Zero Waste auf Reisen: Nachhaltige Ideen für deinen Kosmetikbeutel
Zero Waste funktioniert nicht nur in Küche und Badezimmer zu Hause, sondern auch auf Reisen. Mit nachhaltiger Naturkosmetik, biologisch abbaubaren Produkten aus fairer Produktion und einem Minimum an Verpackung, kannst du deinen Kosmetikbeutel nach und nach umstellen und dabei die Umwelt schonen.
Hier findest du jede Menge nachhaltige Ideen für deinen Kosmetikbeutel.
KOKOSÖL
Kokosöl ist ein echter Alleskönner, nicht nur beim Kochen und Backen, sondern auch in der Kosmetik. Du kannst Kokosöl zum Beispiel zum Abschminken verwenden, als Bodylotion, Lippenpflege, Fußcreme, Haarkur, zum Ölziehen, als Sonnenschutzmittel und sogar als natürlichen Mückenschutz. Beim Reisen ersetzt Kokosöl somit sehr viele unnötige Produkte auf einmal.
Ein weiterer Pluspunkt von Kokosöl ist, dass es sich um ein reines Naturprodukt handelt, das (vorausgesetzt es ist bio-zertifiziert) ohne chemische Zusatzstoffe auskommt. Außerdem kannst du es im großen Vorrats-Glastiegel kaufen und dir für die Reise einfach etwas davon in einen kleinen Tiegel (zum Beispiel vom Brotaufstrich) abfüllen.
DIY-KÖRPERÖL
Da Kokosnüsse jedoch nicht in Deutschland wachsen und die langen Transportwege mit entsprechend hohem CO2 Ausstoß verbunden sind, solltest du Kokosöl sparsam verwenden. Nachhaltiger sind regionale Öle wie zum Beispiel Raps-, Hanf- oder Walnussöl.
Weil ich das Alverde Körperöl aus Bio-Zitrone und Bio-Rosmarin so gerne mag, stelle ich es mittlerweile einfach selbst her. Falls du es ausprobieren möchtest, nimmst du ein hochwertiges, möglichst geruchsneutrales Bio-Öl aus Deutschland, kippst ein paar Tropfen naturreines, ätherisches Bio-Zitronenöl dazu und steckst einen frischen Rosmarinzweig in die Flasche. Nach ein paar Tagen entfernst du den Rosmarinzweig und füllst dein Öl in eine Pumpflasche um. Fertig!
FESTE SEIFEN
Feste Seifen haben unzählige Vorteile. Sie sind nicht nur leichter als flüssige Duschgels, Shampoo und Rasierschaum, sondern sie kommen auch ganz ohne Verpackungsmüll aus, werden vollständig aufgebraucht und sie können im Gepäck nicht auslaufen. Ich bin aus diesen Gründen mittlerweile komplett auf feste Seifen umgestiegen und nutze sie zum Duschen (zum Beispiel von Meina Naturkosmetik oder ASAVO), zum Rasieren (zum Beispiel von Haslinger) und teste aktuell sogar eine feste Seife fürs Gesicht. Für den Transport auf Reisen nutze ich eine kleine Metalldose.
Extratipp: Kleine Seifenreste, die schwer zu verwenden sind, sammle ich in einem Seifensäckchen aus Sisal. Sobald das Säckchen voll ist, wird es zum Duschen benutzt. Durch die raue Oberfläche schäumen die Seifenreste schnell auf und das Ganze wirkt wie ein sanftes Peeling für die Haut.
Mein größtes Laster in Sachen Zero Waste Kosmetik ist flüssiges Shampoo. Weil ich so gerne umsteigen würde, habe ich schon unzählige feste Haarseifen ausprobiert, habe jedoch jedes Mal mit Rückständen zu kämpfen, die meine Haare fettig und strähnig machen. Vielleicht hast du eine Empfehlung für mich?
GESICHTSPFLEGE
In Sachen Gesichtspflege habe ich einige Naturkosmetik-Lieblinge, die ich seit etwa zehn Jahre benutze und selten hinterfrage. Dazu gehören die Produkte von Weleda, Dr. Hauschka und Primavera.
