Wüste Sinai
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Q&A zur Wüstenreise: Eure Fragen, meine Antworten

Von
Ägypten

Noch nie habe ich so viele Fragen zu einer Reise gestellt bekommen wie zu meiner Wüstenreise nach Ägypten. In diesem Beitrag beantworte ich alles, was ihr wissen wolltet – auch die Frage nach der Toilette ;-)

War das deine erste Reise in die Wüste?

Nein, meine Wüstenreise im April war nicht meine erste Reise in die Wüste.

Wüsten faszinieren mich schon seit sehr vielen Jahren. Ich habe bereits die Hatta Wüste in Dubai, die Wüste Al Khatim im Emirat Abu Dhabi, die Wüste Wadi Rum in Jordanien sowie mehrere Wüsten im Oman besucht. All diese Touren habe ich unternommen, als ich noch auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet habe. Ich durfte sie entweder als Tour Guide begleiten oder in meinen Freistunden privat unternehmen.

Bei den begleiteten Touren handelte es sich um Halbtagesausflüge, bei denen ich als Tourist mit einer Horde anderer Touristen in die Wüste gekarrt wurde. Vor allem in Dubai und Abu Dhabi – dort wo Wüstentouren heutzutage am Fließband abgefertigt werden – wurde eine echte Show abgezogen. Man konnte nicht nur im Jeep über die Dünen brettern, sondern auch Sandboarden, Kamelreiten oder gestellte Fotos mit einem Falken knipsen. Anschließend gab es ein großes Buffet im Wüstencamp, Henna Bemalungen und Bauchtanz. Mit echtem Wüstenfeeling hatte das wenig zu tun.

Was sich trotz allem tief in meine Seele brannte, war die Liebe zur Wüste, zur endlosen Weite, zur monotonen Landschaft, zu den warmen Farben und den krassen Gegensätzen. In den letzten Jahren wurde die Sehnsucht immer stärker. Ich laß viele Bücher über die Wüsten unserer Erde und fühlte mich magisch von der Wüste angezogen, bis dass die Möglichkeit in die Wüste Sinai in Ägypten zu reisen plötzlich wie von selbst in mein Leben trat. Meine Wüstenreise im April 2019 war die erste Reise, bei der ich wirklich Zeit hatte, mich mit der Wüste auseinanderzusetzen, sie kennenzulernen und zu fühlen.

Was hat dich dazu bewegt in die Wüste zu gehen?

Es gab mehrere Gründe, die mich dazu bewegt haben, in die Wüste zu gehen. Da war zum einen dieser große Wunsch, einmal im Leben unter freiem Sternenhimmel in der Wüste zu übernachten und zum anderen das große Abenteuer, das mich anzog.

Mein Hauptgrund war jedoch, dass ich sehr, sehr dringend eine Auszeit brauchte. Monatelang fühlte ich mich ausgebrannt und müde, sehnte mich nach Ruhe und hatte Abstand nötig – von meinem Alltag, meinem Job, vom Internet und von sämtlichen äußeren Reizen. Die Wüste war das Beste, was mir in dieser Situation passieren konnte.

Was war deine größte Herausforderung in der Wüste?

Ich reise oft und viel und bin es gewohnt auch mal alleine unterwegs zu sein. Sprachbarrieren, fremde Kulturen und all die Hürden, die Reisen und ständiger Ortswechsel mit sich bringen, sind für mich Routine, die mein Job erfordert. Aber zehn Tage lang in der Wüste zu übernachten, mich nicht waschen zu können, keinen geschützten Raum, keine Toilette, kein Internet und keine Ablenkung zu haben, das brachte mich an meine Grenzen.

Meine größte Herausforderung war es, aus meiner Komfortzone auszubrechen, äußerliche und innerliche Grenzen kennenzulernen und vielleicht sogar ein Stück weit zu überschreiten. Vor allem der Schweigetag brachte mich dazu, mich selbst intensiver zu spüren und auszuhalten. Das war eine spannende Erfahrung.

Wie hast du dich vor der Sonne geschützt?

Zum Schutz vor der Sonne und zum Respekt der arabischen Kultur, habe ich während der gesamten Zeit in der Wüste weite, lange Hosen, Leinenstoffe, weite Tunikas oder Hemden getragen und mir ein Tuch um meinen Kopf gewickelt. Freie Hautstellen, vor allem das Gesicht, habe ich mit Sonnenschutz LSF 50 eingeschmiert. Wenn es zu heiß wurde, habe ich mir etwas Wasser auf den Turban gekippt und in der prallen Mittagshitze saßen wir meist unter Felsen im Schatten.

Kleidung in der Wüste

Wie kamst du mit der Hitze klar?

