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Der schönste Arbeitsplatz der Welt

Von
Arbeiten an Bord

Der Himmel steht in Flammen während die Sonne wie ein orange-roter Feuerball im Ozean versinkt. Ein Feuerwerk aus Farben. Eine sich einbrennende Erinnerung. Solch eine Szenerie bekommt man wohl nicht alle Tage zu sehen, schon gar nicht während der Arbeit. Wenn der Arbeitsplatz allerdings mitten auf dem Meer liegt, werden überwältigende Momente wie diese zum Alltag.

Während ich wie wild in die Tasten meines Computers hacke und auf den Bildschirm starre, zieht die Skyline von Dubai an meinem Bürofenster vorbei. Vor einer Viertelstunde haben wir den Hafen der Wüstenmetropole am Persischen Golf verlassen. Die Hochhäuser der Stadt werden kleiner und kleiner. Allmählich verschwindet sogar der Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, im weißen Dunst.

Wenig später, mitten auf dem Meer, beobachte ich einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Ich springe von meinem Bürostuhl auf und laufe aufs Promenadendeck. Obwohl ich eine solche Traumkulisse fast täglich zu sehen bekomme, habe ich meine Faszination für diese Momente zum Glück nicht verloren.

Auch nach vielen Jahren auf dem Meer, stürze ich immer noch jeden Abend (wenn es mein Arbeitsplan zulässt) an die Reling, um die untergehende Sonne zu beobachten. Langsam färben sich die Wolken lila. Der Tag verabschiedet sich und ich kehre zurück zu meinem Schreibtisch.

Kreuzfahrtschiff

Während ich an der allabendlichen Abrechnung sitze, blicke ich immer wieder aufs Meer hinaus. Mittlerweile umgibt uns eine mystische Dunkelheit. Ich sehe so gut wie gar nichts mehr. Schwarzer Himmel, schwarzes Wasser. Nur der Mond leuchtet schwach in der Ferne.

Ich liebe den Ausblick aus meinem Bürofenster! Wer kann das schon von sich behaupten?

Es ist Dezember und die meisten Menschen schauen von ihren Arbeitsplätzen auf Hinterhöfe, Hochhäuser und leere Straßen in einer immer gleichen Stadt. Draußen ist es regnerisch und ungemütlich, so wie jeden Tag. Ein mausgrauer Schleicher verdeckt den Himmel und trübt die Stimmung.

Nicht da wo ich bin, denn mein Ausblick ändert sich an Seetagen im Minutentakt.

Mal ist das Meer rauchgrau, wild und kraftvoll, beinahe aggressiv. Meterhohe Wellen klatschen mit voller Wucht gegen die Außenseiten des Schiffes. Es wackelt, dass einem übel wird. Ab und zu zieht eine dicke Wolkendecke auf und der Sturm bläst so heftig, dass man die Tür zum Außendeck kaum öffnen kann. Ja, es gibt auch Unwetter auf hoher See.

An anderen Tagen strahlt der Himmel in seinem schönsten Blau. Kein einziges Wölkchen ist zu sehen und das Meer ruht spiegelglatt wie ein See. Diese Tage mag ich besonders gerne, denn dann schaukelt das Schiff nicht, sondern gleitet sanft wie eine Feder über die Wasseroberfläche.

Hin und wieder tauchen Berge in der Ferne auf. Ihre Silhouetten zeichnen sich am Horizont ab. Inseln, Gebirgsketten und Landzungen ziehen vorbei. Kleine Fischerboote und große Frachter, beladen mit Industriecontainern, begegnen uns.

Kreuzfahrtschiff

Am 5. August 2012 setzte ich meinen Fuß zum ersten Mal in meinem Leben auf ein Kreuzfahrtschiff. Nicht etwa, um Urlaub zu machen und den ganzen Tag auf dem Pooldeck in der Sonne zu braten, sondern um zu arbeiten. Ich wurde Teil der 800-köpfigen Crew, so wie ich es mir immer erträumt hatte.

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, als ich zum ersten Mal vorne am Bug des Schiffes stand und auf das unendliche Blau starrte, das vor mir lag. Über mir der azurblaue Himmel, unter mir der endlose Ozean. Am Horizont verschmolzen die beiden zu einer harmonischen Einheit. Es war Liebe auf den ersten Blick!

