Nachhaltig gärtnern: 10 Tipps für mehr Umweltschutz auf dem Balkon & im Garten
Selbst angebautes Gemüse ist bio, regional, saisonal, ohne Transportwege und ohne Verpackung. Und trotzdem ist das Gärtnern nicht per se nachhaltig. Nachhaltig gärtnern beginnt dort, wo wenig Wasser, Strom und andere wertvolle Ressourcen verbraucht werden, wenig bis gar kein Müll verursacht und die Umwelt geschont wird.
Egal ob im Garten, auf dem Balkon oder auf der Dachterrasse – es gibt eine Vielzahl an kleinen Dingen, die du tun kannst, um die Natur zu schützen, die Artenvielfalt zu fördern und den eigenen CO-Fußabdruck zu verringern.
In diesem Beitrag habe ich zehn Tipps für mehr Umweltschutz beim Gärtnern für dich zusammengestellt.
Table of Contents
Nachhaltiges Saatgut
Nachhaltig gärtnern beginnt bereits bei der Auswahl des Saatgutes. Anstatt konventionelle Züchtungen zu verwenden, solltest du immer Bio-Saatgut von samenfesten Sorten kaufen. Samenfest bedeutet, dass du deine Pflanzen selbst vermehren und ihre Samen im nächsten Gartenjahr wieder aussäen kannst.
Hybridsamen (auch F1-Samen genannt) sind das Gegenteil. Sie wurden so gezüchtet, dass die Pflanzen möglichst viel Ertrag bringen und resistent gegen Schädlinge sind. Allerdings eignen sich F1-Hybride nur für den einmaligen Anbau und müssen jedes Jahr neu gekauft werden. Vor allem in der Agrarindustrie machen Saatgutkonzerne ihre Kunden dadurch komplett abhängig.
Bio-Saatgut bedeutet, dass die Samen, im Gegensatz zu konventionellem Saatgut nicht chemisch behandelt und nicht gentechnisch modifiziert werden. Die Pflanzen, aus denen Bio-Saatgut gewonnen wird, werden ohne den Einsatz von chemischen Spritz- und Düngemitteln auf ökologisch bewirtschafteten Flächen angebaut.
Samenfestes Bio-Saatgut ist jedoch gar nicht so einfach zu bekommen, denn vor allem in Gartencentern und Baumärkten gibt es fast ausschließlich konventionelle Hybridsamen. Wir bestellen unser Saatgut deshalb online und/oder gewinnen eigene Samen.
Möchtest du mehr über das spannende Thema Saatgut erfahren, kann ich dir das Buch Wer die Saat hat, hat das Sagen ans Herz legen. Es klärt über die kriminellen Vorgehensweisen großer Saatgutfirmen auf und macht große Lust darauf, eigenes Saatgut zu vermehren. Obwohl die Thematik sehr komplex ist, ist das Buch gut verständlich geschrieben und in meinen Augen auch für Einsteiger geeignet.
Nachhaltige Anzucht
Nach der Auswahl des Saatgutes beginnt die Anzucht. Vor allem hier lauern jede Menge Umweltsünden, die leicht vermieden werden können. Anstatt jedes Jahr neue Anzuchttöpfe aus Plastik zu kaufen, kannst du ganz einfach auf Gegenstände zurückgreifen, die du sowieso schon im Haushalt hast.
Säe deine Samen zum Beispiel in kleinen Tontöpfen aus und stülpe einfach ein Glas über die Aussaat. So entsteht ein Gewächshauseffekt und die Samen beginnen schnell zu keimen. Alternativ kannst du auch Auflaufformen, Eierkartons oder Joghurtgläser verwenden.
Anzuchtgefäße lassen sich zudem aus Klopapierrollen oder Zeitungspapier selber basteln. In unserem Buch Grüne Wohlfühloase findest du viele weitere Tipps zum Thema nachhaltige Anzucht, welche Methoden bei uns am besten funktionieren, was wir wann und wie aussäen usw.