Mit der Hitze kam ich relativ gut zurecht. Ich bin oft in heißen Ländern unterwegs, war erst kurz vor der Wüstenreise auf Saint Lucia und auf den Bahamas und bin ein absoluter Sonnenmensch. Aber auch die anderen Teilnehmerinnen der Reise hatten keine nennenswerten Probleme. Es gab zwar mal Momente, in denen uns die Hitze müde und erschöpft werden ließ, aber grundsätzlich war es gar nicht so heiß, wie ihr vielleicht erwartet. Das lag daran, dass wir während der Frühlingszeit in der Wüste Sinai waren. Von Juni bis September wird es mit Temperaturen von bis zu 39 Grad um einiges heißer.

War es nachts kalt?

Nach Sonnenuntergang wurde es in der Wüste richtig, richtig kalt. Am Abend habe ich Thermo-Unterwäsche und warme Socken unter meine Kleidung gezogen, meinen Turban gegen eine Wollmütze getauscht und eine winddichte Jacke ausgepackt. Ich habe in einem Schlafsack mit Komfortzone Null Grad geschlafen und hatte außerdem eine Wärmflasche dabei.

Wo hast du übernachtet?

Wir haben in der freien Natur auf dem Erdboden übernachtet. Es gab keine festgelegten Schlafplätze, keine Zelte oder sonstiges. Wir durften uns selbst einen Schlafplatz suchen. Da die Wüste Sinai sehr steinig ist, habe ich meistens versucht, meinen Schlafsack möglichst nahe an einen Felsen zu legen, sodass ich zumindest von einer Seite Windschutz hatte.

Wüstenlandschaft

Wie hast du dich gewaschen?

Am Morgen habe ich das lauwarme Wasser meiner Wärmflasche zum Zähneputzen und für eine kleine Katzenwäsche genutzt. Außerdem hatten die Beduinen mehrere Kanister Brauchwasser dabei, die wir bei Bedarf sparsam nutzen durften. Da die Haare ja ohnehin unter einem Tuch versteckt waren, war die Reise eine sehr gute Gelegenheit die Haare mal zehn Tage lang nicht zu waschen.

Nach etwa der Hälfte der Zeit kamen wir an einer winzigen Quelle vorbei, aus der eiskaltes, frisches Wasser sprudelte. Hier konnten wir mit einem Waschlappen einmal den gesamten Körper waschen.

Wie funktionierte das mit der Toilette?

Da in der Wüste keine Dixies bereitstehen, funktionierte das mit der Toilette wie überall in der freien Natur. In der Wüste bedeutete das: Loch buddeln, Geschäft erledigen, zuschütten. Da wir sehr darauf geachtet haben, dass wir keinen Müll in der Wüste hinterlassen, wurde Klopapier entweder verbrannt oder im Müllsack entsorgt.

Wieviele Stunden am Tag ward ihr unterwegs?

Da wir alle keine Uhren und somit kein Zeitgefühl hatten, es kein festes Programm gab und jeder Tag in der Wüste anders war, ist diese Frage nicht so pauschal zu beantworten. Morgens sind wir gleich nach dem Frühstück aufgebrochen, um vor der Mittagshitze schon ein paar Stunden zu reiten. Zur heißesten Zeit des Tages saßen wir meist unter Felsen im Schatten, tranken Tee und aßen zu Mittag. Manchmal sind wir am Nachmittag noch ein paar Stunden geritten oder haben die Kamele zu Fuß durch die Wüste geführt bis wir dann an unserem Schlafplatz ankamen, um das Nachtlager aufzuschlagen.

Was hast du in der Wüste gegessen?

Die Beduinen haben jeden Tag frisch für uns gekocht. Zum Mittag- und Abendessen gab es in der Asche gebackenes Fladenbrot, Linsensuppe, Nudeln mit Gemüse, Reis mit Gemüse, Salat aus Gurke und Tomate und einmal sogar frittierte Kartoffeln. Zum Frühstück gab es ebenfalls Fladenbrot mit Feta und Salat. Wer das nicht mochte, konnte sich außerdem einen eigenen Brotaufstrich oder einen Brei mitbringen, den man mit heißem Wasser anrühren konnte. Zum Tee gab es manchmal Datteln, Melonen oder Orangen.

Essen in der Wüste

Wie gefährlich ist eine Reise nach Ägypten?

Wäre erst einmal zu klären, was gefährlich überhaupt bedeutet und welcher Ort auf dieser Welt heutzutage noch als sicher bezeichnet werden kann. Grundsätzlich kann ich dazu sagen, dass Ägypten in den vergangenen Jahren häufig von terroristischen Anschlägen und Entführungen betroffen war. Aus diesem Grund besteht zur Zeit ein offizielles erhöhtes Reiserisiko, das zuletzt im Oktober 2018 vom Auswärtigen Amt verlängert wurde. Es wird landesweit zur Vorsicht geraten.

In der Wüste Sinai – fernab von touristischen Zielen – habe ich mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt oder überhaupt jemals einen Gedanken daran verschwendet. Ich bin der Meinung, dass man sich beim Reisen nicht extra in Gefahr begeben und Kriegsgebiete definitiv meiden sollte, aber man kann sich auch nicht zu Hause einschließen, denn selbst ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt kann heutzutage schon lebensgefährlich sein.

