Nachhaltiger fliegen: Mit diesen 12 Tipps klappt es
Machen wir uns nichts vor: Fliegen ist nicht nachhaltig! Im Gegenteil, das Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel von allen und daran wird sich vermutlich auch so schnell nichts ändern, denn bis Flugzeuge standardmäßig mit Wasserstoff angetrieben werden, wird es wohl noch eine Ewigkeit dauern.
Auf diesem Reiseblog geht es um nachhaltiges Reisen und ich weiß bereits beim Tippen dieser Zeilen, dass sich viele Leser:innen von der Überschrift getriggert fühlen und innerlich schreien: „Wenn du wirklich nachhaltig sein willst, bleib am besten zuhause!“
Mein Herz schlägt jedoch nicht nur für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, sondern auch fürs Reisen. Es ist meine allergrößte Leidenschaft, in fremde Kulturen einzutauchen und ich würde mir am liebsten jeden Ort dieses Planeten ansehen. Meiner Meinung nach prägt uns nichts so sehr wie das Reisen. Es macht uns zu offeneren Menschen, es erweitert den Horizont und nicht zuletzt fördert es auch das Verständnis, die Natur und unseren Planeten zu schützen.
Als ich 2019 entschied, meinen Lebensstil drastisch zu verändern, beschloss ich, meine Vielfliegerei konsequent an den Nagel zu hängen und maximal eine Flugreise pro Jahr zu unternehmen. Diese Einschränkung fällt mir ehrlich gesagt nicht immer leicht, denn ich lebe hauptberuflich vom Reisen und muss seitdem viele spannende Aufträge von fernen Destinationen absagen.
Stattdessen reise ich mittlerweile meistens per Zug oder dem E-Auto. Einmal pro Jahr steige ich aber doch in den Flieger und damit die Umweltbelastungen, die dadurch entstehen, in Grenzen gehalten werden, kommen hier meine Tipps zum nachhaltigeren Fliegen.
Hier soll es weder um Greenwashing noch darum gehen, das Fliegen an sich als nachhaltig darzustellen. Ich möchte lediglich ein paar wertvolle Tipps teilen, die dir dabei helfen, deinen ökologischen Fußabdruck bei einer vielleicht unvermeidbaren oder bewusst gewählten Flugreise zu verringern. Denn ich bin überzeugt davon, dass jeder noch so kleine Schritt zu mehr Nachhaltigkeit richtig und wichtig ist.
So geht nachhaltiger fliegen
1. Fliegen als Privileg sehen
Fangen wir mal ganz von vorne an – nämlich bei deinem eigenen Mindset und deiner Meinung übers Fliegen. In ein Flugzeug zu steigen und in nur wenigen Stunden ans andere Ende der Welt fliegen zu können, ist ein absolutes Privileg. Etwa 80% der Menschen, die auf diesem Planeten leben, sind noch niemals geflogen. Wir zählen also zu dem winzigen, privilegierten Teil der Bevölkerung, für den Fliegen ganz „normal“ ist und der für die flugbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Jedes Mal, wenn wir uns bewusst dazu entscheiden zu fliegen, sollten wir es als etwas Besonderes sehen. Wir sollten das Fliegen wieder mehr wertschätzen anstatt vier Mal pro Jahr mit dem Billigflieger in den Kurzurlaub zu fliegen.
2. Kurzstrecken vermeiden
Nachhaltiger fliegen klappt nur dann, wenn du auf Kurzstreckenflüge verzichtest. Vermeidbar sind vor allem Flüge innerhalb Deutschlands. Ein Flug von Köln nach Berlin verursacht bereits 298 kg CO2 pro Person, während eine Zugfahrt mit dem ICE auf gleicher Strecke maximal 27,6 kg verbraucht. Und wenn du ganz ehrlich bist, ist der Zeitaufwand mit der Fahrt zum Flughafen, der Sicherheitskontrolle und der Wartezeit am Gate genau der gleiche wie der bei einer Bahnfahrt.
Ich habe mich der Umwelt zuliebe vor einigen Jahren sogar dazu entschieden, nicht mehr innerhalb Europas zu fliegen bzw. alle Flüge zu Reisezielen zu vermeiden, die ich stattdessen auch per Zug erreichen kann. Meine große Hoffnung ist ja, dass das europäische Nachtzugnetz in Zukunft noch weiter ausgebaut und vor allem erschwinglicher wird, sodass eine Fahrt im Nachtzug zu einer echten Alternative zum Kurzstreckenflug wird.
➙ Hier kannst du von meinen allerersten Erfahrungen im Nachtzug von Deutschland in die Schweiz lesen.