Torffreie Erde
Erde im Plastiksack zu kaufen ist nicht unbedingt die umweltfreundlichste Lösung. Erde mit Torf zu kaufen ist jedoch noch eine viel größere Katastrophe, denn Torfabbau zerstört jahrhundertealte Hochmoore. Gigantische Mengen an CO2 werden durch den Abbau freigesetzt und die Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere verschwinden.
Achte beim Kauf von Blumenerde deshalb unbedingt auf torffreie Erde. Wenn es nicht ausdrücklich auf dem Sack steht, kannst du davon ausgehen, dass Torf enthalten ist.
Nachhaltige Pflanzgefäße
Blumentöpfe aus Plastik sind nicht nur hässlich, sondern auch ein echtes Problem für unsere Umwelt. Es dürfte mittlerweile jedem Menschen bewusst sein, dass Kunststoffe unsere Ökosysteme und unsere Gesundheit in Form von Mikroplastik belasten. Darüber hinaus werden die meisten Blumentöpfe aus Erdöl hergestellt. Dieser Rohstoff ist nur begrenzt verfügbar und seine Förderung ist alles andere als nachhaltig.
Achte daher bei der Auswahl deiner Pflanzgefäße auf umweltfreundlichere Alternativen. Unglasierte Töpfe aus Terrakotta sind zum Beispiel extrem langlebig und werden ohne Erdöl produziert. Außerdem verleihen sie deinem Balkon, deiner Terrasse oder deinem Garten einen Hauch mediterranes Flair. Weitere Alternativen sind Produkte aus Emaille, Zink oder Naturstein.
Regenwasser auffangen
Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen unseres Planeten. Logisch, dass das Auffangen von Regenwasser beim nachhaltigen Gärtnern nicht fehlen darf. Es schont die Umwelt, kostet nichts und da Regenwasser saure Eigenschaften hat, ist es sogar viel besser für die Pflanzen als kalkhaltiges Leitungswasser.
Auf dem Balkon oder auf der Dachterrasse gibt es aufgrund der Traglast zwar meist nur begrenzte Möglichkeiten, aber auch hier lässt sich Regenwasser zumindest in kleinen Mengen auffangen. Setze einfach eine Regenwasserklappe an das Fallrohr deiner Dachrinne und stelle eine kleine Tonne darunter. In unserem Buch findest du übrigens viele wertvolle Tipps zum richtigen Gießen und zum Minimieren des Wasserverbrauches.
Auf Chemie verzichten
Wer wirklich nachhaltig gärtnern möchte, verzichtet auch beim Düngen sowie bei der Bekämpfung von Schädlingen und Unkraut auf die Chemiekeule. Giftige Spritz- und Düngemittel landen nämlich nicht nur an den Pflanzen, sondern auch in der Erde, im Grundwasser und zu guter Letzt sogar auf deinem Teller.
Der Umwelt und deiner eigenen Gesundheit zuliebe solltest du komplett auf konventionelle Pflanzenschutzmittel und Dünger verzichten und stattdessen lieber zu natürlichen Alternativen greifen. Eine selbst gemachte Brühe aus Ackerschachtelhalm wirkt zum Beispiel effektiv gegen Pilzkrankheiten, während Kaffeesatz den pH-Wert neutralisiert und somit Böden verbessern kann.
Zum Düngen unserer Gemüsepflanzen verwenden wir gerne eine selbst gemachte Brennnesseljauche. Sie ist reich an Stickstoff und wirkt zudem gegen Blattläuse. Eine ausführliche Anleitung findest du in unserem Buch.
Heimische Pflanzen
In unserer zunehmend globalisierten Welt ist es vielleicht verlockend, exotische Pflanzen aus fernen Ländern im eigenen Garten oder auf dem Balkon anzupflanzen. Diese benötigen jedoch mehr Pflege und natürliche Ressourcen, um in der fremden Umgebung zu gedeihen und sind deshalb nicht besonders nachhaltig. Darüberhinaus bieten sie kein Futter für Insekten.
