So lernst du fremde Kulturen auf Reisen wirklich kennen
Auf Reisen wollen wir alle möglichst authentische Erfahrungen abseits der Touristenströme machen. Anstatt in einer klimatisierten Clubanlage am Pool zu chillen, wollen fremde Kulturen kennenlernen, auf nicht ausgetretenen Pfaden wandern, echte Ursprünglichkeit erleben und Einheimischen näher kommen.
Weil dies oft leichter gesagt als getan ist, zeige ich dir in diesem Artikel 15 Möglichkeiten, wie du in fremde Kulturen eintauchen, neue Kontakte knüpfen und von Einheimischen lernen kannst, ohne dabei in Fettnäpfchen zu treten.
Informiere dich vorab
Wer niemanden beleidigen, verletzen oder gar gegen Gesetze im Ausland verstoßen möchte, sollte sich vor einer Reise mit der jeweiligen Kultur des Landes beschäftigen und sich über Sitten und Bräuche, Umgangsformen und Verhaltensregeln informieren.
Viele Touristen sind leider der Meinung, dass Sprache, Kleidung und Essen die einzigen Merkmale sind, die ihre eigene Kultur von anderen unterscheidet. Wusstest du jedoch, dass es im Oman, sowie in den meisten anderen Ländern der arabischen Welt, beleidigend ist, mit der linken Hand zu essen? Oder dass man in Südostasien niemals den Kopf eines anderen Menschen berühren darf?
Um dich auf Kulturunterschiede vorzubereiten, kann ich dir die Kulturschock Reihe von Reise Know How ans Herz legen. Die Bücher vermitteln ein gutes Verständnis für die kulturellen Gepflogenheiten des jeweiligen Reiselandes, räumen mit Klischees auf und geben hilfreiche Verhaltenstipps. Zum besseren Verständnis einer Kultur eignen sich ebenfalls die Gebrauchsanweisungen vom Piper Verlag oder der Kulturkompass fürs Handgepäck vom Unionsverlag.
Probiere lokales Essen aus
Traurig, aber wahr: McDonalds gibt es überall auf der Welt. Wer es sich einfach machen möchte, bestellt Burger und Fritten mit Mayo und behauptet dann später, dass man sich monatelang in Asien durchgeschlagen und eine fremde Kultur kennengelernt hat.
Dabei sind Fast Food Ketten mit westlichem Papp-Essen nicht nur teurer, sondern du verpasst auch eine ganze Menge, denn fremde Kulturen lernst du am einfachsten über das Essen kennen. Schlendere über Märkte, suche dir kleine Restaurants in Seitengassen, in denen hauptsächlich Einheimische sitzen, achte darauf, dass es die Speisekarte nicht in mehreren Sprachen gibt und dass kein Schlepper vor der Tür steht, der Touristen anlockt.
Stell dich darauf ein, dass du dich manchmal nur mit Gesten verständigen kannst und die ein oder andere Überraschung auf deinem Teller landen wird, aber genau diese Erfahrungen sind es, die das Reisen ausmachen.
In vielen Ländern, hauptsächlich im asiatischen Raum, wird einfach auf der Straße gegessen. Tue es den Einheimischen gleich und probiere dich durch die lokalen Köstlichkeiten, die an den mobilen Verkaufsständen angeboten werden. Verabschiede dich außerdem von Körnerbrot und Müsli zum Frühstück. Stattdessen wird es vielleicht Reis und Kochbanane geben. Probier es einfach aus und passe dich so gut es geht an die lokale Küche an.
Nimm an einem Kochkurs teil
Wer über das Probieren von landestypischem Essen hinausgehen und noch ein Stück weiter in fremde Kulturen eintauchen möchte, sollte unbedingt an einem Kochkurs teilnehmen. Schon alleine der Marktbesuch mit einem Ortskundigen sowie das Einkaufen der Lebensmittel ist ein wahres Erlebnis für die Sinne.
Anschließend lernst du, wie die Speisen (oft auf traditionelle Weise) zubereitet, welche exotischen Zutaten und Gewürze verwendet werden und erfährst dabei im besten Fall noch einiges an Hintergrundwissen. Zum Schluss darfst du dein eigenes Meisterwerk natürlich auch essen.
