Flüchtlinge sind Menschen wie du und ich. Die Krise geht uns alle an!
Flüchtlinge fliehen vor Krieg, Hunger, Angst und politischer Verfolgung. Millionen von Menschen verlassen unfreiwillig ihre Heimat, weil ihr Leben bedroht ist. Sie hoffen darauf, in Europa Zuflucht zu finden. Das macht sie zu Flüchtlingen. Es sind Menschen wie du und ich.
„Im Syrien-Konflikt steht offenbar eine weitere Eskalation bevor. Angeblich plant Amerika den Sturm auf Rakka“, lese ich heute Morgen in der Allgemeine Zeitung, als ich im Zug auf dem Weg von Koblenz nach Hannover sitze. „Die Kämpfe könnten viele weitere Flüchtlinge in die benachbarte Türkei treiben und so auch die Wanderungsbewegung Richtung Europa verstärken“, so der Bericht.
Seit mehreren Monaten ist die Flüchtlingskrise Thema Nummer Eins, nicht nur in Deutschland. Jeden Tag höre, sehe und lese ich von verzweifelten Menschen, die aus ihren Heimatdörfern fliehen, die darauf warten, das Meer in völlig überfüllten Booten zu überqueren, um Zuflucht zu finden.
Sie kommen mit der Hoffnung auf Sicherheit nach Deutschland und wünschen sich nichts sehnlicher als ein besseres Leben zu führen, ein Leben ohne die ständige Angst vor dem Tod. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien, dem Irak und aus Afghanistan. Es sind Menschen wie du und ich.
Wir sehen ohnmächtig zu
Jeden verdammten Tag berichten die Medien über kriminelle Schlepper, die die Flüchtlingsboote so maßlos überladen, dass sie dem Gewicht nicht standhalten. Die Boote brechen mitten auf dem Meer auseinander, sie kentern. Hilflose Menschen sterben einen grausamen Tod und wir sehen dabei ohnmächtig zu.
„Das Mittelmeer ist ein Massengrab“, heißt es in den Medien.
Diejenigen, die die Flucht übers Meer überleben, werden mit „Go home“ Schildern in Europa empfangen und in Asylantenheime verfrachtet, die dann von Nazis in Brand gesteckt werden. Wie herzlos können manche Menschen sein?
Am liebsten möchte ich die Nachrichten ausblenden, mich in meinem Bett vergraben, die Decke über den Kopf ziehen und all diese negativen Schlagzeilen vergessen. Ich habe die schrecklichen Nachrichten über Kriege, Kämpfe, Terror und Menschenfeindlichkeit satt.
Stattdessen wünsche ich mir eine Welt, in der Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Religion friedlich miteinander leben. Doch diese Wunschvorstellung scheint Lichtjahre entfernt von der Realität, denn die Wirklichkeit sieht anders aus.
Sie ist grausam. So grausam, dass ich sie gerne verdrängen möchte. Ich denke es geht vielen Menschen in Deutschland ähnlich. Doch Verdrängen und ohnmächtig zusehen ist keine Lösung!
Die Augen zu verschließen wäre falsch, die Katastrophe einfach auszublenden und so weiterzumachen wie bisher, wäre unmenschlich, denn auch mich geht die Flüchtlingskrise etwas an.
Geben wir doch etwas vom fetten Kuchen ab
Etwa 60 Millionen Menschen sind zur Zeit auf der Flucht. Das ist die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese 60 Millionen Menschen brauchen unsere Hilfe.
Lass uns die Angst vergessen, die wir vorschieben, um keine Flüchtlinge in unser Land zu lassen, denn diese Angst ist unbegründet. Ich (und du vielleicht auch?) habe das große Glück in einem reichen, stabilen Land geboren und aufgewachsen zu sein.
In Deutschland gibt es eines der besten Sozialsysteme der Welt, wir genießen die besten medizinischen Standards und kostenlose Bildung. Wenn wir mal ehrlich sind: Wir leben im Überfluss. Wir haben nichts zu fürchten. Warum geben wir nicht ein kleines Stück unseres fetten Kuchens ab?
