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Nachhaltig auf Teneriffa: So gelingt ein umweltfreundlicher Urlaub

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Spanien

Teneriffa wird jährlich von rund fünf Millionen Urlauber:innen besucht. Die Grenzen der Belastung für Mensch und Natur sind durch diesen Massentourismus längst erreicht – wenn nicht sogar überschritten. Um dem entgegenzusteuern hat auf der Kanareninsel bereits vor einigen Jahren ein Umdenken in Richtung nachhaltiger Tourismus begonnen.

Das große Ziel ist es, den Tourismus so zu gestalten, dass die Auswirkungen auf die Natur und die lokale Bevölkerung spürbar minimiert werden. Das haben wir uns mal genauer angesehen und sind bei der Recherche erfreulicherweise auf viele zukunftsweisende Ansätze gestoßen.

Mit diesem Beitrag möchten wir dich dazu ermutigen, auf einen typischen Pauschalurlaub in den großen Hotelketten im Süden der Insel zu verzichten und Teneriffa stattdessen individuell und so nachhaltig wie möglich zu erkunden. Hier findest du wertvolle Tipps, interessante Projekte und Denkanstöße rund um das Thema nachhaltig auf Teneriffa.

nachhaltig auf Teneriffa

Nachhaltig auf Teneriffa

1. Anreise nach Teneriffa

Die Anreise stellt zweifellos die größte Herausforderung für umweltbewusste Reisende dar, denn Teneriffa ist eine Insel im Atlantik und kann ausschließlich per Flugzeug oder Schiff erreicht werden. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Urlaub auf Teneriffa nicht nachhaltig sein kann. Die Anreise lässt deine Klimabilanz zwar leider schlecht aussehen, das Konzept des nachhaltigen Reisens darf jedoch nicht ausschließlich auf die Anreise beschränkt werden, sondern geht weit darüber hinaus.

Wie immer, möchten wir das Fliegen selbstverständlich nicht schönreden. Jedoch geht es unserer Meinung nach vor allem um eine bewusste Gestaltung des gesamten Reiseerlebnisses.

globusliebe Idee

Auf einem einfachen Flug von Frankfurt nach Teneriffa Süd fallen laut MyClimate 0,548 Tonnen CO2 pro Person an.

Um die Auswirkungen der Anreise zu minimieren, kannst du zum Beispiel deinen CO2-Ausstoß kompensieren. Das soll keinesfalls ein Freifahrtsschein fürs Fliegen sein, hilft aber wenigstens dabei, CO2-Emissionen durch Klimaschutzprojekte an anderer Stelle einzusparen. Außerdem kannst du länger auf der Insel bleiben (das reduziert immerhin die prozentualen Auswirkungen der Anreise) anstatt mehrmals für einen kurzen Zeitraum hinzufliegen.

Grundsätzlich geht es darum, dass wir alle insgesamt weniger fliegen. Wenn du einmal pro Jahr oder sogar seltener in den Flieger steigst, musst du dich dafür nicht schlecht fühlen. Gar nicht zu fliegen wäre sicherlich die umweltfreundlichste Lösung, aber vermutlich schlägt dein Herz genauso fürs Reisen wie unsere es tun. Sorge also dafür, dass die Anreise nach Teneriffa der klimaschädlichste Teil deines Urlaubs bleibt und gestalte den Rest möglichst umweltfreundlich. Denn auch trotz Flug ist es möglich einen positiven Beitrag zur Erhaltung unserer Umwelt zu leisten!

Teneriffa nachhaltig erleben

2. Naturschutz auf Teneriffa

Die Kanareninsel Teneriffa erfindet sich zur Zeit neu und setzt ihren Fokus gezielt auf Nachhaltigkeit. So steht zum Beispiel fast die Hälfte der Insel unter strengem Naturschutz, um die einzigartige Flora und Fauna zu bewahren und die natürliche Schönheit Teneriffas für kommende Generationen zu schützen.

Die insgesamt 43 ausgewiesenen Schutzgebiete umfassen Wälder, Vulkanlandschaften und Küsten. Dazu zählen zum Beispiel der Teide Nationalpark (der auch UNESCO-Weltnaturerbe ist), das Anaga Gebirge mit seinen uralten Lorbeerwäldern (ebenfalls UNESCO-Biosphärenreservat) sowie die Region rund um den Vulkan Chinyero und das Teno Gebirge.

