Wasserknappheit: Warum dein Urlaub dazu beiträgt & wie du Wasser sparen kannst

Täglich drehen wir den Wasserhahn auf, ohne darüber nachzudenken. Wir verwenden kostbares Trinkwasser zum Zähneputzen und Duschen, Kochen und Putzen, ja sogar für die Toilettenspülung. Während über zwei Milliarden Menschen nicht mal einen Zugang zu sauberem Wasser haben, verschwenden wir in Deutschland täglich 127 Liter pro Person.
Hinzu kommen weitere 5.000 Liter indirektes Wasser, das für die Herstellung von Nahrungsmitteln und Produkten verbraucht wird, die wir durchschnittlich pro Tag konsumieren. Für die Produktion einer einzigen Jeans werden zum Beispiel 6.000 Liter Wasser und für ein Kilo Rindfleisch bis zu 15.400 Liter Wasser benötigt.
Viele von uns sind mit der Gewissheit aufgewachsen, dass Wasser immer verfügbar ist. Aber was, wenn sich das plötzlich ändert?
Wasserknappheit
Die letzten Jahre haben uns deutlich gezeigt, dass Wasserknappheit längst keine Fiktion mehr ist. Hitzewellen und Dürreperioden ließen Flüsse austrocknen, Quellen versiegen, Seen verschwinden und Ernten ausfallen. Und das nicht „nur“ in Afrika oder Südeuropa. Auch bei uns in Deutschland sank der Grundwasserspiegel in einigen Regionen bereits so dramatisch, dass die Trinkwasservorräte erschöpft waren und der Notstand ausgerufen wurde.
Wenn wir Wasser weiterhin so verschwenden wie bisher, droht uns in naher Zukunft wohlmöglich eine globale Katastrophe, dessen Ausmaß wir uns noch gar nicht vorstellen können. Dem Weltklimarat zufolge werden im Jahr 2070 etwa 44 Millionen Europäer:innen von Wasserknappheit betroffen sein.
Wasserverbrauch im Urlaub
Wie anfangs erklärt, verbrauchen wir alle im Alltag viel zu viel Wasser. Im Urlaub verbrauchen wir sogar noch mehr, denn Infinity Pools, große Wellnessbereiche, Wasserparks in der Wüste, üppige Gartenanlagen, die bewässert werden müssen, Golfplätze usw. benötigen Unmengen an Wasser.
Eine Studie von Gössling und Peeters aus dem Jahr 2015 gibt an, dass der direkte und indirekte Wasserverbrauch im Urlaub durchschnittlich 6.575 Liter pro Person und Tag beträgt. Aufgrund des touristischen Wachstums und der Zunahme wasserintensiver Reiseangebote wurde schon damals vorausgesagt, dass sich diese Zahl bis 2050 fast verdoppeln wird.
Der direkte Wasserverbrauch für Unterkünfte ist in der Studie mit bis zu 2.425 Litern pro Übernachtung angegeben. Er beinhaltet den persönlichen Wasserbedarf fürs Duschen und die Toilette sowie die tägliche Zimmerreinigung, die Nutzung des Pools, die Bewässerung von Grünanlagen usw.
Urlaub in wasserarmen Regionen
Zum Wasserverbrauch kommen jedoch noch weitere Punkte, die Wasserknappheit verstärken, denn Tourismus findet häufig in Regionen statt, die sowieso schon unter Wassermangel leiden. Dazu zählen zum Beispiel Wüstenregionen, aber auch Urlaubsländer am Mittelmeer. In Italien sank der Pegel des Pos im Frühsommer 2022 so stark, dass das Meerwasser der Adria flussaufwärts drückte. Infolgedessen war die Stromerzeugung durch Wasserkraft entlang des Flusses kaum mehr möglich.
Darüberhinaus fallen die beliebtesten Reisemonate meist in die Zeit mit dem wenigsten Niederschlag. Leidtragende der Wasserknappheit sind in der Regel jedoch nicht die Tourist:innen, sondern die Einheimischen. Laut der Studie „Water Equity in Tourism“ von der Organisation Tourism Concern verbrauchen Gäste in einem Luxushotel in Indien etwa 1.785 Liter Wasser pro Tag, während die Einheimischen mit 14 Litern auskommen müssen. Und auch auf Bali werden 65 Prozent des vorhandenen Wassers alleine für den Tourismus genutzt.