Kochkurse mit Einheimischen kannst du zum Beispiel über Get your Guide buchen oder du schaust einfach nach Aushängen im Supermarkt oder fragst in deiner Unterkunft nach Empfehlungen.
Lasse dir einen Ort zeigen
Möchtest du eine Stadt auf authentische Weise kennenlernen und nicht nur die Tipps deines Reiseführers abklappern? Dann ist die Plattform Showaround bestimmt das Richtige für dich! Hier findest du Einheimische, die dir gerne ihren Heimatort mit sämtlichen Geheimtipps und Lieblingsplätzen zeigen. Die Plattform ist in über 8.800 Städten auf dieser Welt vertreten. Klicke einfach dein nächstes Reiseziel an und suche dir deinen persönliche Guide aus.
Alternativ kannst du an offiziellen Stadtführungen teilnehmen, die oft sogar kostenlos angeboten werden. Eine Suchmaschine für die sogenannten Free Walking Tours findest du unter FreeTour.
Was ich dir ebenfalls ans Herz legen kann, sind themenspezifische Stadtführungen, die ihren Hauptfokus auf Essen, Street Art, Lost Places oder ähnliches legen. Wie wärs zum Beispiel mal mit einer Street Art & Graffiti Tour in Bogotá, einer veganen Food Tour durch Tel Aviv oder einer individuellen Führung durch Castro, dem bunten Stadtviertel der Schwulen und Lesben in San Francisco?
Übernachte in Homestays
Bei Einheimischen zu übernachten ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung, die ich bereits in vielen Ländern ausprobiert habe. Anstatt in einem anonymen Hotelkomplex zu wohnen, wirst du bei einer Gastfamilie zu Hause untergebracht. Das kann für längere Zeit sein, wenn du zum Beispiel als Au Pair im Ausland arbeitest und richtig in eine Familie integriert wirst, das kann aber genauso gut auch nur für eine Nacht sein.
Homestays bieten dir die Möglichkeit, einen echten Einblick in den Alltag der Einheimischen zu bekommen. Im besten Fall kannst du gemeinsam mit deiner Gastfamilie kochen und essen, lernst vielleicht die Sprache und kannst dich austauschen.
Ähnliche Konzepte findest du beim Couchsurfing, wo dir Gastgeber kostenlos ihre Couch oder ein Gästebett zur Verfügung stellen. Etwas anonymer ist es bei Airbnb. Hier übernachtest du zwar auch in Privatwohnungen, doch das Verhältnis zu deinem Gastgeber ist oft sehr unpersönlich, denn hier steht die Übernachtung und nicht der kulturelle Austausch im Vordergrund. Trotzdem tauchst du hier mehr in fremde Kulturen ein als bei einem Hotelaufenthalt.
Belege einen Sprachkurs
Erlerne eine neue Sprache und zwar vor Ort. Wie wäre es zum Beispiel mit Spanisch in Barcelona, Englisch in Neuseeland, Italienisch in Rom oder einem Mandarin Kurs in China? Sprachschulen mit unterschiedlichen Einstiegslevels, für Anfänger bis Fortgeschrittene, gibt es auf der ganzen Welt.
Hier kommst du zwar, abgesehen von deinem Lehrer, nicht wirklich mit Einheimischen in Kontakt, aber du lernst hilfreiche Vokabeln und Floskeln, die dir schon nach wenigen Stunden dabei helfen, einen einfachen Smalltalk zu führen, einen Fremden nach dem Weg zu fragen oder die gängigsten Gerichte einer Speisekarte zu verstehen.
Biete deine Hilfe an
Eine wunderbare Möglichkeit hinter die Kulissen fremder Kulturen zu blicken, ist das Arbeiten im Ausland. Hier gibt es mehrere Möglichkeit. Eine davon ist WWOOF, das für „World Wide Opportunities on Organic Farms“ steht. Wwoofing bedeutet demnach, dass du als freiwilliger Helfer auf einer Farm arbeitest und dafür kostenlos bei einer Gastfamilie wohnen und essen darfst. Für bis zu sechs Arbeitsstunden am Tag wirst du in das tägliche Leben auf der Farm eingebunden. Du kannst als Erntehelfer arbeiten, Kühe melken, Unkraut jäten, den Garten umgraben, Zäune knüpfen, Tiere füttern usw.