Durch die Einrichtung von Naturschutzgebieten setzt Teneriffa ein klares Zeichen für Umweltschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Die geschützten Regionen bieten nämlich Lebensraum für zahlreiche endemische Pflanzen- und Tierarten und schaffen Naturerlebnisse für Besucher:innen. Diese werden im besten Fall dazu ermutigt, die Natur mit Respekt zu erkunden und sich bewusst für nachhaltige Aktivitäten zu entscheiden.

nachhaltig auf Teneriffa
Naturschutz auf Teneriffa
nachhaltig auf Teneriffa Naturschutz

3. Nachhaltige Strände

Die Blaue Flagge ist ein nachhaltiges Siegel, das von der Foundation for Environmental Education vergeben wird. Es zeichnet Strände, Badestellen und Häfen aus, die bestimmte Kriterien hinsichtlich Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie Sicherheit und Wasserqualität erfüllen. Um die Blaue Flagge zu erhalten, muss die vorbildliche Umweltarbeit jedes Jahr erneut nachgewiesen werden.

Im Mai 2023 erhielt Teneriffa insgesamt 15 Blaue Flaggen für Strände, Naturschwimmbecken und einen Hafen. Damit ist die Insel nun die, mit der höchsten Anzahl an Blauen Flaggen im gesamten Kanarischen Archipel. Zu den ausgezeichneten Orten zählen zum Beispiel der Strand El Muelle in Garachico, der Strand El Duque in Adeje, der Strand San Marcos in Icod de los Vinos sowie die Naturschwimmbecken von Bajamar bei La Laguna.

nachhaltig auf Teneriffa Strände
So geht nachhaltig auf Teneriffa

4. Lichtschutz auf Teneriffa

Wenn du dich außerhalb der touristischen Ballungszentren befindest, solltest du nachts unbedingt einmal einen Blick Richtung Himmel werfen. Die Lichtverschmutzung auf Teneriffa ist nämlich so gering, dass du bei klarer Sicht einen fantastischen Sternenhimmel bestaunen kannst.

Schon seit 1988 gilt Teneriffa als sogenanntes Lichtschutzgebiet. Im Teide Nationalpark findest du zahlreiche Informationstafeln und Aussichtspunkte zur Sternenbeobachtung auf eigene Faust. Darüberhinaus werden auch nächtliche geführte Touren mit Teleskopen zu besonders dunklen Spots angeboten.

Da künstliches Licht negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt haben kann, wird nächtliche Dunkelheit als Schutzgut betrachtet. Regionen mit sehr geringer Lichtverschmutzung werden deshalb als Lichtschutzgebiete ausgezeichnet.

5. Umweltfreundliche Aktivitäten

Wer Teneriffa bereist, kann sich bewusst für umweltfreundliche Freizeitaktivitäten entscheiden. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Wandern in der Natur ohne diese zu zerstören oder Müll zu hinterlassen
  • Radfahren ohne dabei umweltschädliche Emissionen zu verursachen
  • Teilnahme an Aktivitäten, die den Schutz der Umwelt und die Förderung lokaler Gemeinschaften in den Vordergrund stellen
  • Besuch lokaler Märkte, auf denen regionale Lebensmittel verkauft werden, die nicht extra eingeflogen werden müssen
  • Unterstützung von lokalem Kunsthandwerk, um die Wirtschaft auf der Insel zu fördern

Auf Teneriffa gibt es ein großes touristisches Angebot, bei dem das Engagement für die Umwelt im Fokus steht. So kannst du zum Beispiel Landgüter und Bio-Bauernhöfe besuchen, um Einblicke in deren Arbeit zu erhalten. Wie wäre zum Beispiel mit einer Führung durch eine ökologische Bananenplantage?

Hier lernst du Wissenswertes über die kleinen, süß schmeckenden kanarischen Bananen, die platano heißen und erst dann gegessen werden, wenn sie kleine Punkte haben. Rund 25.000 Familien leben auf den Kanaren vom Bananenanbau. Inzwischen gibt es zum Glück immer mehr rein biologische Plantagen, die ohne Chemie arbeiten.

Öko Bananenplantage Teneriffa
Bio Bananen Teneriffa

6. Conscious Whale Watching

Delfin- und Walbeobachtungen zählen zu den Top-Freizeitaktivitäten auf Teneriffa. Leider werden die Tiere dabei oft mit Motorbooten gejagt, damit Tourist:innen möglichst nahe dran kommen und gute Fotos schießen können. Wenn du Delfine oder Grindwale unbedingt aus nächster Nähe beobachten möchtest, achte bitte darauf, dass du eine Tour buchst, die den Schutz der Meerestiere ganz klar in den Fokus stellt.

