Reisen nach Corona: Alles wird sich verändern (hoffentlich)
Erinnerst du dich noch an deine allererste große Reise? Vielleicht an die erste Reise ohne Eltern? Oder an die erste Reise ganz alleine? Erinnerst du dich daran, als du zum ersten Mal das Meer gesehen und die salzige Luft auf den Lippen geschmeckt hast?
Als du zum ersten Mal auf einem Berggipfel standest und in die Ferne geblickt hast? Erinnerst du dich an deinen ersten Roadtrip? An das Gefühl von endloser Freiheit? An das Kribbeln im Bauch? An die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut? An das Rauschen der Endorphine? An die Glücksgefühle, die du beim Reisen hattest?
Alles war unheimlich aufregend. Alles war neu und unbekannt. Deine Sinne waren geschärft. All die Eindrücke hast du aufgesaugt wie ein Schwamm. Dabei hast du keinen einzigen Gedanken an die Zukunft oder an die Vergangenheit verschwendet. Alles was zählte, passierte im Jetzt. In diesem einen Moment.
Das Reisen wird sich verändern
Doch wie wird das Reisen nach Corona aussehen? Werden wir uns wieder genauso unbeschwert und frei bewegen können, wie wir es all die Jahre zuvor getan haben? Werden wir Landesgrenzen wieder selbstverständlich überschreiten dürfen? Und wird das Reisen bald wieder zu etwas Alltäglichem?
Das Reisen wird sich definitiv verändern. Schon alleine deshalb, weil der Tourismus im Mittelpunkt der Virus-Ausbreitung steht. Zu schnelle Lockerungen können und werden unweigerlich zu neuen Infektionen führen. Das heißt, dass wir in den nächsten Monaten wohl oder übel immer wieder mit erneuten Reisebeschränkungen rechnen müssen.
Da das Bedürfnis nach gesundheitlicher Sicherheit auch beim Reisen steigen wird, müssen wir uns wahrscheinlich erst einmal auf unzählige Regeln und Verbote, auf soziale Distanz und ständige Überwachung einstellen. Denkbar sind zum Beispiel, dass Hotels nur noch jedes zweite Zimmer belegen dürfen und dass Strandliegen und Restauranttische mit Plexiglas voneinander getrennt werden.
Auch die Warteschlangen vor Geschäften, die extremen Hygienemaßnahmen sowie das Tragen von Mundschutz werden uns vermutlich noch sehr lange begleiten. Ob das Reisen unter diesen Umständen dann noch viel mit Freude und Unbeschwertheit zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.
Die erste Reise nach Corona
Und doch bin ich überzeugt davon, dass das Reisen nach Corona auch positive Veränderungen mit sich bringen wird. So wird die allererste Reise nach monatelanger Isolation vermutlich sehr bewegend für uns alle sein. Egal wo sie uns hinführen wird – ob wir ein Mikroabenteuer vor der Haustür erleben oder gar Deutschland verlassen – diese erste Reise wird etwas Besonderes. Vielleicht wird sie sogar so besonders, so aufregend, so wundervoll wie beim ersten Mal?!
Ich wünsche mir jedenfalls von ganzem Herzen, dass wir die erste Reise nach Corona (und im besten Fall auch alle darauf folgenden Reisen) nicht als selbstverständlich betrachten, sondern wieder richtig wertschätzen. Ich wünsche mir, dass wir begreifen, welch ein Privileg das Reisen ist und wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir die Welt in all ihrer Vielfalt überhaupt erleben dürfen.
Ich wünsche mir, dass das Reisen im Allgemeinen wieder zu etwas Besonderem wird. Weg vom stumpfen Abhaken von Orten und Sehenswürdigkeiten, hin zum echten Erleben, zu echten Abenteuern, zum Reisen um des Reisens Willen.
Lasst uns die Welt in Zukunft nicht einfach so konsumieren, weil der Flug mal wieder ein echtes Schnäppchen war, sondern lasst uns aus tiefstem Herzen über die Schönheit unserer Erde staunen. Lasst uns offen auf fremde Kulturen zugehen und unsere Umgebung mit Kinderaugen betrachten – neugierig und unvoreingenommen.
Ein Herzenswunsch
Außerdem wünsche ich mir, dass uns allen noch einmal mehr bewusst wird, wie schützenswert unser Planet ist. Dass die Natur ohne den Menschen überleben kann, das haben wir in den letzten Monaten erlebt. Während wir zuhause saßen und viele Orte wie leergefegt waren, atmete die Natur auf. Durch den Rückgang von Wirtschaft und Verkehr sanken die weltweiten CO2-Emissionen, Ökosysteme erholten sich und in Venedig, wo sich sonst Kreuzfahrtschiffe durch die Kanäle drängen, wurden nach langer Zeit wieder Delfine und Fische gesichtet.
Auch wenn mir bewusst ist, dass dieser positive Nebeneffekt nur von kurzer Dauer sein wird und die menschengemachten Schäden wieder zunehmen, sobald wir zur Normalität zurückkehren, wünsche ich mir, dass in den Köpfen ein längst überfälliges Umdenken stattfindet. Ich hoffe, dass sich das Bewusstsein für die Umwelt ändern wird und dass wir die Klimakrise in Zukunft mit der gleichen Ernsthaftigkeit behandeln, wie die Coronakrise behandelt wurde.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass das Reisen nachhaltiger und verantwortungsbewusster wird – und zwar von beiden Seiten – von der Tourismusindustrie sowie von den Reisenden. Ich wünsche mir, dass sich die gesamte Branche neu orientiert, dass Unterkünfte schonender mit Ressourcen umgehen, dass Veranstalter fairer agieren, dass das Nachtzugfahren erschwinglicher und somit zur echten Alternative zum Fliegen wird, dass Einwegplastik in Flugzeugen endlich verboten wird und vieles mehr.
Vielleicht kann die Coronakrise ja ein Anstoß dafür sein, dass wir alle in Zukunft bewusster und nachhaltiger reisen und unsere Heimat dadurch schützen.
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