TROCKENSHAMPOO
Um teures Trockenshampoo in Spraydosen zu vermeiden, habe ich zwei nachhaltige und günstigere Alternativen für mich entdeckt. Auf Platz zwei landet bei mir Bio-Kakaopulver, das ich besonders für dunkle Haare empfehlen kann, weil es im Gegensatz zu richtigem Trockenshampoo keine weißen Rückstände hinterlässt. Beim Kauf musst du allerdings darauf achten, dass das Kakaopulver stark entölt ist, sonst erreichst du genau das Gegenteil vom gewünschten Effekt.
Der Vor- oder Nachteil von Kakaopulver (je nachdem wie man es nimmt) ist, dass du den ganzen Tag nach Kakao riechst. Aus diesem Grund ist meine persönliche Nummer eins Bio-Maisstärke geworden, die ich zum Reisen in einen kleinen Glastiegel abfülle. Einfach wie Trockenshampoo am Haaransatz anwenden, ausbürsten, fertig.
Bei dunklen Haaren kann ich eine Mischung aus Kakao und Maisstärke empfehlen. Für rötliche Haare kannst du sogar etwas Zimt beimischen.
RASIERHOBEL
Unmengen an Plastikmüll werden alleine dadurch produziert, dass Menschen ihre Körperbehaarung mit handelsüblichen Rasierern entfernen, die nicht nur in überdimensional großen Plastikverpackungen eingeschweißt sind, sondern zum größten Teil einfach nur aus Plastik bestehen. Hinzu kommen die unnötig hohen Kosten für teure Klingen.
Die beste, nachhaltigste Zero Waste Alternative zum Plastikrasierer ist ein Rasierhobel, der mit klassischen Rasierklingen auskommt und überhaupt nicht so schlimm ist, wie der Name vielleicht klingen mag. Ganz im Gegenteil, der Rasierhobel sieht schön aus, rostet nicht und die Klingen kannst du schon für 5 Cent nachkaufen. Sie sind sehr scharf, aber keine Angst, ich nutze den Rasierhobel seit einem guten Jahr und habe mich noch nie geschnitten.
ZAHNPFLEGE
Wer auf Plastik im Mund verzichten möchte, sollte auf eine Zahnbürste aus Bambus umsteigen. Bambus ist ein sehr schnell nachwachsender Rohstoff, der wenig Wasser benötigt und deshalb äußerst nachhaltig. Einziger Minuspunkt: Er wächst überwiegend in Asien und muss lange Transportwege zurücklegen, um als Zahnbürste in unseren Supermärkten zu landen.
Anstatt herkömmlicher Zahnpasta, die es meistens nur in Plastiktuben zu kaufen gibt, nutze ich gerne Zahnputztabletten, die du entweder im Unverpackt Laden oder in einer Papiertüte verpackt kaufen kannst. Ebenfalls ausprobiert habe ich ayurvedisches Zahnputzöl, das sich fürs Reisen allerdings weniger gut eignet, da es flüssig ist und mehr wiegt.
Zur weiteren Zahn- und Mundpflege gibt es mittlerweile sogar nachhaltige Zahnseide mit Pflanzenwachs und Zungenreiniger aus Edelstahl.
WATTESTÄBCHEN
Da Wattestäbchen in der Regel einen Lebenszyklus von nur wenigen Sekunden haben, bevor sie im Müll landen, sind sie ein absolutes Wegwerfprodukt. Das Schlimmste an der Sache ist jedoch, dass herkömmliche Wattestäbchen aus genmanipulierter Baumwolle hergestellt werden, in der bereits 2016 krebserregende Pestizide nachgewiesen wurden. Außerdem bestehen nicht nur die Stäbchen selbst, sondern auch die Verpackung aus Einweg-Plastik.
Eine faire, gesunde und nachhaltige Alternative sind Wattestäbchen aus Bambus. Sie werden aus organisch angebautem Bambus gefertigt und sind zu 100% biologisch abbaubar. Und auch die Verpackung ist aus nachhaltigen Ressourcen – ohne Klebstoffe, Kunststoffe, Lösungsmittel oder Materialien tierischen Ursprungs.