Dazu zählen zum Beispiel die Abstandseinhaltung zu den Tieren sowie die Vermeidung von Lärm und Müll. Einige Anbieter auf Teneriffa arbeiten mit der gemeinnützigen Meeresschutzorganisation Sea Shepherd zusammen. Wir würden vor allem diesen Anbietern vertrauen. Allerdings haben wir bewusst auf eine Whale Watching Tour verzichtet und können deshalb keine Empfehlung mit 100 prozentiger Sicherheit aussprechen.

7. Palmen auf der Mülldeponie

Ein großartiges und nachhaltiges Projekt, das wir während unserer Recherchearbeit entdeckt haben, ist ein Palmengarten auf einer ehemaligen Müllhalde. Er heißt Palmetum und befindet sich im Süden der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Bis 1983 wurde hier Müll auf einem 12 Hektar großen und 40 Meter hohen Hügel gelagert. Gärungsprozesse des Mülls führten jedoch zu Rauchwolken und Giftgasen.

Anfangs der 90er Jahre entschloss man sich deshalb für eine Umstrukturierung des Müllbergs und verwandelte ihn in einen botanischen Garten. Heute wachsen hier rund 2.000 verschiedene Pflanzenarten – darunter 70 vom Aussterben bedrohte Arten und etwa 600 teils seltene Palmenarten. Damit gilt die Grünanlage offiziell als größte Palmensammlung Europas.

Das Palmetum kann täglich von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden und macht deutlich, wie wertvoll es ist, Lebensraum im Einklang mit der Natur zu erhalten. Ein sehr wichtiger Aspekt im nachhaltigen Tourismus!

Palmen Teneriffa

8. Das erste CO2-freie Dorf

Ein weiteres spannendes Projekt zum Thema Nachhaltigkeit auf Teneriffa ist das Dorf Granadilla im Süden der Insel. Es ist das weltweit erste komplett CO2-neutrale Dorf, das völlig unabhängig von externen Energielieferanten funktioniert. Entwickelt von Wissenschaftler:innen des Technologischen Instituts für Erneuerbare Energien und entworfen von internationalen Architekt:innen, sind in Granadilla 25 bioklimatische Häuser entstanden.

Sie bestehen hauptsächlich aus natürlichen Materialien, wie Holz, Muschelkalk, Lava und Tuffstein und bieten unterschiedliche Lösungen für mehr Nachhaltigkeit. Sie sind so gebaut, dass keine Klimaanlagen notwendig sind. Sonne, Wasser und Wind werden als regenerative Energiequellen genutzt. Gleichzeitig wird so wenig Energie, wie möglich, verbraucht. Dazu sind alle Gebäude mit Wasserecyclingsystemen ausgestattet.

Was anfangs als reines Forschungsprojekt begann, ist mittlerweile zu einem Feriendorf für Reisende geworden, die ihren Urlaub auf Teneriffa möglichst umweltschonend gestalten wollen und sich für nachhaltiges Wohnen interessieren.

9. Nachhaltige Unterkünfte

Neben dem weltweit ersten CO2-freien Dorf, in dem du deinen Urlaub verbringen kannst, gibt es auf Teneriffa zahlreiche Hotels mit Umweltzertifikat sowie kleine, familiengeführte Ferienwohnungen und ländliche Unterkünfte, die Wert auf ein nachhaltiges Konzept legen.

Eine ökologische Ausrichtung bedeutet dabei zum Glück nicht automatisch teuer. Ein tolles Beispiel dafür ist die wundervolle, familiengeführte Öko-Finca in Arona, die auf Müllvermeidung und Recycling sowie frische Bio-Lebensmittel aus dem eigenen Garten oder vom lokalen Markt setzt.

globusliebe Nachhaltigkeitstipp

Lies hier auch unseren Beitrag, der dich vor Greenwashing schützt: Wie erkenne ich, ob eine Unterkunft wirklich umweltfreundlich ist?

nachhaltig auf Teneriffa Tipps
Unterkünfte Teneriffa lokales Frühstück

10. Regional essen

Wer im Urlaub überwiegend auf regionale Lebensmittel zurückgreift, kann dadurch die Umweltauswirkungen durch kürzere Transportwege reduzieren und die lokale Landwirtschaft unterstützen. Schlendere unbedingt über die bunten Wochenmärkte in den typisch kanarischen Dörfern und besuche traditionelle Guachinches (Restaurants) abseits von touristischen Zentren. Hier wird oftmals authentische, regionale Küche serviert.