Ich habe in Neuseeland mehrere Wochen lange auf Schafsfarmen gearbeitet und den Farmern beim Eintreiben der Tiere sowie beim Schafescheren geholfen. Das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung, aus der ich sehr viel gelernt habe.
Alternativ kannst du auch an einem Work & Travel Programm teilnehmen, bei dem du für deine Arbeit ganz normal bezahlt wirst. Oder du betätigst dich freiwillig bei Hilfsprojekten wie zum Beispiel beim Säubern von Stränden, bei der Weinlese oder der Kaffeeernte.
Lies die lokale Zeitung
Lokale Zeitungen liefern dir nicht nur die aktuellen Nachrichten, die Grundlage für neue Gesprächsstoffe sein können, sondern du erfährst, ob Flohmärkte oder öffentliche Veranstaltungen stattfinden, bei denen du dich unter Einheimische mischen kannst. Tageszeitungen und Magazine liegen meistens in Hotels und Cafés aus.
Falls du die Sprache in deinem Reiseland nicht verstehst, kannst du die Nachrichten im Internet auch auf deutsch lesen oder die Seite in Google Translate übersetzen lassen.
Beginne Gespräche mit Einheimischen
Um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, solltest du typische Backpackerviertel wie die Khao San Road in Bangkok oder die Bui Vien Street in Ho Chi Minh City meiden und stattdessen die eher weniger hippen Gegenden abseits der Touristenpfade besuchen (natürlich gilt dies nur für Orte, an denen es sicher ist).
Wie wäre es zum Beispiel mal damit, einen Gospel Gottesdienst in den USA zu besuchen, an einem Volksfest in Neuseeland teilzunehmen (das ist wirklich ähnlich wie im Film „Ein Schwein namens Babe“) oder eine Tanzveranstaltung zu besuchen? Sprich mit dem Taxifahrer, mit der Marktfrau, bei der du dein Gemüse einkaufst, frage einen Fremden nach seinem persönlichen Lieblingscafé oder bitte jemanden, ein Foto von dir zu machen.
Du wirst merken, dass Einheimische oft genauso daran interessiert sind, fremde Kulturen kennenzulernen und schnell kommt ein Gespräch zustande. Sei mutig, gehe offen auf Menschen zu und wage den ersten Schritt!
Versuchs mal mit Trampen
Dieser Tipp gilt nicht für alle Länder dieser Welt und ist sicher auch nicht für jeden das Richtige. Ein Land, in dem Trampen üblich ist, ist zum Beispiel Neuseeland. Hier sind die Einheimischen daran gewöhnt, dass Backpacker an der Straße stehen und einige Kilometer mitgenommen werden.
Auf der Nordinsel Neuseelands habe ich Trampen einige Male ausprobiert und habe dabei ganz wunderbare Menschen kennengelernt, die mich zu sich nach Hause eingeladen, mir tolle Insidertipps gegeben oder gute Unterkünfte empfohlen haben.
Besuche religiöse Stätte
Nichts sagt mehr über die Kultur eines Landes aus als deren Religion. Auf Reisen solltest du deshalb Tempel und Kirchen, Synagogen und Moscheen besuchen und dich voll und ganz auf das Erlebnis einlassen. Nimm dir Zeit, die Gläubigen bei ihren Ritualen zu beobachten! In den meisten Ländern sind Touristen fremder Religionen herzlich willkommen. Manchmal darfst du sogar an Zeremonien teilnehmen oder zumindest stiller Beobachter sein.
In Sri Lanka fand ich es ganz toll, unter dem Jaya Sri Maha Bodhi, dem großen Baum der Erleuchtung, in Anuradhapura zu sitzen und in die Tiefen des Buddhismus einzutauchen. Stundenlang habe ich den Gläubigen dabei zugesehen, wie sie Lotus- und Frangipaniblüten als Opfergaben niederlegen, Öllampen und Räucherstäbchen anzünden und bunte Gebetsfahnen an den goldenen Zaun knoten.