Wer noch radikaler in Sachen Zero Waste sein möchte, probiert die neuen wiederverwendbaren Silikon Wattestäbchen aus, deren Materialien alleine zwar ökologisch nicht unbedingt vorteilhafter sind, die jedoch durch ihre Langlebigkeit überzeugen.
DEO
Beim Deokauf solltest du unbedingt darauf achten, dass das Produkt weder gefährliche Aluminiumsalze noch Parabene oder andere chemische Zusatzstoffe enthält. Wenn das Deo dann noch nachhaltig produziert und verpackt ist, bist du auf der sicheren Seite. Mein aktueller Favorit ist die natürlich duftende Deocreme von We Love the Planet, die unangenehme Gerüche durch zugesetztes Natron neutralisiert. Bei täglicher Anwendung reicht eine Dose etwa drei Monate.
Wenn du magst, kannst du aus Bienenwachs, Kokosöl, Sheabutter, Zitronenöl, Backpulver und Maisstärke auch dein eigenes Deo herstellen und im Glastiegel abfüllen. Probier’s doch einfach mal aus!
MONATSHYGIENE
Herkömmliche Tampons sind nicht nur umweltschädlich, weil sie sehr viel Müll produzieren, sondern sie sind (und das wissen nur die wenigsten Frauen) auch gesundheitsschädlich, denn sie enthalten giftige Chemikalien, wie zum Beispiel das krebserregende Pflanzengift Glyphosat, das durch den engen Kontakt mit den Schleimhäuten in unseren Körper gerät. Zum Glück sind einige, wenige Firmen in den letzten Monaten darauf gekommen, Tampons auch ohne Chemikalien und Pestizide herzustellen. So zum Beispiel The Female Company, deren fair produzierte Tampons aus reiner Biobaumwolle zu 98,4% kompostierbar sind.
Da es die Tampons noch nicht allzu lange auf dem Markt gibt, habe ich in den letzten 12 Monaten einige Alternativen ausprobiert. Die wahrscheinlich nachhaltigste von allen ist die Menstruationstasse aus giftfreiem medizinischem Silikon, die leicht zu reinigen ist und laut Hersteller bis zu zehn Jahren verwendet werden kann.
Wer (wie ich) nicht so gut mit der Menstruationstasse klar kommt, kann Menstruationsschwämmchen mal ausprobieren. Sie sind ein reines Naturprodukt und kommen ohne Chemie und Plastik aus. Sie werden von Hand geerntet und können auf Reisen ganz einfach ausgewaschen und wiederverwendet werden.
Zusätzlich empfehle ich waschbare Binden aus Biobaumwolle, die ohne Bleichmittel und Giftstoffe produziert werden und nach der Benutzung mit deiner bereits getragenen Unterwäsche im Wäschesack landen.
Weitere Tipps für einen nachhaltigen Kosmetikbeutel
Weniger ist mehr
Das wichtigste Prinzip eines nachhaltigen Lebensstils ist »Weniger ist mehr«. Oft kann ein einziges nachhaltiges Produkt eine ganze Reihe anderer in Plastik verpackter Produkte ersetzen (siehe Kokosöl). Am nachhaltigsten ist jedoch immer noch das Produkt, das gar nicht erst hergestellt werden muss. Überlege dir deshalb genau, welche Dinge du wirklich anschaffen musst und auf welche du vielleicht ganz verzichten kannst.
Nachhaltig heißt nicht gleich teurer
Zugegeben, auf den ersten Blick wirken nachhaltige Produkte immer teurer als die herkömmlichen. Beziehst du das Ganze jedoch auf die Nutzungsdauer und vergleichst nicht nur den Erstanschaffungspreis, kommst du unterm Strich meist günstiger weg.
Do it yourself
Viele Kosmetikprodukte müssen gar nicht erst gekauft, sondern können ganz einfach und ohne große Zauberei selbst hergestellt werden. Meistens benötigst du dazu nur wenige Minuten Zeit und ein paar einfache Hausmittel. Mit DIY-Produkten sparst du außerdem viel Geld und kannst sie immer in eigenen Tiegeln für die Reise abfüllen.
