So ist das Leben und Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff wirklich

Arbeiten auf dem kreuzfahrtschiff

Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff bedeutet, die Welt entdecken und dabei Geld verdienen. Klingt nach einem echten Traumjob, dachte ich mir und probierte es aus. Dass es irgendwann einmal so kommen musste, war in meiner Familie praktisch vorprogrammiert. Mein Papa arbeitete in jungen Jahren als Koch auf den Weltmeeren, meine Schwester fuhr als Masseurin und Kosmetikerin zur See und auch meine Tante arbeitete als Kabinenstewardess auf dem Kreuzfahrtschiff.

Im Sommer 2012 war es dann auch bei mir endlich so weit. Als das riesige Schiff im Hamburger Hafen das erste Mal vor mir lag, verschlug es mir die Sprache. 262 Meter lang, 32 Meter breit und vom Schornstein bis zur Wasserlinie 53 Meter hoch. Mein erster Eindruck: DER WAHNSINN! Mit 2.000 Gästen und knapp 800 Crewmitgliedern ist so ein Kreuzfahrtschiff vergleichbar mit einer Kleinstadt, nur eben auf dem Meer.

Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff

Nach zahlreichen Sicherheitsübungen, Einweisungen und Trainings ging der harte Arbeitsalltag los und ich merkte schnell, was Leben und Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff bedeutet.

Zwei Jahre und zwei Monate sind seit meinem ersten Einsatz mittlerweile vergangen. Ich habe viele Höhen und Tiefen durchlebt, meinen Job schon einmal an den Nagel gehängt und bin doch wieder zum Schiff zurückgekehrt.

Insgesamt war ich bisher bereits 13 Monate meines Lebens auf hoher See, habe 28 verschiedene Länder gesehen und viele Abenteuer erlebt. Zur Zeit arbeite ich immer mal wieder für einige Monate im Jahr auf dem Schiff. Wenn ich nicht gerade selber mit dem Backpack um den Globus tingele, verdiene ich mein Geld auf dem Kreuzfahrtschiff und nutze die geniale Möglichkeit, Reisen und Arbeiten miteinander zu verbinden.

Die Kehrseite der Medaille

Viele fragen mich: „Wie ist es eigentlich so auf einem Schiff zu arbeiten?“ Immer wieder höre ich: „Du machst sieben Monate Urlaub am Stück und verdienst dabei auch noch Geld? So gut müsste man es mal haben!“ Ganz so ist es natürlich nicht.

Das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff ist kein Zuckerschlecken. Jedes Crewmitglied arbeitet sieben (!!!) Tage in der Woche und das bis zu neun Monate am Stück. Urlaub, Wochenenden oder Feiertage, so wie man es von einem durchschnittlichen Job an Land kennt, gibt es auf hoher See nicht.

Neben den vielen Arbeitsstunden, bringt das Schiffsleben weitere negative Aspekte mich sich: Die Kabinen sind winzig und ohne Fenster. Es gibt also weder Tageslicht noch Frischluft. Wenn ich morgens (im Dunkeln) aufwache und wissen möchte, wie das Wetter ist, schalte ich den Fernseher mit der Vorauskamera an, um zu sehen ob die Sonne scheint oder ob es regnet. Kein Scherz.

Privatsphäre? Fehlanzeige! Mit zwei bis vier Leuten teilt man sich eine Kabine. Wenn es menschlich nicht passt, kann das Zusammenleben ganz schön belastend sein. Es gibt kaum Rückzugsorte für die Crew und außerdem strenge Regeln, an die man sich zu halten hat. Alkoholgrenzen und Zimmerkontrollen sind nur zwei davon. Der Gästebereich ist für die meisten Angestellten tabu.

Leben und arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff

Zwischen Urlaubsfeeling und harter Arbeit

Ist man bereit diese Einschränkungen zu akzeptieren, sich an die Regeln zu halten und für mehrere Monate auf seine Freiheit zu verzichten, kann man eine wundervolle Zeit an Bord haben. Arrangiert man sich mit den Gegebenheiten, kann das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff ein echter Traumjob sein.

Mir persönlich ist es schon oft passiert, dass ich morgens aufwache und mich frage: In welchem Land bin ich heute eigentlich? Welche Währung brauche ich? Oder haben wir etwa Seetag und legen gar nicht an? Gestern Griechenland, Heute Türkei, morgen Israel und übermorgen Ägypten. So sieht der Alltag auf einem Kreuzfahrtschiff wirklich aus.

Natürlich hat man für Landgänge nur stundenweise Zeit und nicht wie die Passagiere, die teuer für ihren Urlaub bezahlen, den ganzen Tag zur Verfügung. In der Mittagspause über die La Rambla in Barcelona schlendern oder nach Feierabend Abfeiern in Abu Dhabi gehören zum alltäglichen Leben. Trotzdem muss man am nächsten Morgen wieder früh raus, um pünktlich und frisch gestriegelt seine Schicht anzutreten.

