Mit der Zahnradbahn zum Gipfel des Pikes Peak
Berge faszinieren mich. Meistens sogar noch viel mehr als das Meer. Dementsprechend aufgeregt bin ich, als meine Tante ankündigt, dass wir zum Pikes Peak fahren.
Obwohl der Pikes Peak unter den 54 Rocky Mountain Gipfeln in Colorado größentechnisch lediglich an 31. Stelle steht, ist der Berg bei Reisenden extrem beliebt. Immerhin ist er der meistbesuchte Berg in Nordamerika und nach dem Mount Fuji in Japan sogar der zweitmeistbesuchte der ganzen Welt.
Es muss wohl an der leichten Erreichbarkeit liegen, denn den Weg zum Gipfel muss man sich nicht zwingend zu Fuß erkämpfen, sondern kann ganz entspannt mit der Zahnradbahn hinauffahren.
Unsere Reise beginnt in Manitou Springs, einem kleinen Cowboystädtchen im Herzen von Colorado. Hier befindet sich die Talstation der Pikes Peak Cog Railway, eine der höchstgelegenen Zahnradbahnen der Welt. Während man früher mit Dampfloks den Gipfel erreichte, sitzen wir heute in einem modernen, dieselbetriebenen Wagon. Leise ratternd setzt sich die Bahn in Bewegung und schraubt sich langsam den steilen Berg hinauf. 14 Kilometer sind es bis zum höchsten Punkt.
Während sich die Zahnradbahn sichtlich abquält, sitzen wir auf unseren zugeteilten Plätzen und schauen durch riesige Panoramafenster in die Natur. Häppchenweise zieht ein beeindruckendes Landschaftsbild an uns vorbei.
Auf den ersten Kilometern passieren wir dichte Espen- und Kiefernwälder, in denen Hirsche, Elche und Bären zu Hause sind. Leider bleiben die Tiere heute in ihren Verstecken und zeigen sich nicht. Nach einer Weile lichtet sich der Wald, Laubbäume werden zu Nadelbäumen und die Sonne taucht auf.
Als wir die Baumgrenze erreichen, ändert sich das Landschaftsbild schlagartig. Die üppige Pflanzenwelt verwandelt sich in eine karge Berglandschaft. Gigantische Felsbrocken und trockene Alpentundra soweit das Auge reicht.
Hin und wieder taucht die asphaltierte Serpentinenstraße auf, über die man den Gipfel auch per Auto erreichen kann. Seit 1916 findet hier jedes Jahr das weltberühmte Bergrennen „Pikes Peak International Hill Climb“ statt, das auch unter dem Namen „Race To The Clouds“ (Rennen zu den Wolken) bekannt ist.
Der Streckenrekord für die 20 Kilometer lange Rennstrecke mit insgesamt 156 Kurven (!!!) liegt derzeit bei 8 Minuten und 13 Sekunden. Die Zahnradbahn hingegen benötigt eineinhalb Stunden bis zum Gipfel. Dafür kann man sich aber entspannt zurücklehnen und das vorbeiziehende Panorama in aller Ruhe genießen. Für mich eindeutig die attraktivere Variante, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nicht einmal die wunderschönen, dunkelblauen Bergseen entdeckt, die immer wieder zwischen den Bergketten auftauchen.
An einer Stelle muss der Zug anhalten, um die entgegenkommende Bahn vorbei zu lassen. Dieses Manöver dauert einige Minuten. Währenddessen beobachte ich lustige Murmeltiere, die neugierig über die Gleisen springen. Auch Bergschafe und Ziegen weiden auf den Wiesen in unmittelbarer Nähe zu den Schienen.
Mittlerweile befinden wir uns 3.000 Meter über dem Meeresspiegel. Der Höhenunterschied zu unserem Ausgangsort Manitou Springs ist bereits deutlich zu spüren: Die Luft wird dünner, die Temperatur fällt. Viele der Fahrgäste haben sich dicke Jacken, Mützen und Handschuhe mitgebracht. Gar nicht mal so schlecht die Idee.