Der enorme Wasserverbrauch der Hotels lässt den Grundwasserspiegel sinken. Vor allem in Ländern des globalen Südens ist die Lebensgrundlage vieler Einheimischer aufgrund von Wasserknappheit bedroht. Und obwohl der Zugang zu Trinkwasser ein Menschenrecht ist, gibt es kaum Möglichkeiten, sich gegen die ungerechte Verteilung der Wasservorräte zu wehren.
Wasser sparen & schützen
Heute, am Weltwassertag, möchte ich wieder einmal aufmerksam machen, dass sauberes Trinkwasser purer Luxus ist. Es wird allerhöchste Zeit, dass wir es als endliche Ressource begreifen, dass wir es nachhaltig nutzen, sparsam damit umgehen und es aktiv schützen. In diesem Beitrag findest du 19 hilfreiche Tipps, wie du deinen eigenen Wasserverbrauch nicht nur im Alltag, sondern vor allem im Urlaub minimieren und Wasser schützen kannst.
1. Vermeide wasserarme Regionen
Achte, wenn möglich darauf, dass dein Urlaub in Regionen, die ohnehin schon mit Wasserknappheit zu kämpfen haben, nicht in die trockenste und kritischste Zeit des Jahres fällt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen Katar, Israel, Libanon und Kuwait zu den Ländern mit der weltweit größten Wasserknappheit. Weniger als 50 Liter Wasser steht den Menschen pro Person und Tag zur Verfügung.
Aber wie bereits erwähnt, wird das Wasser in heißen, trockenen Sommermonaten auch in Italien, Frankreich oder Spanien knapp. Mallorca hat schon jetzt eine Vorwarnung für die nächste bevorstehende Dürreperiode ausgerufen und zum Wassersparen aufgerufen.
2. Nutze die Spartaste der Toilettenspülung
Wusstest du, dass wir das meiste Wasser, das wir am Tag verbrauchen, einfach die Toilette runterspülen? Je nachdem, wie modern eine Toilette ist, benötigt sie durchschnittlich etwa neun Liter Wasser für jeden einzelnen Spülgang. Ältere Modelle verschwenden sogar bis zu 14 Liter pro Spülgang.
Um Wasser zu sparen, nutze stets die Spartaste an der Toilettenspülung – egal ob zuhause, im Hotel oder an Raststätten. Um Wasserverschmutzung zu vermeiden, ist es außerdem wichtig, dass du weder Tampons noch Binden, Essensreste oder anderen Müll in der Toilette entsorgst.
3. Stelle das Wasser beim Zähneputzen ab
Ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Punkt tatsächlich in die Liste mit Tipps zum Wassersparen aufnehmen soll, denn es sollte eigentlich selbstverständlich sein, den Wasserhahn beim Zähneputzen auszustellen. Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die das Wasser laufen lassen. Falls du dazu gehörst, hör bitte damit auf! Es ist pure Verschwendung einer kostbaren Ressource.
4. Spare Wasser beim Duschen
Duschen verbraucht weniger Wasser als Baden, vor allem bei großen Badewannen. Ziehe deshalb eine Dusche vor und dusche im Urlaub nicht länger oder öfter als du es zu Hause auch tun würdest. Stelle das Wasser außerdem beim Einschäumen ab. So sparst du Unmengen an Wasser ein.
5. Vermeide Wasserverschmutzung
Achte beim Duschen darauf, dass du biologisch abbaubaures Shampoo, Seife oder Duschgel verwendest. In konventionellen Produkten befinden sich nämlich häufig Mikroplastik, Parabene, Silikone und andere giftige Stoffe, die durch den Abfluss in den Wasserkreislauf gelangen. In vielen Orten am Meer und auch auf Inseln wird Duschwasser zudem häufig ungeklärt ins Meer geleitet.
Gleiches gilt auch für Sonnencreme, Insektenschutzmittel und Kosmetik. Konventionelle Produkte enthalten oft schädliche Inhaltsstoffe, die ins Abwasser, in Seen, Flüsse und Meere gelangen.
6. Melde topfende Wasserhähne
Sobald du im Urlaub einen dauerhaft tropfenden Wasserhahn bemerkst, sei so lieb und melde es der Rezeption, die das Problem schnell weitergeben und beheben kann. Ein tropfender Wasserhahn verbraucht nämlich zwischen 12 und 45 Liter Wasser pro Tag.
7. Wasche möglichst umweltfreundlich
Ob im Campervan oder in der Ferienwohnung, sobald du im Urlaub Wäsche waschen musst, verwende biologisch abbaubares Waschmittel und stelle eine Waschmaschine möglichst nur voll an. Moderne Maschinen bieten zudem oft Eco-Programme, die Wasser und Energie sparen.