Nicht, dass ich vorher noch nie das Meer gesehen hätte. Aber dieses Mal war es anders. Von einem so riesigen Kreuzfahrtschiff aus fühlte es sich unbeschreiblich schön an. Die Meeresluft roch nach grenzenloser Freiheit. Meine Glücksgefühle sprudelten über und ich konnte mich vom Anblick dieser Weite kaum losreißen.

Von früh morgens bis spät abends hätte ich am Bug stehen und mich von den Weltmeeren verzaubern lassen können. Doch leider wurden diese kostbaren Momente zur Seltenheit, denn schließlich war ich zum Arbeiten gekommen.

3,5 Jahre sind seitdem vergangen, in denen ich das Schiffsleben lieben, aber auch hassen gelernt habe. Und trotz allem bin ich auch heute noch überzeugt davon, dass das Kreuzfahrtschiff der schönste Arbeitsplatz der Welt ist.

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Wo die Küste endet, beginnt das Abenteuer

Jeden Morgen wache ich in einem anderen Hafen, in einem anderen Land auf. Ich fahre mit meinem Arbeitsplatz um die Welt und nutze meine Mittagspausen, um neue Städte zu entdecken und in fremde Kulturen einzutauchen.

Mein Job auf dem Kreuzfahrtschiff ermöglicht es mir, das Reisen mit dem Arbeiten zu verbinden. Ich sehe mir die Welt an und besuche Orte, die ich ohne das Schiff vielleicht nie gesehen hätte.

So war ich zum Beispiel schon auf den Faröer Inseln, habe das Phänomen der Mitternachtssonne in Norwegen erlebt, die Pyramiden in Gizeh besucht und im Toten Meer in Israel gebadet. Ich bin mit dem Schiff durch den Suezkanal und den Geiranger Fjord gefahren, habe tolle Tage in St. Petersburg verbracht, mich in Lissabon verliebt und eine zauberhafte Erfahrung in Mumbai gemacht.

Zusätzlich zu all den tollen Zielen, die ich mit dem Schiff bereisen durfte, habe ich ganz wundervolle Menschen kennengelernt, die ich heute zu meinen engsten Freunden zähle. Zurück bleiben großartige Erlebnisse und Erinnerungen, die ich meinem Job auf einem Kreuzfahrtschiff zu verdanken habe.

Kreuzfahrtschiff

Nach Feierabend, gegen 23 Uhr, ziehe ich mich aufs Crewdeck zurück, um durchzuatmen. Das Crewdeck ist einer der wenigen Orte auf dem Schiff, an dem man nicht mit einem dämlichen Dauergrinsen durch die Gegend laufen und freundlich sein muss, sondern einfach mal abschalten kann.

Ich lasse meinen Kopf vom orkanartigen Wind durchblasen und stelle mir vor, wie all meine negativen Gedanken aufs Meer hinausgetragen werden. Sobald ich meine Sorgen über Bord geworfen habe, lege ich mich auf den Rücken, starre in den sternenklaren Himmel und zähle Sternschnuppen.

Noch nie habe ich so viele und vor allem so zauberschöne Sternschnuppen gesehen, wie auf dem offenen Meer. Wahrscheinlich weil es hier draußen rein gar nichts gibt, vor allem keine Lichter, die ablenken.

Der Ozean ist pechschwarz wie Fahrzeuglack. Der Mond leuchtet die Wellen an und wirft ein silbernes Licht aufs Wasser. Das Kreuzfahrtschiff bewegt sich ganz langsam durch die Dunkelheit.

Auf dem kühlen Stahlboden liegend, fühle ich das ewige, sanfte Fließen der Wellen, das Heben und Senken. Weit und breit ist nichts außer Meer und Horizont.

Kreuzfahrtschiff Mond

Manchmal stelle ich mir vor, wie dieses Bild wohl vom Weltall aus aussehen mag: Das Schiff, klitzeklein wie ein Sandkorn, auf dem riesigen dunklen Ozean. Fast schon ein bisschen unheimlich.

In solchen Momenten wird mir klar, wie winzig und unbedeutend wir doch sind. Und nicht nur wir, sondern all unsere Probleme, mit denen wir uns tagein tagaus beschäftigen. Die kleinen Wehwehchen, über die wir uns täglich beschweren, die eigentlich keiner Rede wert sind.