Typische (vegetarische und vegane) Inselprodukte sind zum Beispiel:

Kartoffeln: Auf Teneriffa wachsen 29 anerkannte Sorten. Besonders beliebt sind die kleinen Runzelkartoffeln (papas arrugadas), die es nur auf den Kanaren gibt. Sie werden mit grobem Meersalz zubereitet und mit roter oder grüner Mojo serviert. So lecker!

Update: Eine aufmerksame Leserin hat uns darauf hingewiesen, dass es 2023 eine Kartoffelkrise auf den Kanaren gab. Um den hohen Bedarf zu decken, werden Kartoffeln nun teilweise aus England importiert und haben beim Verzehr bereits einen 3.500 Kilometer langen Transportweg hinter sich :(

Wein: Wusstest du, dass Teneriffa fünf Hauptweinanbaugebiete hat? Die vulkanischen Böden, die Höhenlage der Weinberge und das atlantische Klima verleihen den Weinen einen ganz besonderen Charakter. Besuche unbedingt ein Weingut oder eine Bodega, um regionale Weine zu kosten.

Bananen: Der Bananenanbau spielt eine wichtige wirtschaftliche Rolle auf der Insel, denn die kleinen, süßen Früchte sind extrem beliebt. Natürlich gibt es auch eine große Vielfalt an anderen tropischen Früchten, wie Avocado, Mango oder Papaya.

Pimientos de Padrón: Die kleinen, grünen Paprikaschoten werden auf Teneriffa angebaut. Sie werden in Olivenöl gebraten, mit grobem Meersalz bestreut und als Tapas oder Beilage zu verschiedenen Gerichten serviert.

Ziegenkäse auf Teneriffa
Pimientos de Padrón Teneriffa

Gofio: Gofio ist ein traditionelles kanarisches Lebensmittel, das meistens aus geröstetem Getreide hergestellt wird. Es ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen Küche und wird oft als Ergänzung zu verschiedenen Gerichten verwendet. Es hat eine lange Geschichte und war das Grundnahrungsmittel der Ureinwohner:innen.

Ziegenkäse: Eine weitere regionale Besonderheit ist der Ziegenkäse. Die Vielfalt der Sorten reicht von milden und cremigen Varianten bis zu würzigen und intensiven Käsen. Einige der Käsesorten Teneriffas erhielten sogar internationale Auszeichnungen wegen ihres außergewöhnlich guten Geschmacks.

Honig: Teneriffa ist für seinen aromatischen Honig bekannt. Auf der Insel gibt es einige Sorten, die weltweit einzigartig sind, denn sie werden von Bienen produziert, die den Nektar und die Pollen von Blüten endemischer Pflanzen sammeln. Ganz besondere Sorten sind der Ginsterhonig und der Tajinastehonig, die auf über 1.500 Metern Höhe gewonnen werden.

Fazit: Nachhaltig auf Teneriffa

Auf der einen Seite ist die Kanareninsel Teneriffa stark vom Tourismus abhängig. Ihn einzudämpfen hätte fatale wirtschaftliche Folgen. Andererseits tragen die vielen Urlauber:innen, die die Insel jährlich besuchen, maßgeblich dazu bei, dass sowohl die Natur als auch die lokale Bevölkerung leiden.

Eine sinnvolle Lösung kann also sein, den Tourismus nachhaltiger zu gestalten und den ökologischen Fußabdruck von Reisenden und Tourismusunternehmen drastisch zu minimieren. Erste Ansätze sind bereits vorhanden und schenken Hoffnung für die Zukunft. Trotz vieler Bemühungen bleibt jedoch die Herausforderung bestehen, eine ausgewogene Balance zwischen Tourismuswachstum und Umweltschutz zu finden.

Was jede:r Einzelne von uns tun kann: Die CO2-Emissionen des Fluges kompensieren, in nachhaltigen Unterkünften übernachten, umweltfreundliche Aktivitäten unternehmen, regional und möglichst pflanzenbasiert essen, die Natur aktiv schützen, Abfall vermeiden und bewusst konsumieren.

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Reisebloggerin, Fotografin & geprüfte Expertin für nachhaltigen Tourismus. Auf diesem Reiseblog findest du über 400 Artikel mit ehrlichen Reisetipps zum Nacherleben. Wir stellen Ausflugsziele und Naturerlebnisse, Abenteuer- und Genussreisen sowie außergewöhnliche Unterkünfte vor. Außerdem erwarten dich Denkanstöße und wertvolle Tipps, um nachhaltiger unterwegs zu sein.

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