8. Spüle möglichst wassersparend
Geschirr mit der Hand zu spülen verbraucht etwa sieben Mal mehr Wasser als ein moderner Geschirrspüler, der voll beladen ist. Falls du im Urlaub keine Spülmaschine zur Verfügung hast und das Geschirr mit der Hand reinigen musst, spüle nicht unter laufendem Wasser, sondern fülle es ins Spülbecken. Auch hier gilt: Verwende biologisch abbaubares Spülmittel oder stelle es selbst her.
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9. Vermeide übertrieben große Pools
Zugegeben, ich bin selbst ein großer Fan von großzügigen Wellnessbereichen und schätze tolle Hotels mit schönen Infinity Pools. Trotzdem muss es nicht gleich eine ganze Pool-Landschaft und es muss auch kein Pool direkt neben dem Meer sein.
Ein durchschnittlich großer Pool verliert durch Verdunstung rund 3.800 Liter Wasser im Monat. Nachhaltige Hotels haben deshalb häufig eine Poolabdeckung oder lassen sogar nachts das Wasser in einen unterirdischen Tank ab. So haben wir es beispielsweise im Schulerhof in Südtirol erlebt.
Wie in all meinen kritischen Beiträgen, gilt auch hier: Ich spreche nicht mit erhobenem Zeigefinger und bin selbst auch nicht zu 100% perfekt. Ich gebe hier lediglich Denkanstöße, die dich vielleicht zu einem bewussteren Verhalten inspirieren.
10. Vermeide Resorts mit Golfanlagen
Der Wasserverbrauch eines durchschnittlich großen Golfplatzes in Mitteleuropa, der während der Sommermonate bewässert werden muss, liegt laut Angaben des Stern bei etwa 35 Millionen Liter pro Jahr. Golfanlagen stehen deshalb schon lange in der Kritik von Umweltschützer:innen.
Zwar gibt es mittlerweile ein paar Golfclubs, die sich an den Klimawandel angepasst haben, indem sie zum Beispiel Regenwasser auffangen oder weniger Pestizide einsetzen, aber für den Großteil aller Golfplätze werden nach wie vor unfassbare Mengen an Wasser verschwendet.
11. Bevorzuge nachhaltige Unterkünfte
Eine gute Option, um Wasser im Urlaub zu sparen, sind nachhaltige Unterkünfte, die sich den Prinzipien der Nachhaltigkeit verpflichtet haben. Sie schützen und sparen Wasser, indem sie Regenwasser auffangen und zur Bewässerung des Gartens oder gar für die Toilettenspülung nutzen, wassersparende Duschköpfe installieren, umweltfreundliche Reiniger verwenden oder eine eigene Wasseraufbereitungsanlage haben, mit der Abwasser gereinigt wird und zurück in den Kreislauf fließt.
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12. Bevorzuge nachhaltige Reiseveranstalter
Was für Hotels gilt, ist auch auf Reiseveranstalter übertragbar. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen konventionellen Veranstaltern und solchen, die im hohen Maße auf Umweltschutz bedacht sind. Sie bieten nicht nur nachhaltige Touren an, sondern achten auf soziale Gerechtigkeit und verbrauchen so wenig Ressourcen wie möglich.
13. Verwende Handtücher mehrmals
Die meisten Hotels auf dieser Welt weisen mittlerweile darauf hin, dass Handtücher der Umwelt zuliebe nur dann gewaschen werden, wenn du sie als Gast auf den Boden wirfst. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass das in der Realität nicht immer so umgesetzt wird und die Handtücher ausgetauscht werden, obwohl ich sie nach dem Duschen aufhänge.
Aber mal ehrlich: Zuhause wäschst du dein Handtuch ja auch nicht nach jedem Duschen, oder? Ein Handtuch mehrmals zu verwenden spart auf jeden Fall jede Menge Wasser. Es lohnt sich also, es im Hotel freundlich anzusprechen, wenn es schon angeboten wird.
14. Verzichte auf die tägliche Zimmerreinigung
Auch Hotelzimmer oder Ferienwohnungen müssen nicht täglich geputzt werden. Nachhaltige Unterkünfte bieten hier zum Beispiel oftmals an, dass die Gäste freiwillig auf diesen Service verzichten können. Stattdessen wird dann zum Beispiel „nur“ das Bett gemacht, der Müll geleert etc. Das spart Wasser und Reinigungsmittel.
