerweile einige gemeinnützige Vereine, die sich für den Schutz der Biodiversität stark machen und sich gegen das Bienensterben einsetzen. Unterstützen kannst du solche Vereine, indem du Petitionen unterschreibst, Geld spendest oder eine Bienenpatenschaft übernimmst. Gute Anlaufstellen sind zum Beispiel Mellifera oder Bienenretter.
Andere aufklären
Zu guter Letzt kannst du sogar dadurch etwas gegen das Bienensterben tun, indem du andere über die Bedeutung von Bienen und anderen Insekten aufklärst. Sprich mit Freunden und Bekannten über das Thema, teile diesen Beitrag in sozialen Netzwerken und motiviere andere dadurch aktiv zu werden. Nur gemeinsam können wir unsere Umwelt und die Bienen vor dem Aussterben schützen!
Buchtipps zum Thema Bienensterben
Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde erzählt von einer Welt, in der es keine Bienen mehr gibt. Eine der drei Geschichten spielt auf einer chinesischen Obstbaumplantage im Jahr 2098, wo Menschen Pflanzen von Hand bestäuben. Die beschriebenen Szenarien in diesem Buch sind nicht nur düster, erschreckend und aufrüttelnd, sondern vor allem gar nicht so weit entfernt.
In Wildlife Gardening von Dave Goulson geht es nicht nur um Bienen, sondern um das Insektensterben im Allgemeinen. Das Buch verrät, wie du im eigenen Garten das Artensterben stoppen und zum Selbstversorger werden kannst – pestizidfrei und CO-neutral.
Über Leben von Dirk Steffens und Fritz Habekuß ist eines der besten Bücher, das ich über das Artensterben gelesen habe. Das Buch erklärt, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt und warum der Erhalt der Artenvielfalt überlebensnotwendig für die Menschheit ist. Große Empfehlung!
Grüne Wohlfühloase: In unserem eigenen Buch geht es um nachhaltiges Gärtnern und entschleunigen. Du findest hier jede Menge Tipps und Inspiration zum Anbau von Gemüse und Kräutern, DIY-Anleitungen, Rezepte sowie ein ganzes Kapitel zum Thema Artenschutz.
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Berlinerin in Frankreich
Hallo Julia!
Danke für diesen wichtigen Beitrag! Dass Bienenvölker mit dem Auto umhergefahren werden, habe ich übrigens auch schon hier aus Frankreich gehört. Ziel ist dabei aber nicht (nur?) die gezielte Bestäubung, sondern vor allem bestimmte Honigsorten, wie Lavendel- oder Thymianhonig, zu gewinnen.
Liebe Grüße
Feli