Weitere Zero Waste Produkte, die die Welt ein bisschen besser machen
- Nagellack von Nailberry (atmungsaktiv, ohne Schadstoffe, ohne Tierversuche)
- Waschbare Abschminkpads aus Bio-Baumwolle
- Luvos Heilerde als Gesichtsmaske zum Anrühren
Buchtipps zum Thema Zero Waste auf Reisen
- (Noch) besser leben ohne Plastik von Nadine Schubert
- Ohne Wenn und Abfall von Milena Glimbovski
- Zero Waste: Weniger Müll ist das neue Grün von Shia Su
- Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie von Smarticular
- Plastiksparbuch von Smarticular
- Plastikfrei für Einsteiger von Christoph Schulz
- The Glow – Naturkosmetik selber machen
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Sara
Hallo,
ich habe jetzt seit 2 Wochen die Haarseife bzw. das feste Haarshampoo von Klarseifen.de, das finde ich sehr gut :)
Liebe Grüße,
Sara
Nicole
Liebe Julia,
Ich habe tatsächlich einen sehr guten Tipp für eine Haarseife, die bei meinen leicht fettenden Haaren fantastisch funktioniert. Und zwar die Bio Salzseife der Kleinen Manufaktur Wiener Seife. Am Anfang war ich sehr skeptisch, ob das wirklich eine gute Alternative zu den kommerziellen Schampoos sein kann. Doch wenn man den Dreh raus hat, funktioniert die Seife super. Meine Haare sind auf einmal viel griffiger, fetten weniger schnell nach, haben Form und Struktur, wie nie zuvor. Einfach mal ausprobieren: http://www.wienerseife.at oder nach Wien fahren und sich dort vor Ort beraten lassen. Auch die Körperseifen sind top und duften himmlisch. Die Inhaberin kommt aus dem Voralberg und macht das Ganze mit Hingabe und Leidenschaft. Vielleicht kann ich Dir mit diesen Tipp helfen. Liebe Grüße Nicole
Kathrin
Ich hatte dasselbe Problem wie du. Die Lösung war bei mir die „saure Rinse“:
Am besten geht es, wenn man nach der Wäsche mit der Haarseife eine saure Rinse mit altem Wasser und einem Schuss Obstessig in eine leere Flasche füllt und damit die Haare nachspült. Das Ganze zum Schluss dann noch mit klarem Wasser ausspülen und dann kann ich auch wieder meine Haare durchkämmen. Geht schnell und einfach und wirkt bei mir super.
Wir haben auch festgestellt, dass die Haarseife Rückstände in der Badewanne hinterlässt. D.h. am besten nach dem Haarewaschen die Wanne direkt putzen. Wenn es erstmal festtrocknet, geht es sonst nur schwer weg. So kommen wir jetzt gut klar.
Simona
Liebe Julia
Was für ein toller Bericht! Ich benutze schon aktuell einige nachhaltige Produkte, bin nach diesem Blogbeitrag nun noch motivierter mehr darauf zu achten. Ich werde bestimmt einige deiner empfohlenen Produkte nachkaufen, leider werden viele Produkte nicht in die Schweiz geliefert. Aber da finde ich sicher eine gute Alternative.
Vielen Dank für deine tollen Tipps.
Sophia
Ich bin auch langsam aber sicher dabei, mein Badezimmer auf Zero bzw Low Waste umzustellen. Am schlimmsten sind die vielen gutgemeinten Duschgels, Gesichtsmasken etc. die man zu Weihnachten immer kriegt :-)
Von Rasierhobel, Menstruationstasse und wiederverwendbaren Abschminktüchtern bin ich sehr begeistert und erst kürzlich habe ich mir eine Deocreme selber gemacht. Seit letztem Jahr siede ich auch Seife selber.
Meine Empfehlung bezüglich Haare waschen: Festes Shampoo von Alverde, gibts bei DM zu kaufen und ich persönlich finde es sehr gut.
Liebe Grüße :-)
Christina
Hallo Julia,
Hast du genaue Angaben zu der selbstgemachten Deocreme? Also wie viel von der jeweiligen Zutat?
Und welches Öl benutzt du am liebsten für dein Zitrone-Rosmarin Körperöl?
Finde deinen Beitrag sehr hilfreich und übersichtlich! :)
Liebe Grüße, Tina