Wenn ich nachts auf dem Deck liege und über das Menschsein philosophiere, spüre ich die echte Freiheit und bin überzeugt davon, dass das Kreuzfahrtschiff der schönste Arbeitsplatz der Welt ist!

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19 Kommentare
  1. Maike

    4. Februar 2016

    3,5 Jahre seitdem du zum ersten mal auf’s Schiff bist? Ich kann es kaum glauben! Was seitdem alles passiert ist & besonders: was wir seitdem alles erlebt und was für tolle Orte wir bereist haben :) Wir dürfen uns wirklich glücklich schätzen, bereits so viel unserer wunderbaren Welt gesehen zu haben!

    Einmal im Reisefieber, lässt es einen nicht mehr los. Freue mich auf die nächsten Artikel und natürlich die live Infos von deinen nächsten Abenteuern.

    Grüße von der grünen Insel! :*

    • julialassner

      9. Februar 2016

      Liebe Maike,
      es sind tatsächlich schon 3,5 Jahre vergangen, seitdem ich zum ersten Mal
      aufs Schiff gestiegen bin. Die Zeit rennt!
      Ich schließe mich deinen Worten an. Wir können wirklich glücklich sein,
      über all die wundervollen Dinge, die wir bereits erlebt haben.
      Freue mich schon auf die vielen weiteren Abenteuer mit dir!
      Ich drücke dich ganz feste aus der Ferne :-*
      Julia

  2. Marci

    5. Februar 2016

    Hallo Julia!
    Danke für deinen Bericht! Du hast wunderbar in Worte gefasst, was ich den „Daheimgebliebenen“ immer wieder versuche zu beschreiben. Es stimmt, wenn man es schafft, das Schiffsleben mit dem Herzen zu sehen, dann erlebt man einzigartige Momente, die einem immer wieder neue Energien schenken! Liebe Grüsse!

    • julialassner

      9. Februar 2016

      Hallo Marci,
      danke für deine Worte!
      Die schönen Momente, die ich in meinem Artikel beschreibe,
      sind zwar eher die seltenen, aber sie geben einem tatsächlich
      die Energie, die man benötigt, um durchzuhalten.
      Arbeitest du noch auf einem Kreuzfahrtschiff?
      Alles Liebe aus Berlin,
      Julia

  3. Kreuzfahrtblog

    8. Februar 2016

    Hach da werden Erinnerungen wach… :-)
    Ganze vier Monate habe ich es als DJ an Border AIDAvita ausgehalten, aber die Heuer war mir im Endeffekt dann doch zu niedrig – trotz genialer Routen durch das Mittelmeer und die Karibik. Aber immerhin ist mir das Bloggen geblieben und das Fernweh ins uneremessliche gestiegen. ;-)

  4. Alexandra

    29. Februar 2016

    Liebe Julia,

    ein inspirierender Artikel, der mich mitfühlen lässt mit Deinen Beschreibungen! Überhaupt ein sehr schöner Blog, auf dem ich jetzt sicherlich öfters vorbei schauen werde :-). Ich bewundere Dich für den Mut und beneide Dich ein wenig um Deine Freiheit, so viel von der Welt zu sehen, auch wenn das Leben auf dem Schiff natürlich auch seine Limits hat. Großartige Berichte übrigens auch über Sri Lanka!

    Liebe Grüße aus München, Alexandra

    • Julia

      29. Februar 2016

      Hi Alexandra,
      herzlichen Dank für deine lieben Worte!
      Ich freue mich sehr darüber eine neue Leserin gewonnen
      zu haben. Das Arbeiten auf dem Schiff ist wirklich kein
      Zuckerschlecken, aber trotzdem habe ich jede Menge gute
      Erfahrungen dort gesammelt und möchte die Zeit um nichts
      in der Welt hergeben.
      Viele Grüße aus Berlin,
      Julia

  5. Caro

    11. Januar 2017

    Liebe Julia,
    hach, wie wunderschön, das klingt echt super :)
    Eine Kreuzfahrt als Gast wäre zwar glaube ich nichts für mich, aber ich möchte unbedingt auch mal auf einem arbeiten. Mal sehen, vielleicht heuere ich irgendwann mal als Fremdsprachenlehrerin auf einem Schiff an, da habe ich schon viele Stellenausschreibungen gesehen, auf die ich mich am liebsten direkt beworben hätte :D
    Schöne Grüße,
    Caro

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