3. Alternative Reiseziele bevorzugen
Du hast nur wenige Tage Urlaub und möchtest trotzdem das Beste aus dieser Zeit rausholen? Anstatt mal eben kurz nach Mallorca zu fliegen, kannst du ein alternatives und ebenso schönes Reiseziel wählen, das auch ohne Flugzeug erreichbar ist. Zum Glück haben während der Corona Pandemie viele Menschen erkannt, dass auch Deutschland viel zu bieten hat und als Reiseland noch immer unterschätzt wird. Ich predige schon seit Jahren, dass sich unsere Heimat wunderbar für einen Kurztrip eignet und dass Abenteuer vor der Haustür mindestens genauso schön, abenteuerlich oder entspannend sein können wie eine Flugreise in die Ferne.
Wie wäre es zum Beispiel mit einem Wanderurlaub in der Eifel, einem Badeurlaub an der Ostsee oder einem Kurztrip in die deutschen Alpen? Alle Ziele innerhalb Deutschlands lassen sich bequem und vor allem nachhaltig per Bahn erreichen und du sparst dir deinen Flug vielleicht lieber für die nächste besondere Fernreise auf. Inspiration für tolle Reiseziele in Deutschland findest du in meiner Deutschland Rubrik. Außerdem findest du auf diesem Reiseblog jede Menge Ideen zu Reisezielen in Europa, die sich problemlos ohne Flug erreichen lassen.
4. Flüge kompensieren
Lässt sich eine Flugreise nicht vermeiden oder ist ganz bewusst gewählt, kannst du den Umweltschaden, den du dadurch verursachst, mit einer Ausgleichszahlung kompensieren. Achtung, eine Flugkompensation ist nicht als Freifahrtsschein zu verstehen, denn die schädlichen Emissionen, die ausgestoßen werden, verringern sich durch eine Ausgleichszahlung nicht. Das Geld wird jedoch in sinnvolle Klimaschutzprojekte gesteckt, die CO2 an anderen Stellen einsparen. Das geschieht zum Beispiel durch Windparks oder durch die Aufforstung von Wäldern.
Bei der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation atmosfair kannst du zum Beispiel ganz einfach herausfinden, wieviele Emissionen du mit deinem Flug verursachst. Dein Ausgleichsbetrag wird automatisch errechnet. Atmosfair investiert das gezahlte Geld anschließend in weltweite Umweltschutzprojekte.
Kritiker:innen sehen Flugkompensationen oft als Greenwashing. Fest steht jedoch, dass Fliegen mit Kompensation besser ist, als Fliegen ohne Kompensation. Zumindest ist es eine der wenigen Möglichkeiten, um ein bisschen nachhaltiger zu fliegen. Leider ist das Kompensieren bisher jedoch nur eine freiwillige Option, die nur wenige klimabewusste Menschen nutzen. Meiner Meinung nach müsste die Ausgleichszahlung automatisch im Ticketpreis enthalten sein.
5. Direktflüge bevorzugen
Reist du in die Ferne, ist es umweltfreundlicher einen Direktflug zu buchen als umzusteigen. Letzteres dauert nämlich nicht nur länger, sondern erfordert auch gleich zwei Mal einen Start sowie einen Steigflug. Dabei werden noch mehr Emission ausgestoßen und Treibstoff verbraucht als während des Fluges. Aus diesem Grund schneiden übrigens auch Kurzstreckenflüge im Vergleich so schlecht ab. Darüberhinaus verbrauchst du bei mehreren Flügen natürlich auch weitere Ressourcen, wie Decken und Kissen, Einweggeschirr usw.
6. Mit nachhaltigen Airlines fliegen
Wer möglichst umweltschonend fliegen möchte, sollte Fluggesellschaften unterstützen, bei denen Nachhaltigkeit zumindest eine Rolle spielt. Ein gutes Tool dafür ist der Airline Index von atmosfair. Er analysiert die Klimaeffizienz der 190 größten Fluggesellschaften der Welt und bewertet sie nach ihren durchschnittlichen Emissionen. In die Berechnung fließen unter anderem der Flugzeugtyp, die Triebwerke, aerodynamische Flügelspitzen, Bestuhlung und Frachtraum sowie deren Auslastung ein.
Darüber hinaus beeinflussen auch weitere wichtige Faktoren den ökologischen Fußabdruck einer Airline, wie zum Beispiel die angebotene Verpflegung, das Abfallmanagement oder die verwendeten Produkte an Bord. Swiss Airlines bietet auf allen Flügen standardmäßig ein vegetarisches Gericht an. Delta Air Lines hat sämtliche Produkte aus Einwegplastik aus ihren Flugzeugen verbannt und nutzt nun wiederverwendbares Geschirr. Es gibt also Hoffnung!
7. Wiederverwendbares nutzen
Auch wenn es erste Hoffnungsschimmer von Seiten der Fluggesellschaften gibt, entsteht bei den meisten Flügen immer noch eine gigantische Menge an Abfall, der nicht recycelt wird. Das Essen ist in Plastik verpackt, das Besteck besteht aus Plastik, die Kaffeesahne, die Plastikzahnbürste sowie die in Plastik verpackten Plastikeinwegkopfhörer. Ganz zu schweigen von den Unmengen an Plastikbechern, die tagtäglich weggeworfen werden.