15. Reduziere tierische Produkte
Lebensmittel haben einen sogenannten Wasserfußabdruck. Dieser gibt an, wieviel Wasser für die Produktion des jeweiligen Lebensmittels verbraucht wurde. Der Wasserfußabdruck von tierischen Produkten, wie Fleisch, Butter, Käse oder Milch liegt teilweise weit über 5.000 Liter pro Kilogramm.
Für ein einziges Kilo Rindfleisch werden laut Wasserampel 15.414 Liter Wasser benötigt. Das ist einer der vielen Gründe, warum Massentierhaltung und der Anbau von Futtermitteln in der industriellen Landwirtschaft hochproblematisch für unsere Gewässer und Umwelt sind. Ernährst du dich überwiegend pflanzlich, leistest du einen gigantischen Beitrag gegen die Wasserknappheit auf unserem Planeten.
➙ Hier kannst du deinen persönlichen Wasserfußabdruck berechnen
16. Ernähre dich saisonal und regional
Achte im Urlaub stets darauf, dass du dein Essverhalten den landestypischen Bedingungen anpasst. Das bedeutet: Ernähre dich, wenn möglich, überwiegend regional. Durch lokal angebautes Obst und Gemüse fallen keine langen Transportwege an und der Anbau verbraucht weniger Wasser, da die Pflanzen an die klimatischen Bedingungen des jeweiligen Landes angepasst sind.
Auch saisonal spielt bei der Ernährung eine große Rolle. Um Erdbeeren und Tomaten auch im Winter zu essen, wo sie bei uns zum Beispiel gar nicht wachsen, werden viel mehr Wasser und Energie benötigt als bei saisonalem Obst und Gemüse. Informiere dich deshalb im Urlaub, welche Lebensmittel gerade Saison haben.
17. Genieße Genussmittel in Maßen
Kaffee, Kakao und Schokolade zählen zu den Genussmitteln. Laut Wasserampel haben sie einen enormen Wasserfußabdruck. Für ein Kilogramm Kakao werden 17.196 Liter Wasser benötigt. Verzehre Genussmittel deshalb immer bewusst und in Maßen. Das gilt natürlich zuhause genauso wie im Urlaub.
18. Vermeide Kleidung mit hohem Wasserfußabdruck
Die Wasserampel funktioniert nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Textilien. Um ein Kilogramm Baumwolle anzubauen, werden durchschnittlich 10.852 Liter Wasser benötigt. Allein für die Herstellung eines T-Shirt fallen rund 2.500 Liter Wasser an. Für eine Jeans werden durchschnittlich 6.000 Liter Wasser benötigt. 6.000 Liter! Das ist doch der Wahnsinn, oder?
Behalte den Wasserfußabdruck im Hinterkopf, wenn du dich für eine Reise mit neuer Kleidung, Camping- oder Wanderausrüstung eindeckst. Es gibt immer nachhaltigere Alternativen, aber am wenigsten Wasser wird natürlich für die Produkte verschwendet, die gar nicht erst produziert werden müssen.
19. Mache dich für unser Wasser stark
Mach dich für den Schutz des Wassers stark, indem du regelmäßig Petitionen unterschreibst, mit anderen Menschen über dieses Thema sprichst oder diesen Beitrag teilst. Sei anderen ein Vorbild, indem du Wasser sparst und andere dadurch zum Nachmachen inspirierst.
Fazit: Verantwortungsvoll reisen, um Wasserknappheit zu reduzieren
Mit den Auswirkungen der Klimakrise müssen wir uns darauf einstellen, dass die wertvolle Ressource Wasser in Zukunft immer knapper wird und uns nicht mehr, wie gewohnt, zur Verfügung steht. Um sauberes Wasser so lange wie möglich zu erhalten, allen Menschen zugänglich zu machen und Wasser zu schützen, kannst du viele einfache Dinge tun.
Grundsätzlich geht es darum, Reiseangebote zu wählen, die der lokalen Wassersituation angepasst sind, mit knappen Ressourcen vor Ort respektvoll umzugehen und den eignen Wasserverbrauch zu reduzieren.
An vielen Stellen sehe ich zwar vor allem Politik und Wirtschaft in der Verantwortung, die endlich dafür sorgen müssen, dass Großkonzerne und konventionelle Landwirtschaft aufhören unser Grundwasser zu verschwenden und / oder zu vergiften, aber auch jede:r Einzelne von uns kann einen wichtigen Beitrag leisten.
Wasser ist Leben. Lass es uns gemeinsam schützen, damit auch nachkommende Generationen noch Zugang dazu haben.
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