Auf dem Gipfel des Pikes Peak
Nach rund 90 Minuten erreicht die Zahnradbahn den Gipfel des Pikes Peak in 4.301 Metern Höhe. „Please wear your jackets. It’s only 35 degrees at the summit“, warnt der freundliche Zugbegleiter, der uns während der Fahrt mit allerhand Informationen versorgt hat, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Dass der gute Mann von 35 Grad Fahrenheit und nicht Celsius spricht, wird mir spätestens in dem Augenblick klar, als meine Gesichtsmuskeln beim Verlassen des Wagons einfrieren. Scheiße, ist das kalt hier oben! Und ganz schön windig noch dazu.
Eisig pfeift die Luft über den Berg und lässt meine Finger beim Fotografieren steif werden. Vielleicht haben wir deshalb nur eine halbe Stunde Zeit, bevor uns die Zahnradbahn zurück ins Tal bringt?!
Ich jedenfalls nutze jede einzelne Sekunde, um die schier unendliche Fernsicht auf die Berggipfel der Rocky Mountains in meinem Gedächtnis abzuspeichern. Colorado liegt mir zu Füßen und sorgt dafür, dass ich mir winzig klein und gleichzeitig riesengroß und erhaben vorkomme.
Trotz der Kälte, haben wir heute anscheinend riesiges Glück mit dem Wetter, denn an vielen Tagen ist der Gipfel des Pikes Peak von einer dichten Wolkendecke umgeben, die die grandiose Aussicht versperrt. „Viele Gäste kommen hier hoch und stehen enttäuscht vor einer weißen Nebelwand“, erzählt uns der Guide später. Umso mehr freue ich mich über den strahlend blauen Himmel mit seinen kleinen Wattebausch-Wolken.
Völlig durchgefroren und ein klein wenig wehmütig, diesen wunderbaren Ort schon wieder verlassen zu müssen, steige ich in die Zahnradbahn und genieße die steile Abfahrt. Noch einmal zuckelt der Zug durch die abwechslungsreiche Landschaft und bringt uns wohlbehalten zurück nach Manitou Springs.
Meine Tipps für deinen Besuch am Pikes Peak:
- Ausgangspunkt für die Tour mit der Zahnradbahn ist der Ort Manitou Springs. Parken kannst du direkt vor dem Eingang. Das Parkticket kostet 5 $.
- Das Ticket für die Zahnradbahn kostet 38 $. Ich rate dir, unbedingt vorab zu reservieren, denn die Touren sind schnell ausgebucht, vor allem in der Hauptsaison.
- Zweimal täglich fährt die Bahn zum Gipfel. Nimm die erste Tour am Morgen, denn nachmittags ist der Gipfel sehr häufig von dichten Wolken umgeben, die die Sicht versperren.
- Für den gesamten Trip solltest du etwas mehr als drei Stunden einplanen. Auf dem Gipfel hast du circa 30 Minuten Zeit.
- Wegen dem gewaltigen Temperaturunterschied solltest du auch während der Sommermonate unbedingt eine warme Windjacke einpacken.
Claudia Veu Casovic
Hallo Julia ,
Super , dass Du ueber unseren schoenen Tag Geschrieben hast .
Die Aussicht war echt “ Rundherum“ klasse . Man konnte 200 Meilen weit gucken .
Der Horizont war rund , Dein Onkel Jerry sagte er kann 5 verschiedene Staaten sehen.
Ich moechte da gerne noch mal mit Euch hochfahren , prima Fahrt und viel Info .
Ich lache heute noch darueber , dass Dein Onkel sich oben auf dem Peak eine Jacke
gekauft hat , wir haben ganz schoen geschnattert .
Diesen September moechte ich gerne mal ein Wochenende nach Manitou Springs .
Der Ort war so schoen , kleine alte Cowoy Stadt , Souvenir laeden , draussen sitzen ,
Danke und Gruesse mir Alle, Claudia aus Denver
Julia
Liebste Claudia,
ich denke oft an unsere schöne Zeit in Colorado zurück und
möchte euch so schnell wie möglich wieder besuchen kommen.
Danke für all die tollen Erlebnisse!
Ich drücke dich ganz feste aus der Ferne :-*
Julia