Um diesem Wahnsinn entgegenzuwirken, kannst du bei Flugreisen deine eigene wiederverwendbare Trinkflasche, einen Becher sowie eigenes Besteck mitnehmen oder gleich dein eigenes Essen von Zuhause mitbringen. Das klingt für dich nach einem Tropfen auf den heißen Stein? Dann stell dir nur mal vor, jeder einzelne Passagier würde einen eigenen Trinkbecher bei jedem Bordservice wieder auffüllen lassen. Bei einem einzigen Langstreckenflug in einer vollbesetzten Maschine vom Typ A380 mit 509 Passagieren wären das schon mehr als 3.500 eingesparte Plastikbecher.
8. An Bord nachhaltig essen
Bleiben wir beim Thema Verpflegung im Flugzeug. Das die Massentierhaltung der Klimakiller schlechthin ist und weitaus mehr Umweltschäden anrichtet als der Flugverkehr, das müsste mittlerweile bekannt sein. Deshalb verstehe ich es nicht, warum es an Bord der meisten Airlines immer noch ausschließlich Gerichte mit Fleisch und Fisch gibt.
Unabhängig davon, ob du dich sonst vegetarisch oder vegan ernährst oder Tiere isst, bin ich davon überzeugt, dass jeder Passagier zumindest für die eine Mahlzeit an Bord auf Fleisch und Fisch verzichten kann. Alleine durch diese eine fleischlose Mahlzeit könnte so viel Tierleid vermieden, die Massentierhaltung eingedämmt und somit Tonnen an CO2 eingespart werden.
Da sich der Großteil der Fluggesellschaften eher weniger dafür einsetzt, bist du an dieser Stelle leider selbst gefragt. Um nachhaltiger zu fliegen, kannst du bereits vor dem Check-in eine vegetarische oder vegane Mahlzeit bestellen. Das trägt übrigens auch zur allgemeinen Akzeptanz und zum Umdenken bei, denn die Nachfrage regelt bekanntlich das Angebot. Je mehr Menschen auf tierische Mahlzeiten verzichten, desto eher bietet eine Fluggesellschaft in Zukunft umweltfreundlicheres Essen an.
9. Weniger einpacken
Eine einfache Möglichkeit, um Kerosin einzusparen, ist die Gewichtsreduzierung des Flugzeuges. Hier sind in erster Linie zwar die Airlines gefragt, die die Flugzeuge ausstatten, aber auch du selbst kannst einen winzig kleinen Beitrag leisten, indem du weniger Gepäck mitnimmst. Unterm Strich verbraucht jedes Kilo, das nicht transportiert wird, weniger Treibstoff.
10. Länger vor Ort bleiben
Sicherlich ist nicht jeder Mensch in der glücklichen Lage, ein halbjähriges Sabbatical nehmen oder fünf Wochen am Stück Urlaub machen zu können. Einmal pro Jahr eine große Reise zu machen und ein einziges Land dabei intensiv kennenzulernen anstatt vier Mal im Jahr für einen Kurztrip zu fliegen, das kann hingegen jede:r. Grundsätzlich gilt: Je länger dein Aufenthalt am Reiseziel ist, desto sinnvoller ist der Flug genutzt.
11. Am Ziel nachhaltig reisen
Um möglichst nachhaltig zu reisen, kannst du darauf achten, dass dein ökologischer Fußabdruck trotz des unvermeidbaren Fluges so gering wie möglich bleibt. Bevorzuge für die Fortbewegung an deinem Reiseziel umweltfreundliche Verkehrsmittel, wie Fahrrad, Zug oder Bus. Kaufe unverpackte, regionale Lebensmittel, übernachte in nachhaltigen Unterkünften und unterstütze die lokale Bevölkerung vor Ort.
➙ Nachhaltig reisen: In diesem wertvollen Beitrag findest du 18 Tipps, wie du die Umwelt im Urlaub schützen kannst
12. CO2 im Alltag minimieren
Ein nachhaltiger Lebensstil ist selbstverständlich keine Rechtfertigung fürs Fliegen, kann aber dazu beitragen, dass insgesamt weniger CO2 verbraucht wird. Was du zum Beispiel tun kannst: Den Konsum tierischer Produkte im Alltag minimieren, öfters mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto fahren, echten Ökostrom beziehen, regionale und saisonale Lebensmittel aus biologischem Anbau kaufen, deinen Plastikverbrauch reduzieren, Reinigungsmittel und Kosmetik selbst herstellen, faire Kleidung kaufen, Gebrauchsgegenstände reparieren statt neu anschaffen.
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