Heimische Pflanzen hingegen helfen, das lokale Ökosystem zu erhalten und dem Insektensterben vorzubeugen. Außerdem sind sie einfacher zu pflegen und verbrauchen weniger Ressourcen. Der Begriff heimisch bezieht sich dabei nicht nur auf Deutschland, sondern orientiert sich an klimatischen Bedingungen und Bodenverhältnissen.
Heimische Pflanzen sind demnach alle Pflanzen, deren natürliches Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa liegt, denn sie sind an unsere Böden und das Klima angepasst. Nicht heimische, exotische Pflanzen sind zum Beispiel Zierbananen, Palmen, Monstera usw. Diese solltest du in unseren Breitengraden besser meiden.
Insekten schützen
Die meisten Gartencenter und Baumärkte versehen viele ihrer Blühpflanzen mit einem glücklich aussehenden Bienchen und kennzeichnen sie als bienenfreundlich. Käufer:innen wird dadurch suggeriert, etwas Gutes für die Umwelt zu tun, denn bienenfreundliche Pflanzen bedeutet ja in den meisten Köpfen automatisch nachhaltig gärtnern. Laboruntersuchungen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland ergaben jedoch, dass viele dieser Pflanzen hochgiftige Pestizidrückstände und zahlreiche weitere Belastungen enthalten.
Ich rate deshalb immer dazu, ausschließlich Pflanzen aus biologischem Anbau zu kaufen oder Blühpflanzen einfach selbst auszusäen. Im Garten kannst du zum Beispiel eine Bienenwiese aussäen. Auf dem Balkon oder der Dachterrasse kannst du Slowflowers in Tontöpfen und Kübeln wachsen lassen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern bietet Bienen und anderen Insekten wertvolle Nahrung.
Insekten mögen zum Beispiel Schlingknöterich, Lavendel, Clematis, Schnittlauch, Ringelblumen, heimische Wildrosen, Zitronenmelisse oder Sonnenblumen. In meinem Artikel über das Bienensterben erfährst du, warum Insekten für uns und unsere Umwelt so wichtig sind und findest viele weitere Tipps, wie du sie vor dem Aussterben schützen kannst.
Kompost herstellen
Ein eigner Komposthaufen ist wohl der Traum eines jeden Hobbygärtners, denn mit ihm lassen sich nicht nur Garten- und Küchenabfälle entsorgen, sondern mit wenig Aufwand auch gehaltvolle Erde und Pflanzendünger herstellen. Ein weiterer Pluspunkt eines Komposthaufens ist, dass er Kleinstlebewesen ein Zuhause bietet.
Falls du, wie wir, keinen Garten, sondern einen kleinen Balkon oder eine Dachterrasse und somit keinen Platz für einen Komposthaufen hast, probiere es doch mal mit einem Bokashi Komposter. Mit Hilfe von effektiven Mikroorganismen werden Küchenabfälle in einem sogenannten Bokashi Eimer fermentiert. Dabei entsteht ein wertvoller, flüssiger Dünger. Pflanzen, die von Natur aus einen sauren Boden bevorzugen, werden damit ideal versorgt.
Upcycling
Nachhaltig gärtnern beginnt vor allem dort, wo nichts weggeworfen und neu gekauft wird. Schau doch mal im Keller, auf dem Dachboden oder auf Flohmärkten nach Gegenständen, denen du ein zweites Leben einhauchen kannst. Bepflanze zum Beispiel alte Wein- oder Obstkisten, Zinkwannen, Emailleschüsseln oder Milchkannen.
Hast du altes Holz oder Ziegelsteine übrig? Daraus lassen sich zum Beispiel Upcycling Hochbeete wie unsere bauen. Aus alten Fensterrahmen kann ein Gewächshaus oder ein Frühbeetaufsatz entstehen. Lass deiner Kreativität freien Lauf und nutze lieber bereits vorhandene Dinge, anstatt neue zu kaufen.
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