Wie wurdest du von der Kultur aufgenommen?

Die Beduinen, die uns durch die Wüste geführt haben, haben uns nicht nur herzlich aufgenommen, sondern sie haben uns jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sie haben sich fürsorglich um uns gekümmert, uns bekocht, mit uns gesungen und gelacht und sich trotz Sprachbarriere mit uns unterhalten. Sie waren immer neugierig, haben uns viele Worte in ihrer Sprache gelehrt und wir durften sie mit unseren Fragen löchern. Ich habe mich sicher und wohl bei ihnen gefühlt.

Dazu muss ich sagen, dass ich ein großes Verständnis für die arabische Kultur mitbringe und wusste, was mich in Ägypten erwartet. Ich habe schon einige arabische Länder bereist und durfte die Menschen und deren faszinierende Kultur kennenlernen, die sich so grundlegend von unserer eigenen unterscheidet. Wer sich näher mit der arabischen Kultur beschäftigen möchte, dem kann ich folgende Bücher ans Herz legen:

Wie bist du angereist?

Ich bin von Köln mit Pegasus Airlines nach Sharm El Sheik geflogen. Dort wurde die gesamte Reisegruppe per Privattransfer abgeholt und ins Camp am Roten Meer gebracht.

Wie war die Reisegruppe?

Die Reisegruppe bestand aus zehn wundervollen, kreativen, liebenswerten Frauen gemischten Alters aus Österreich und Deutschland.

Hat dich die Wüstenreise verändert?

Auch wenn es schwierig ist, eine solche Frage mit Fakten zu belegen, kann ich definitiv sagen: Ja, die Wüstenreise hat mich verändert. Sie hat etwas in mir losgetreten, an dem ich wahrscheinlich noch sehr, sehr lange arbeiten werde. Sie hat so viel Klarheit in mein Leben gebracht und gleichzeitig so viele neue Fragen aufgeworfen. Sie hat mich achtsamer und dankbarer werden lassen und sie hat mich zu dem zurückgeführt, was ich in den letzten Jahren verloren hatte.

Was hast du in der Wüste gelernt?

Ich habe in der Wüste so unglaublich viel gelernt, das sich kaum in Worte fassen lässt. Zu den wichtigsten Dingen gehört definitiv, dass ich wieder ein Stück zu mir selbst gefunden habe. Ich habe gelernt wieder auf meine innere Stimme zu hören, achtsamer mit mir selbst umzugehen und auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten. Wie gut ich meine neue Erkenntnisse und Vorsätze in Zukunft in den Alltag integriert kriege, das wird sich wohl noch zeigen.

➳ Lies hier meinen Artikel über die 12 Lektionen, die ich in der Wüste gelernt habe

Bei welchem Anbieter hast du die Reise gebucht?

Die Wüstenreise, an der ich teilgenommen habe, war keine reine Wüstenreise, die man im Katalog buchen kann, sondern es war eine 15-tägige Seminarreise für Frauen, bei der es um pures Frausein, um Weiblichkeit, Sexualität, Transformation und um so vieles mehr ging.

Organisiert und durchgeführt wurde das Seminar von der österreichischen Mentaltrainerin Anna Nussbaumer, die ich im Herbst 2018 für ein Kapitel in meinem neuen Buch interviewen durfte.

Wie teuer war die Reise?

Die Wüstenreise hat insgesamt 1.625 Euro gekostet. Darin enthalten waren die Unterkunft im Camp (zwei Nächte vor und drei Nächte nach der Wüste), das zehntägige Seminar, die Begleitung der Beduinen sowie drei Mahlzeiten am Tag. Hinzu kamen die Flüge nach Ägypten, für die ich insgesamt 380 Euro bezahlt habe sowie persönliche Ausgaben im Camp (frisch gepresster Orangensaft, Mangolassi etc). Insgesamt sollte man für solch eine Tour mit circa 2.200 Euro rechnen.

Recht teuer war außerdem die Anschaffung der Ausrüstung, wie zum Beispiel ein guter Schlafsack für kalte Nächte, ein Biwacksack oder eine wasserdichte Reisetasche aus LKW-Plane.

Fragen zur Wüstenreise

Ich hoffe, ich konnte all eure Fragen zur Wüstenreise in diesem Beitrag beantworten. Wer mehr wissen möchte, hinterlässt am besten einfach einen Kommentar unter diesem Post und ich werde meine Antwort nachträglich aufnehmen.


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2 Kommentare
  1. The C Edit

    29. Mai 2019

    Wow vielen Dank für all die Antworten! Jetzt weiss ich wo ich die Sachen nachlesen muss bevor ich das nächste mal in die Wüste gehe!

    xx The C Edit

Comments are closed.

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Hey, ich bin Julia,

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