Egal ob du einen bunten Hindu Tempel in Indien, ein buddhistisches Kloster in Thailand, eine orthodoxe Kirche in Russland oder eine Moschee im Oman besuchst, achte immer darauf, dass du Verhaltensregeln und Kleiderordnungen einhältst und zeige Respekt.
Nehme an Events teil
Veranstaltungen aller Art bieten den perfekten Rahmen, um mit Locals ins Gespräch zu kommen und Einblicke in deren Kultur zu erhalten. Besuche zum Beispiel Festivals und Konzerte und lass dich mitreißen. Wie feiern und tanzen die Menschen? Welche Musik hören sie und wie kleiden sie sich?
Auch religiöse Feste, wie Chinese New Year in Bangkoks Chinatown, Silvester in Singapur oder Weihnachten in Neuseeland können absolut spannend und völlig anders sein, als du es von deiner eigenen Kultur gewohnt bist.
Weitere Ideen für coole Events sind zum Beispiel Karneval in Brasilien, Lichterfest in Thailand, Holi Fest in Indien oder das Ende des Ramadan in der arabischen Welt.
Beobachte den Alltag der Einheimischen
In fremde Kulturen eintauchen, das passiert oft einfach so im Alltag. Beobachte wie sich die Einheimischen verhalten und mache es nach. Kaufe im lokalen Supermarkt ein, probiere neue Produkte aus und lerne. Fahren alle mit dem Roller? Leihe dir ebenfalls einen aus und erkunde die Gegend auf eigene Faust.
Besuche Orte, an denen etwas produziert wird
Indem du Orte besuchst, an denen Einheimische etwas produzieren, lernst du nicht nur die Kultur des Landes besser kennen, sondern du unterstützt oft auch kleine, regionale Produktionsfirmen. Im Mekong Delta in Vietnam kannst du zum Beispiel zusehen, wie Coconut Kandy, die klebrigen Süßigkeiten aus Kokosnuss, hergestellt werden. In Südafrika kannst du Townships besuchen, in denen kreative Köpfe ihre eigenen Cafés und Läden eröffnen und sich über jegliches Interesse von Fremden freuen.
An vielen Orten werden sogar Kurse angeboten, zum Beispiel Töpfern oder Schmuck herstellen. Auch damit unterstützt du die Einheimischen und lernst im Gespräch enorm viel über deren Kultur.
Nutze öffentliche Verkehrsmittel
Anstatt dich im Taxi durch die Gegend kutschieren zu lassen, solltest du auf öffentliche Verkehrsmittel setzen, so wie es die Einheimischen tun. Das dauert zwar in den meisten Fällen viel länger, ist aber deutlich günstiger und macht viel mehr Spaß.
Auf Hawaii bin ich einmal, gemeinsam mit meiner Schwester, vier Stunden lang mit einem local Bus durch die Gegend geschrubbt, der etwa alle 30 Meter am Straßenrand angehalten hat, um Einheimische aus- und einsteigen zu lassen. Es war eine echte Endlostour, aber dafür sind wir durch spannende Wohngegenden gefahren, die man auf üblichen Touriausflügen eher nicht zu Gesicht bekommt. Wir konnten die Omis mit ihren Einkäufen beobachten und irgendwann bildete sich sogar eine Menschentraube um uns herum, die uns interessiert ausfragte.
In Sri Lanka solltest du unbedingt mit dem Zug durchs Land fahren und zwar nicht in der klimatisierten 1. Klasse unter Rucksackreisenden, sondern im Abteil der Einheimischen, wo du die Fenster hochschieben kannst, den warmen Fahrtwind spürst und von unzähligen neugierigen Augenpaaren angestarrt wirst.
Ein kleiner Rat zum Schluss: Sei offen und ehrlich, habe ein bisschen Mut und traue dich fremde Menschen anzusprechen. Vor allem aber solltest du stets großen Respekt vor anderen Religionen, vor Traditionen, Sitten, Bräuchen und Verhaltensregeln haben! So gelingt es dir in fremde Kulturen einzutauchen ohne dabei in Fettnäpfchen zu treten oder andere Menschen zu verletzen.
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