Darf man das Schiff verlassen, muss alles ganz schnell gehen, denn schließlich will man in kürzester Zeit möglichst viel sehen. Das artet dann meistens in Stress aus. Zuerst mit dem Shuttlebus vom Hafen in die Stadt, dann alle Sehenswürdigkeiten abklappern, fotografieren, Eindrücke aufsaugen, im Kopf abspeichern und versuchen das Ganze zu genießen, einen Kaffee zu trinken und abzuschalten.

Natürlich muss man in seiner knappen Mittagspause auch zu Mittag essen, entweder in der Crewkantine an Bord oder draußen. Zu guter Letzt gilt es, auch den anderen Bedürfnissen, wie Internet und Einkaufen nachzukommen, denn schließlich will man ab und zu auch mit seinen Liebsten zu Hause skypen oder muss schnell noch Shampoo, Duschgel oder Putzmittel für die Kabine besorgen. Danach hetzt man zurück zum Hafen, rein in die Uniform und ab zur Arbeit.

Leben und arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff

Auf die richtige Einstellung kommt es an

Ich betrachte meine Zeit auf dem Schiff nicht als Reisen in dem Sinne, sondern als meinen Job, den ich in erster Linie mache, um Geld zu verdienen. Zusätzlich habe ich die tolle Möglichkeit, die schönsten Orte dieser Welt zu entdecken. Beim Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff ist also die richtige Einstellung entscheidend.

Habe ich mal keine oder nur sehr wenig Zeit, um von Bord zu gehen, versuche ich, nicht traurig und ärgerlich darüber zu sein, was ich verpasse, sondern freue mich über die Dinge, die ich neben der Arbeit erleben darf. Zugegeben, die Einstellungssache klappt bislang nicht immer, steht aber fest auf meiner Liste der guten Vorsätze.

Als Crewmitglied kann es durchaus mal passieren, dass das Schiff im herrlichen Island vor Anker liegt und man nicht von Bord kann. Oder aber man hat nur zwei lächerliche Stunden Pause in Piräus, schafft es nicht die Akropolis in Athen zu besuchen und kann stattdessen nur den Containerhafen bestaunen.

Kreuzfahrtschiff Hafen

Wird ein Ziel mehrmals angefahren, hat man öfters die Chance an Land zu gehen und eine Stadt Stück für Stück kennenzulernen. Nach einer gewissen Zeit hat man dann endlich alles gesehen, was man sehen wollte. „Regen in Dublin? Ach, nicht so schlimm. Ich bin ja nächste Woche noch mal hier“, denke ich mir dann.

Im Winter 2012/2013 war ich vier Monate mit dem Schiff im Orient unterwegs. Woche für Woche sind wir die gleiche Route gefahren, das hieß jeden Montag in Dubai, jeden Dienstag in Abu Dhabi, jeden Mittwoch in Bahrain usw. Bei einer so langen Zeit kann man schon einiges sehen, Ausflüge begleiten und wirklich etwas von der Kultur und den Menschen mitbekommen. Solche Routen fahre ich am liebsten.

Begegnungen, die das Herz berühren

Warum ich das Schiffsleben außerdem liebe? Es sind die Menschen, die es einzigartig machen. Ich lebe mit bis zu 800 Crewmitgliedern auf engstem Raum. Was manchmal verdammt anstrengend sein kann, ist andererseits auch wunderschön, denn man wächst zusammen.

Für mich ist es das Miteinander, die verschiedenen Kulturen, die Leute mit denen ich täglich arbeite und meine Freizeit verbringe. Wir sind ein Team, eine Familie. Menschen aus über 60 Nationen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Geschichten treffen hier aufeinander.

Geld spielt natürlich ebenso eine große Rolle. Ich verdiene bei meinem Job zwar nicht mehr, als ich es an Land tun würde, aber trotzdem spare ich eine Menge Geld, weil ich kaum Zeit habe es auszugeben. Ich habe keine laufenden Fixkosten wie Miete, Auto, Handyvertrag etc. Ich besitze nichts und zahle nichts. So einfach ist das! Das ermöglicht es mir, einen Großteils meines Lohnes zurückzulegen und für die nächste Reise zu sparen.

Fazit zum Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff

Das Leben und Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff ist definitiv kein Zuckerschlecken, sondern besteht aus harter Arbeit, wenig Freizeit und vielen Einschränkungen. Ist man belastbar und kommt damit klar, ist das Kreuzfahrtschiff definitiv der schönste Arbeitsplatz der Welt, denn neben der Arbeit kannst du hier wahnsinnig viel erleben.

Ein Flug mit dem Wasserflugzeug über Dubai, eine Jeepsafari in der Wüste Abu Dhabis, ein Ausflug zum Nordkap, eine Ballettaufführung von Schwanensee in St. Petersburg, Baden im Toten Meer, ein Besuch der Klagemauer in Israel oder eine Bootstour auf dem Nil. All das hätte ich ohne meine Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff vielleicht nie erlebt.

Im Moment genieße ich es, meine Mittagspausen an den schönsten Orten der Welt zu verbringen. Trotzdem bleibt es ein anstrengender 24/7 Job. Wie lange ich das noch machen möchte? Das weiß ich nicht.

Leben und arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff

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