Den Menschen, die jetzt auf der Flucht sind, genau diesen Menschen ging es auch einmal so gut wie es uns geht. Sie hatten zwar nicht den gleichen hohen Standard, wie wir ihn in Deutschland genießen, aber sie hatten Häuser und Wohnungen, sie hatten Jobs und ein festes Einkommen, sie hatten Familien, Freunde und ein Leben.
Es ging ihnen gut, bis zu dem Zeitpunkt als die politische Situation sich änderte und die eigene Heimat zu einem Kriegsgebiet wurde. Bis dass die Bomben fielen, Städte zerstört wurden, Familien getrennt und Menschen getötet wurden.
Kein Flüchtling hat sich freiwillig ausgesucht seine Heimat zu verlassen. Sie hatten keine andere Wahl.
Du würdest fliehen!
Sind wir doch mal ganz ehrlich zu uns selber und versuchen uns auch nur ein kleines bisschen in die Situation der Flüchtlinge hineinzuversetzen: Was würdest du tun, wenn du in einem Kriegsgebiet geboren wärst?
Was würdest du tun, wenn du mit ansehen müsstest, wie deine Eltern gewaltsam getötet werden? Was würdest du tun, wenn du Hunger leiden und dein Dach über dem Kopf verlieren würdest?
Richtig. Du würdest fliehen. Du würdest in einem fremden Land Asyl suchen und du wärst auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen! Menschen wie du und ich.
Eine menschliche und kulturelle Herausforderung
Natürlich wird es nicht leicht werden. Täglich erreichen mehr und mehr Flüchtlinge Deutschland. Auf uns wartet demnach nicht nur eine wirtschaftliche, sondern ebenso eine menschliche und kulturelle Herausforderung.
Wir werden uns mit Religionen, Sprachen, Sitten und Bräuchen anderer Kulturen auseinandersetzen müssen, um Lösungen für ein friedliches Miteinander zu finden. Diese Herausforderung zu meistern ist allerdings nicht allein die Aufgabe unseres Staates oder der Politik, sondern die Aufgabe eines jeden Einzelnen.
Wir alle können etwas tun. Nein, wir MÜSSEN sogar etwas tun, denn jede noch so kleine Hilfe ist besser als Schweigen.
Das Erste und Wichtigste, was wir tun können, ist Verständnis und Mitgefühl zeigen. Die Flüchtlinge, die hier ankommen haben nämlich nichts außer dem Gefühl endlich in Sicherheit zu sein. Sie haben weder ein Zuhause noch haben sie Geld oder Kleidung. Sie sprechen nicht unsere Sprache, verstehen nicht unsere Kultur, unsere Regeln, unsere Werte.
Anstatt gegen sie zu hetzen, sollten wir versuchen ihnen unsere Kultur zu vermitteln, ihnen helfen sich anzupassen. Ein toller Bericht dazu ist ist Kolumne „Auch Ihr seid jetzt Deutschland!“ von Jaafar Abdul Karim. Unbedingt lesen!
Wie kann ich Flüchtlingen helfen?
Verschließe nicht die Augen, sondern hilf mit! Jeder Einzelne kann etwas tun und jede Kleinigkeit zählt.
Auf dem Informationsportal www.wie-kann-ich-helfen.info. Hier gibt es Leitfäden für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer und jede Menge Infos über Asylrecht.
Einige Ideen: Du kannst ein leerstehendes WG-Zimmer anbieten, einem Flüchtling Deutsch beibringen oder ein altes (noch funktionierendes) Smartphone spenden, denn Handys sind für Flüchtlinge meist die einzige Möglichkeit, um mit ihren zurückgelassenen Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben.
Lies zu dem Thema die Artikel „Handys sind für Flüchtlinge kein Luxus“ oder „Das Smartphone als digitale Nabelschnur“.
Es gibt so viele Möglichkeiten zu helfen! Die Flüchtlingskrise geht uns alle etwas an, denn Flüchtlinge sind Menschen wie du und ich.